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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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Frau von Spontini hat das exklusive Wesen ihres
Mannes angenommen und gleich ihm noch nicht zehn
Wörtchen Deutsch gelernt. Sie spricht nur von Paris --
gleich einer unglücklich hieher Verbannten. Sie bewohnen
ein prachtvolles Logis, sind von vielen dienstbaren Geistern
umschwirrt und machen ein glänzendes Haus.

Spontini lebt mit dem Grafen Brühl auf mehr als
gespanntem Fuße -- aber er ist allmächtig, kann seine
neu komponirten Opern nach Belieben und mit größter
Verschwendung in Szene setzen, hundert Proben halten
und die Stimmen der armen Sänger und Sängerinnen
auf seinen beliebten Ambossen langsam zu Blech hämmern ...
Niemand darf ihm hineinreden. Der König schützt ihn.

Das Publikum hat seine letzten Schöpfungen nicht
beifällig aufgenommen und wirft ihm mit Recht Mangel
an Melodie und zu massenhafte Orchester-Begleitung vor.
Freunde Spontini's behaupten, dadurch sei sein Gemüth
so verbittert worden. Daß die Vestalin, Ferdinand Cortez
zu den Meisterwerken zählen, scheint ihn nicht zu beglücken.
Graf Brühl hat viel von seinen Prätensionen zu
leiden.

Und diesem steinernen Gaste mußte ich bei einem
Diner, von seinen Verehrern ihm gegeben, gegenüber
sitzen, -- sogar ein weihrauchduftiges Gedicht vortragen.
Madame Milder, Madame Schulz -- unsere Primadonnen
-- saßen zu seiner Rechten und Linken, Madame Spontini
neben mir. Rauschende Musik wurde aus seinen Opern
vorgetragen. Nach meiner Deklamation wurde ihm mit

Frau von Spontini hat das exkluſive Weſen ihres
Mannes angenommen und gleich ihm noch nicht zehn
Wörtchen Deutſch gelernt. Sie ſpricht nur von Paris —
gleich einer unglücklich hieher Verbannten. Sie bewohnen
ein prachtvolles Logis, ſind von vielen dienſtbaren Geiſtern
umſchwirrt und machen ein glänzendes Haus.

Spontini lebt mit dem Grafen Brühl auf mehr als
geſpanntem Fuße — aber er iſt allmächtig, kann ſeine
neu komponirten Opern nach Belieben und mit größter
Verſchwendung in Szene ſetzen, hundert Proben halten
und die Stimmen der armen Sänger und Sängerinnen
auf ſeinen beliebten Amboſſen langſam zu Blech hämmern …
Niemand darf ihm hineinreden. Der König ſchützt ihn.

Das Publikum hat ſeine letzten Schöpfungen nicht
beifällig aufgenommen und wirft ihm mit Recht Mangel
an Melodie und zu maſſenhafte Orcheſter-Begleitung vor.
Freunde Spontini's behaupten, dadurch ſei ſein Gemüth
ſo verbittert worden. Daß die Veſtalin, Ferdinand Cortez
zu den Meiſterwerken zählen, ſcheint ihn nicht zu beglücken.
Graf Brühl hat viel von ſeinen Prätenſionen zu
leiden.

Und dieſem ſteinernen Gaſte mußte ich bei einem
Diner, von ſeinen Verehrern ihm gegeben, gegenüber
ſitzen, — ſogar ein weihrauchduftiges Gedicht vortragen.
Madame Milder, Madame Schulz — unſere Primadonnen
— ſaßen zu ſeiner Rechten und Linken, Madame Spontini
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[94/0122] Frau von Spontini hat das exkluſive Weſen ihres Mannes angenommen und gleich ihm noch nicht zehn Wörtchen Deutſch gelernt. Sie ſpricht nur von Paris — gleich einer unglücklich hieher Verbannten. Sie bewohnen ein prachtvolles Logis, ſind von vielen dienſtbaren Geiſtern umſchwirrt und machen ein glänzendes Haus. Spontini lebt mit dem Grafen Brühl auf mehr als geſpanntem Fuße — aber er iſt allmächtig, kann ſeine neu komponirten Opern nach Belieben und mit größter Verſchwendung in Szene ſetzen, hundert Proben halten und die Stimmen der armen Sänger und Sängerinnen auf ſeinen beliebten Amboſſen langſam zu Blech hämmern … Niemand darf ihm hineinreden. Der König ſchützt ihn. Das Publikum hat ſeine letzten Schöpfungen nicht beifällig aufgenommen und wirft ihm mit Recht Mangel an Melodie und zu maſſenhafte Orcheſter-Begleitung vor. Freunde Spontini's behaupten, dadurch ſei ſein Gemüth ſo verbittert worden. Daß die Veſtalin, Ferdinand Cortez zu den Meiſterwerken zählen, ſcheint ihn nicht zu beglücken. Graf Brühl hat viel von ſeinen Prätenſionen zu leiden. Und dieſem ſteinernen Gaſte mußte ich bei einem Diner, von ſeinen Verehrern ihm gegeben, gegenüber ſitzen, — ſogar ein weihrauchduftiges Gedicht vortragen. Madame Milder, Madame Schulz — unſere Primadonnen — ſaßen zu ſeiner Rechten und Linken, Madame Spontini neben mir. Rauſchende Muſik wurde aus ſeinen Opern vorgetragen. Nach meiner Deklamation wurde ihm mit

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/122>, abgerufen am 23.11.2024.