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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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handenes verbinde, nichts Neues lehren könne, dass es in
der auf Aristoteles Wegen folgenden Philosophie der Induction
bedürfe, da erkannte er zugleich, dass die Empirie (als an
sich nutzlos) nicht genüge, dass den Erfahrungen ein lei-
tender Gedanke vorherzugehen habe, um den gegebenen
Stoff kraft der Vermittlungen des Denkens durchzuarbeiten,
und so aus dem Besonderen das Allgemeine, aus den That-
sachen die Gesetze zu erfassen.

So bedarf es im Forschen klärender Anordnung unter
vorläufigen Hypothesen, die, wenn vor frühzeitiger Verknöche-
rung bewahrt, sich in weiterem Fortgang der Studien, mit
denselben erweitert, umgestaltet werden.

Daher wird in der Literatur die berechtigte Anforderung
an ein Buch gestellt, als in sich abgeschlossenes Kunstwerk
(wenn auch nur im Kleinen) hervorzutreten, durch die Kritik
gereinigt und äusserlich formgerecht.

Diese Grundsätze werden, wie in jeder Wissenschaft,
auch in der Ethnologie zu gelten haben, sobald sie nämlich
in dieser auch zur Anwendung zu bringen sind, sobald sie
zunächst also als Wissenschaft abgerundet ist.

Wie aber jetzt? in dieser plötzlich und unvermit-
telt, innerhalb weniger Decennien, hereinbrechenden Fluth
neuer Thatsachen und Beobachtungen, die blitzesschnell
dem überraschten Staunen vorüberfliegend, für immer
(ohne jemalige Wiederkehr) verloren sein werden, wenn
nicht jetzt auch, im Moment des Auftauchens, erhascht
und (so gut oder so schlecht es geht) einigermassen
fixirt.

Hier, wo sich jetzt, ein völlig unbekanntes Gebiet nach
dem andern
den ersten Pionieren öffnet, kann keinem Führer
vertraut werden, und leitende Gedanken, die sich anböten,
möchten nur irre leiten. Hier muss auch Manches, ohne
sich selbst über die Absicht dabei bestimmte Rechenschaft
geben zu können, unterschiedslos aufgenommen werden, im
vielleicht nur dunklen Vorgefühl, dass sich spätere Anknüpfungs-

handenes verbinde, nichts Neues lehren könne, dass es in
der auf Aristoteles Wegen folgenden Philosophie der Induction
bedürfe, da erkannte er zugleich, dass die Empirie (als an
sich nutzlos) nicht genüge, dass den Erfahrungen ein lei-
tender Gedanke vorherzugehen habe, um den gegebenen
Stoff kraft der Vermittlungen des Denkens durchzuarbeiten,
und so aus dem Besonderen das Allgemeine, aus den That-
sachen die Gesetze zu erfassen.

So bedarf es im Forschen klärender Anordnung unter
vorläufigen Hypothesen, die, wenn vor frühzeitiger Verknöche-
rung bewahrt, sich in weiterem Fortgang der Studien, mit
denselben erweitert, umgestaltet werden.

Daher wird in der Literatur die berechtigte Anforderung
an ein Buch gestellt, als in sich abgeschlossenes Kunstwerk
(wenn auch nur im Kleinen) hervorzutreten, durch die Kritik
gereinigt und äusserlich formgerecht.

Diese Grundsätze werden, wie in jeder Wissenschaft,
auch in der Ethnologie zu gelten haben, sobald sie nämlich
in dieser auch zur Anwendung zu bringen sind, sobald sie
zunächst also als Wissenschaft abgerundet ist.

Wie aber jetzt? in dieser plötzlich und unvermit-
telt, innerhalb weniger Decennien, hereinbrechenden Fluth
neuer Thatsachen und Beobachtungen, die blitzesschnell
dem überraschten Staunen vorüberfliegend, für immer
(ohne jemalige Wiederkehr) verloren sein werden, wenn
nicht jetzt auch, im Moment des Auftauchens, erhascht
und (so gut oder so schlecht es geht) einigermassen
fixirt.

Hier, wo sich jetzt, ein völlig unbekanntes Gebiet nach
dem andern
den ersten Pionieren öffnet, kann keinem Führer
vertraut werden, und leitende Gedanken, die sich anböten,
möchten nur irre leiten. Hier muss auch Manches, ohne
sich selbst über die Absicht dabei bestimmte Rechenschaft
geben zu können, unterschiedslos aufgenommen werden, im
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[88/0122] handenes verbinde, nichts Neues lehren könne, dass es in der auf Aristoteles Wegen folgenden Philosophie der Induction bedürfe, da erkannte er zugleich, dass die Empirie (als an sich nutzlos) nicht genüge, dass den Erfahrungen ein lei- tender Gedanke vorherzugehen habe, um den gegebenen Stoff kraft der Vermittlungen des Denkens durchzuarbeiten, und so aus dem Besonderen das Allgemeine, aus den That- sachen die Gesetze zu erfassen. So bedarf es im Forschen klärender Anordnung unter vorläufigen Hypothesen, die, wenn vor frühzeitiger Verknöche- rung bewahrt, sich in weiterem Fortgang der Studien, mit denselben erweitert, umgestaltet werden. Daher wird in der Literatur die berechtigte Anforderung an ein Buch gestellt, als in sich abgeschlossenes Kunstwerk (wenn auch nur im Kleinen) hervorzutreten, durch die Kritik gereinigt und äusserlich formgerecht. Diese Grundsätze werden, wie in jeder Wissenschaft, auch in der Ethnologie zu gelten haben, sobald sie nämlich in dieser auch zur Anwendung zu bringen sind, sobald sie zunächst also als Wissenschaft abgerundet ist. Wie aber jetzt? in dieser plötzlich und unvermit- telt, innerhalb weniger Decennien, hereinbrechenden Fluth neuer Thatsachen und Beobachtungen, die blitzesschnell dem überraschten Staunen vorüberfliegend, für immer (ohne jemalige Wiederkehr) verloren sein werden, wenn nicht jetzt auch, im Moment des Auftauchens, erhascht und (so gut oder so schlecht es geht) einigermassen fixirt. Hier, wo sich jetzt, ein völlig unbekanntes Gebiet nach dem andern den ersten Pionieren öffnet, kann keinem Führer vertraut werden, und leitende Gedanken, die sich anböten, möchten nur irre leiten. Hier muss auch Manches, ohne sich selbst über die Absicht dabei bestimmte Rechenschaft geben zu können, unterschiedslos aufgenommen werden, im vielleicht nur dunklen Vorgefühl, dass sich spätere Anknüpfungs-

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/122>, abgerufen am 24.11.2024.