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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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einblies: Wenn Du in diesem Augenblick niesen müßtest ... !
da fing die ganze bretterne Welt an, sich um mich zu
drehen -- die Lampen huschten wie wahnsinnige Stern¬
schnuppen durch einander -- der Stein der Weisen auf
meiner Stirn schwoll zum Chimborasso auf und wackelte,
wie der Narr im Rochus Pumpernickel auf seiner Tonne
und ich hörte sogar des Narren schneidende Stimme:
"Rührt mich nicht an, ich bin von Glas ... oder ich falle
auf die Nase der Philosophie nieder und in Scherben
zerbricht der ganze Plunder ..." Und dann, wie im tiefen
Traume war's mir, als riefe eine andere leise ängstliche
Stimme: "Geschwind den Vorhang nieder -- die Philo¬
sophie wird ohnmächtig! -- Weiter hörte, sah ich nichts!
Ich kam erst wieder zum Bewußtsein unten auf der
Bühne. Gropius war die Treppe zu mir hinaufgesprungen
und hatte mich nach dem Fallen des Vorhanges in seinen
Armen aufgefangen und hinabgetragen. Auch die "Musik"
sagte mir kläglich, daß sie keine Secunde länger hätte
stillsitzen können, ohne von Schwindel ergriffen zu wer¬
den. Wir beide bestanden darauf, daß bei den üblichen
Wiederholungen der Bilder im Schauspielhause unsere
luftigen Sitze kleine Rückenlehnen erhielten.

Wenn nach der Vorstellung im Palais und dem
Souper, -- das auch für die mitwirkenden Künstler in
einem Nebensaale splendid servirt wurde, -- die hohen
Herrschaften tanzten, sah es der König gern, daß die
beschäftigt gewesenen Damen vom Theater dem glänzenden
Feste zuschauten. Da munterte der König freundlich

einblies: Wenn Du in dieſem Augenblick nieſen müßteſt … !
da fing die ganze bretterne Welt an, ſich um mich zu
drehen — die Lampen huſchten wie wahnſinnige Stern¬
ſchnuppen durch einander — der Stein der Weiſen auf
meiner Stirn ſchwoll zum Chimboraſſo auf und wackelte,
wie der Narr im Rochus Pumpernickel auf ſeiner Tonne
und ich hörte ſogar des Narren ſchneidende Stimme:
»Rührt mich nicht an, ich bin von Glas … oder ich falle
auf die Naſe der Philoſophie nieder und in Scherben
zerbricht der ganze Plunder …« Und dann, wie im tiefen
Traume war's mir, als riefe eine andere leiſe ängſtliche
Stimme: »Geſchwind den Vorhang nieder — die Philo¬
ſophie wird ohnmächtig! — Weiter hörte, ſah ich nichts!
Ich kam erſt wieder zum Bewußtſein unten auf der
Bühne. Gropius war die Treppe zu mir hinaufgeſprungen
und hatte mich nach dem Fallen des Vorhanges in ſeinen
Armen aufgefangen und hinabgetragen. Auch die »Muſik«
ſagte mir kläglich, daß ſie keine Secunde länger hätte
ſtillſitzen können, ohne von Schwindel ergriffen zu wer¬
den. Wir beide beſtanden darauf, daß bei den üblichen
Wiederholungen der Bilder im Schauſpielhauſe unſere
luftigen Sitze kleine Rückenlehnen erhielten.

Wenn nach der Vorſtellung im Palais und dem
Souper, — das auch für die mitwirkenden Künſtler in
einem Nebenſaale ſplendid ſervirt wurde, — die hohen
Herrſchaften tanzten, ſah es der König gern, daß die
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Feſte zuſchauten. Da munterte der König freundlich

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[140/0168] einblies: Wenn Du in dieſem Augenblick nieſen müßteſt … ! da fing die ganze bretterne Welt an, ſich um mich zu drehen — die Lampen huſchten wie wahnſinnige Stern¬ ſchnuppen durch einander — der Stein der Weiſen auf meiner Stirn ſchwoll zum Chimboraſſo auf und wackelte, wie der Narr im Rochus Pumpernickel auf ſeiner Tonne und ich hörte ſogar des Narren ſchneidende Stimme: »Rührt mich nicht an, ich bin von Glas … oder ich falle auf die Naſe der Philoſophie nieder und in Scherben zerbricht der ganze Plunder …« Und dann, wie im tiefen Traume war's mir, als riefe eine andere leiſe ängſtliche Stimme: »Geſchwind den Vorhang nieder — die Philo¬ ſophie wird ohnmächtig! — Weiter hörte, ſah ich nichts! Ich kam erſt wieder zum Bewußtſein unten auf der Bühne. Gropius war die Treppe zu mir hinaufgeſprungen und hatte mich nach dem Fallen des Vorhanges in ſeinen Armen aufgefangen und hinabgetragen. Auch die »Muſik« ſagte mir kläglich, daß ſie keine Secunde länger hätte ſtillſitzen können, ohne von Schwindel ergriffen zu wer¬ den. Wir beide beſtanden darauf, daß bei den üblichen Wiederholungen der Bilder im Schauſpielhauſe unſere luftigen Sitze kleine Rückenlehnen erhielten. Wenn nach der Vorſtellung im Palais und dem Souper, — das auch für die mitwirkenden Künſtler in einem Nebenſaale ſplendid ſervirt wurde, — die hohen Herrſchaften tanzten, ſah es der König gern, daß die beſchäftigt geweſenen Damen vom Theater dem glänzenden Feſte zuſchauten. Da munterte der König freundlich

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/168>, abgerufen am 25.11.2024.