genug zu behalten, um ihre gefiederten Freunde nicht abschaffen zu müssen!"
"Gefiederte Freunde?" fragte ich verwundert.
"Ja, bemerkten Sie denn nicht die Menge Käfige mit Kanarienvögeln? Frau Krikeberg hört das lustige Geschmetter so gern und freut sich kindisch, wenn die reizenden Haushaltungen durch ausgebrütete Ankömm¬ linge vermehrt werden. Sie hat mir soeben versprochen, nächstens einen Kaffee zu geben mit Theater-Damen -- vom Großmutterfach bis zu den Kinderrollen. Sie kommen auch, lieber Narr?"
"Mit Freuden! ich helfe dann die Honneurs machen."
"Und ich spendire die Kuchen. Das wird hübsch werden. Ich verkehre gern mit dem Theatervölkchen. Es sind meistens gute Menschen; wenn auch der Dämon der Leidenschaften unter ihnen wohnt, so macht er sich doch nur blitzartig -- vorübergehend bemerkbar. Das Bessere überwiegt bei weitem die Fehler -- und ich wiederhole, ich liebe, ich verehre die Künstler, ihr Um¬ gang erfrischt mein Gemüth!"
Während dieser Lobeserhebungen hatte ich meine liebe Noth: bald mußte ich das Tuch erhaschen, welches stets von Rahel's Schultern glitt, dem Hut unbemerkt einen Knuff geben, denn er war schief aufgesetzt -- sie stützen, denn alle Augenblicke trat sie auf ihr zu langes Kleid. Sie umarmte mich herzlich und schien keine Ahnung zu haben von ihrer so ganz eigenen, wunder¬ lichen Toilette. Als ich Frau Brede frug, weshalb sie,
genug zu behalten, um ihre gefiederten Freunde nicht abſchaffen zu müſſen!«
»Gefiederte Freunde?« fragte ich verwundert.
»Ja, bemerkten Sie denn nicht die Menge Käfige mit Kanarienvögeln? Frau Krikeberg hört das luſtige Geſchmetter ſo gern und freut ſich kindiſch, wenn die reizenden Haushaltungen durch ausgebrütete Ankömm¬ linge vermehrt werden. Sie hat mir ſoeben verſprochen, nächſtens einen Kaffee zu geben mit Theater-Damen — vom Großmutterfach bis zu den Kinderrollen. Sie kommen auch, lieber Narr?«
»Mit Freuden! ich helfe dann die Honneurs machen.«
»Und ich ſpendire die Kuchen. Das wird hübſch werden. Ich verkehre gern mit dem Theatervölkchen. Es ſind meiſtens gute Menſchen; wenn auch der Dämon der Leidenſchaften unter ihnen wohnt, ſo macht er ſich doch nur blitzartig — vorübergehend bemerkbar. Das Beſſere überwiegt bei weitem die Fehler — und ich wiederhole, ich liebe, ich verehre die Künſtler, ihr Um¬ gang erfriſcht mein Gemüth!«
Während dieſer Lobeserhebungen hatte ich meine liebe Noth: bald mußte ich das Tuch erhaſchen, welches ſtets von Rahel's Schultern glitt, dem Hut unbemerkt einen Knuff geben, denn er war ſchief aufgeſetzt — ſie ſtützen, denn alle Augenblicke trat ſie auf ihr zu langes Kleid. Sie umarmte mich herzlich und ſchien keine Ahnung zu haben von ihrer ſo ganz eigenen, wunder¬ lichen Toilette. Als ich Frau Brede frug, weshalb ſie,
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genug zu behalten, um ihre gefiederten Freunde nicht
abſchaffen zu müſſen!«
»Gefiederte Freunde?« fragte ich verwundert.
»Ja, bemerkten Sie denn nicht die Menge Käfige
mit Kanarienvögeln? Frau Krikeberg hört das luſtige
Geſchmetter ſo gern und freut ſich kindiſch, wenn die
reizenden Haushaltungen durch ausgebrütete Ankömm¬
linge vermehrt werden. Sie hat mir ſoeben verſprochen,
nächſtens einen Kaffee zu geben mit Theater-Damen —
vom Großmutterfach bis zu den Kinderrollen. Sie
kommen auch, lieber Narr?«
»Mit Freuden! ich helfe dann die Honneurs machen.«
»Und ich ſpendire die Kuchen. Das wird hübſch
werden. Ich verkehre gern mit dem Theatervölkchen.
Es ſind meiſtens gute Menſchen; wenn auch der Dämon
der Leidenſchaften unter ihnen wohnt, ſo macht er ſich
doch nur blitzartig — vorübergehend bemerkbar. Das
Beſſere überwiegt bei weitem die Fehler — und ich
wiederhole, ich liebe, ich verehre die Künſtler, ihr Um¬
gang erfriſcht mein Gemüth!«
Während dieſer Lobeserhebungen hatte ich meine
liebe Noth: bald mußte ich das Tuch erhaſchen, welches
ſtets von Rahel's Schultern glitt, dem Hut unbemerkt
einen Knuff geben, denn er war ſchief aufgeſetzt — ſie
ſtützen, denn alle Augenblicke trat ſie auf ihr zu langes
Kleid. Sie umarmte mich herzlich und ſchien keine
Ahnung zu haben von ihrer ſo ganz eigenen, wunder¬
lichen Toilette. Als ich Frau Brede frug, weshalb ſie,
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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/113>, abgerufen am 23.11.2024.
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