verschlungen werden, wie sie dann vom Hecht, dieser durch den rothen Lachs und er weiter durch den Karpfen, für dessen Fang zwei Brüder das Boot aushauen und aus Hanf (in der Nacht gesäet und im Mondschein gepflügt) Netze stricken. Als durch straffes Anspannen mit Steinen gefangen, steigt zum Aufschlitzen der schwarze Zwerg (oder Däumling) Uros aus dem Meere, mit Steinschuhen an den Füssen und Steinhelm auf dem Kopfe und dann zum Bannen wird nach einem Wisser oder Seher gesucht (s. Schwenck), mit Analogien, wie in Loki's benachbarter Sage, so in der fernen Maui's u. A. m.
Wenn man beim Herumtragen der Todespuppe dieselbe in das Fenster gucken lässt, holt im Laufe des Jahres der Tod Jemand aus dem Hause, wenn nicht durch Geldgabe abgelöst (in der Lausitz), wie die Popanzen in den afrikanischen Geheimbunden zum Schrecken dienen.
Für gefährliche Operationen bedarf es priesterlicher Wagehälse, gleich den Baksa, die bei den Kirgisen den Verkehr mit bösen Geistern unterhalten (ähnlich den Bixu Macassar's), oder die Wedin (oder Wedun) genannten Zauberer, die auch die Himmelsgestirne durch einen Ubir oder Verwandelten bedrohen mögen, bei den Wotjaken, denen die Tuna oder Tona ihre Götter befragen und die Ludu- Tjäss Opfer bringen, wie dem Gott Prowe (s. Helmold) der Mike (bei den Wagriern). Bei den Kutschinzen fungiren die Kamnö für die Tus oder Idole, bei den Teleuten die Kam als Priester u. s. w. Sonst genügen die Familienhäupter, wie bei den Satkatatia ge- nannten Priestern der Wogulen, und wenn bei den Mordwinen Priester mangeln, vertreten ihre Stelle "alle guten Männer" (Atä genannt). Bei Tschuwashen fungirt statt der Priester oder Tschuk Toat ein "verständiger alter Mann" und bei Ermangelung von Priestern unter den Tscheremissen erwählt sich jede Gemeinde (für die Opfer) den Kart, als alten klugen Mann von "unbeschol- tenem Wandel" mit dem Udschö, als Gehülfen. Für die Ho-nun- de-ont (keepers of the faith) "suitable persons were selected by the wise men and matrons out of their respective tribes and ad- vanced to the office (bei den Irokesen), um (neben ihrem Amt als Censoren) die periodischen Jahresfeste anzusagen und für die Ceremonien derselben die Vorbereitungen zu treffen.
Im Grabe liessen die Irokesen der Seele die Möglichkeit ihren alten Gefährten, den Körper, noch ferner zu besuchen, in dem in Assam und bei Neger zum Einstecken von Speise und Trank, auf Madagascar zum Seelenhaschen, dienendem Loch, das benutzt wird, während die Ingrier oder Ischorken (s. Georgi) die Speise neben den Todten einscharren, und wenn vergangen, von ihm gegessen glauben (wie an der Westküste Afrika's). In Sibirien, wie auf den Aru, steckte man dem Todten den Mund voll Speise, denn "Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen", am
verschlungen werden, wie sie dann vom Hecht, dieser durch den rothen Lachs und er weiter durch den Karpfen, für dessen Fang zwei Brüder das Boot aushauen und aus Hanf (in der Nacht gesäet und im Mondschein gepflügt) Netze stricken. Als durch straffes Anspannen mit Steinen gefangen, steigt zum Aufschlitzen der schwarze Zwerg (oder Däumling) Uros aus dem Meere, mit Steinschuhen an den Füssen und Steinhelm auf dem Kopfe und dann zum Bannen wird nach einem Wisser oder Seher gesucht (s. Schwenck), mit Analogien, wie in Loki’s benachbarter Sage, so in der fernen Maui’s u. A. m.
Wenn man beim Herumtragen der Todespuppe dieselbe in das Fenster gucken lässt, holt im Laufe des Jahres der Tod Jemand aus dem Hause, wenn nicht durch Geldgabe abgelöst (in der Lausitz), wie die Popanzen in den afrikanischen Geheimbunden zum Schrecken dienen.
Für gefährliche Operationen bedarf es priesterlicher Wagehälse, gleich den Baksa, die bei den Kirgisen den Verkehr mit bösen Geistern unterhalten (ähnlich den Bixu Macassar’s), oder die Wedin (oder Wedun) genannten Zauberer, die auch die Himmelsgestirne durch einen Ubir oder Verwandelten bedrohen mögen, bei den Wotjaken, denen die Tuna oder Tona ihre Götter befragen und die Ludu- Tjäss Opfer bringen, wie dem Gott Prowe (s. Helmold) der Mike (bei den Wagriern). Bei den Kutschinzen fungiren die Kamnö für die Tus oder Idole, bei den Teleuten die Kam als Priester u. s. w. Sonst genügen die Familienhäupter, wie bei den Satkatatia ge- nannten Priestern der Wogulen, und wenn bei den Mordwinen Priester mangeln, vertreten ihre Stelle „alle guten Männer“ (Atä genannt). Bei Tschuwashen fungirt statt der Priester oder Tschuk Toat ein „verständiger alter Mann“ und bei Ermangelung von Priestern unter den Tscheremissen erwählt sich jede Gemeinde (für die Opfer) den Kart, als alten klugen Mann von „unbeschol- tenem Wandel“ mit dem Udschö, als Gehülfen. Für die Ho-nun- de-ont (keepers of the faith) „suitable persons were selected by the wise men and matrons out of their respective tribes and ad- vanced to the office (bei den Irokesen), um (neben ihrem Amt als Censoren) die periodischen Jahresfeste anzusagen und für die Ceremonien derselben die Vorbereitungen zu treffen.
Im Grabe liessen die Irokesen der Seele die Möglichkeit ihren alten Gefährten, den Körper, noch ferner zu besuchen, in dem in Assam und bei Neger zum Einstecken von Speise und Trank, auf Madagascar zum Seelenhaschen, dienendem Loch, das benutzt wird, während die Ingrier oder Ischorken (s. Georgi) die Speise neben den Todten einscharren, und wenn vergangen, von ihm gegessen glauben (wie an der Westküste Afrika’s). In Sibirien, wie auf den Aru, steckte man dem Todten den Mund voll Speise, denn „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, am
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[166/0200]
verschlungen werden, wie sie dann vom Hecht, dieser durch den
rothen Lachs und er weiter durch den Karpfen, für dessen Fang
zwei Brüder das Boot aushauen und aus Hanf (in der Nacht
gesäet und im Mondschein gepflügt) Netze stricken. Als durch
straffes Anspannen mit Steinen gefangen, steigt zum Aufschlitzen
der schwarze Zwerg (oder Däumling) Uros aus dem Meere, mit
Steinschuhen an den Füssen und Steinhelm auf dem Kopfe und
dann zum Bannen wird nach einem Wisser oder Seher gesucht
(s. Schwenck), mit Analogien, wie in Loki’s benachbarter Sage,
so in der fernen Maui’s u. A. m.
Wenn man beim Herumtragen der Todespuppe dieselbe in
das Fenster gucken lässt, holt im Laufe des Jahres der Tod Jemand
aus dem Hause, wenn nicht durch Geldgabe abgelöst (in der
Lausitz), wie die Popanzen in den afrikanischen Geheimbunden
zum Schrecken dienen.
Für gefährliche Operationen bedarf es priesterlicher Wagehälse,
gleich den Baksa, die bei den Kirgisen den Verkehr mit bösen
Geistern unterhalten (ähnlich den Bixu Macassar’s), oder die Wedin
(oder Wedun) genannten Zauberer, die auch die Himmelsgestirne durch
einen Ubir oder Verwandelten bedrohen mögen, bei den Wotjaken,
denen die Tuna oder Tona ihre Götter befragen und die Ludu-
Tjäss Opfer bringen, wie dem Gott Prowe (s. Helmold) der Mike
(bei den Wagriern). Bei den Kutschinzen fungiren die Kamnö für
die Tus oder Idole, bei den Teleuten die Kam als Priester u. s. w.
Sonst genügen die Familienhäupter, wie bei den Satkatatia ge-
nannten Priestern der Wogulen, und wenn bei den Mordwinen
Priester mangeln, vertreten ihre Stelle „alle guten Männer“ (Atä
genannt). Bei Tschuwashen fungirt statt der Priester oder Tschuk
Toat ein „verständiger alter Mann“ und bei Ermangelung von
Priestern unter den Tscheremissen erwählt sich jede Gemeinde
(für die Opfer) den Kart, als alten klugen Mann von „unbeschol-
tenem Wandel“ mit dem Udschö, als Gehülfen. Für die Ho-nun-
de-ont (keepers of the faith) „suitable persons were selected by
the wise men and matrons out of their respective tribes and ad-
vanced to the office (bei den Irokesen), um (neben ihrem Amt
als Censoren) die periodischen Jahresfeste anzusagen und für die
Ceremonien derselben die Vorbereitungen zu treffen.
Im Grabe liessen die Irokesen der Seele die Möglichkeit
ihren alten Gefährten, den Körper, noch ferner zu besuchen, in
dem in Assam und bei Neger zum Einstecken von Speise und
Trank, auf Madagascar zum Seelenhaschen, dienendem Loch, das
benutzt wird, während die Ingrier oder Ischorken (s. Georgi) die
Speise neben den Todten einscharren, und wenn vergangen, von
ihm gegessen glauben (wie an der Westküste Afrika’s). In Sibirien,
wie auf den Aru, steckte man dem Todten den Mund voll Speise,
denn „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“, am
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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/200>, abgerufen am 16.02.2025.
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