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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Guten ihnen Gott gewährt. Sie konnte nicht genug
rühmen, wie sanft und fromm ergeben ihr Gatte gewesen
sei, und wie dankbar für alle Sorge und Beweise der
Liebe! Auch erzählte sie, daß er plötzlich einige Minuten
vor dem Todeskampfe sich aufgerichtet und mit begeistertem
Ausdruck und laut (er, der so lange schon verstummt
war) einige Worte aus "dem standhaften Prinzen" von
Calderon gesprochen. Das letzte Aufflammen der Lebens¬
kraft war der Erinnerung an seine edelste Schöpfung
geweiht, an seine liebste Rolle, und nach dem Ausspruch
aller Kenner, seine beste ...

"Wolff sehnte sich auf seinem Sterbebette immer,
eine Blume in der fieberheißen Hand zu halten", erzählte
Mad. Wolff, "er labte sich an ihrem Dufte. Einige
Theerosen hatten den Kranken sehr erfreut, besonders
bewunderte er die Grazie der Knospen.

"Ich wachte allein bei seiner Leiche, küßte seine
Stirn und Wangen, nahm seine erkaltete Hand und
erblickte in ihr -- eine welke Rosenknospe.

"Da nahm ich die Knospe und stellte sie in ein
Glas Wasser; traurig senkte sie das Köpfchen,

"Ach, hätte ich weinen können! Nicht weinen zu
können war meine größte Qual. Wie hätten Thränen
mein Herz erleichtert!

"Endlich gegen Morgen schlummerte ich vor Ermattung
ein wenig ein, und als ich wieder erwachte, erblickte ich
in jenem Glase -- eine herrlich erblühte Rose!

"Da war es mir, als ob ein Lächeln über das

Guten ihnen Gott gewährt. Sie konnte nicht genug
rühmen, wie ſanft und fromm ergeben ihr Gatte geweſen
ſei, und wie dankbar für alle Sorge und Beweiſe der
Liebe! Auch erzählte ſie, daß er plötzlich einige Minuten
vor dem Todeskampfe ſich aufgerichtet und mit begeiſtertem
Ausdruck und laut (er, der ſo lange ſchon verſtummt
war) einige Worte aus »dem ſtandhaften Prinzen« von
Calderon geſprochen. Das letzte Aufflammen der Lebens¬
kraft war der Erinnerung an ſeine edelſte Schöpfung
geweiht, an ſeine liebſte Rolle, und nach dem Ausſpruch
aller Kenner, ſeine beſte …

»Wolff ſehnte ſich auf ſeinem Sterbebette immer,
eine Blume in der fieberheißen Hand zu halten«, erzählte
Mad. Wolff, »er labte ſich an ihrem Dufte. Einige
Theeroſen hatten den Kranken ſehr erfreut, beſonders
bewunderte er die Grazie der Knoſpen.

»Ich wachte allein bei ſeiner Leiche, küßte ſeine
Stirn und Wangen, nahm ſeine erkaltete Hand und
erblickte in ihr — eine welke Roſenknoſpe.

»Da nahm ich die Knospe und ſtellte ſie in ein
Glas Waſſer; traurig ſenkte ſie das Köpfchen,

»Ach, hätte ich weinen können! Nicht weinen zu
können war meine größte Qual. Wie hätten Thränen
mein Herz erleichtert!

»Endlich gegen Morgen ſchlummerte ich vor Ermattung
ein wenig ein, und als ich wieder erwachte, erblickte ich
in jenem Glaſe — eine herrlich erblühte Roſe!

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[123/0151] Guten ihnen Gott gewährt. Sie konnte nicht genug rühmen, wie ſanft und fromm ergeben ihr Gatte geweſen ſei, und wie dankbar für alle Sorge und Beweiſe der Liebe! Auch erzählte ſie, daß er plötzlich einige Minuten vor dem Todeskampfe ſich aufgerichtet und mit begeiſtertem Ausdruck und laut (er, der ſo lange ſchon verſtummt war) einige Worte aus »dem ſtandhaften Prinzen« von Calderon geſprochen. Das letzte Aufflammen der Lebens¬ kraft war der Erinnerung an ſeine edelſte Schöpfung geweiht, an ſeine liebſte Rolle, und nach dem Ausſpruch aller Kenner, ſeine beſte … »Wolff ſehnte ſich auf ſeinem Sterbebette immer, eine Blume in der fieberheißen Hand zu halten«, erzählte Mad. Wolff, »er labte ſich an ihrem Dufte. Einige Theeroſen hatten den Kranken ſehr erfreut, beſonders bewunderte er die Grazie der Knoſpen. »Ich wachte allein bei ſeiner Leiche, küßte ſeine Stirn und Wangen, nahm ſeine erkaltete Hand und erblickte in ihr — eine welke Roſenknoſpe. »Da nahm ich die Knospe und ſtellte ſie in ein Glas Waſſer; traurig ſenkte ſie das Köpfchen, »Ach, hätte ich weinen können! Nicht weinen zu können war meine größte Qual. Wie hätten Thränen mein Herz erleichtert! »Endlich gegen Morgen ſchlummerte ich vor Ermattung ein wenig ein, und als ich wieder erwachte, erblickte ich in jenem Glaſe — eine herrlich erblühte Roſe! »Da war es mir, als ob ein Lächeln über das

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/151>, abgerufen am 22.11.2024.