Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.Das 5. Capitel. Weiterer verlauff des Vnglücks vnsers Ritters. ALs er nun sahe / daß er sich gantz nit regen noch bewegen konte / bedacht vnd entschloß er sich zu seinem gewöhnlichen Mittel inzwischen seine Zuflucht zunemen / welches war / daß er sich etwa eins gewissen Orts vnd Stücks seiner Bücher erinnerte. Vnd also führte jhm seine Thorheit zu gemüth vnnd gedächtnüß den Punct von dem Balduin vnnd vom Marggraffen von Mantua / als jhn Carlot hefftig verwundet / im Gebirg liegen ließ: nemlich eine solche Geschicht / so den Kindern bewust / den Jünglingen nit vnbekant / vnd von alten Leuten stets gerühmet / gepriesen /ja auch vor wahr gehalten vnd geglaubet worden: wiewol sie deßhalben nicht vmb ein Haar warhafftiger ist / als die Wunderwercke Mahomets. Diese Geschicht nun / bedauchte jhn / wegen gegenwertigen Zustandes / drin er sich befande / sich gar eigentlichen vff seine Person zuschicken. Vnd also mit anzeigung sonderer betrübnüß fieng er an vff der Erd sich hin vnd her zuweltzen / vnd mit schwachem keuchendem Athem eben das jenige zu sagen / was in gedachter Geschicht die Ritter reden / sonderlich aber der verwundete Ritter des Waldes: Wo bistu Fräwlin mein / daß dich nicht kränckt mein Schmertz? Kund muß er dir nicht seyn / odr trägst ein falsches Hertz. Vnd also fuhr er fort vnd erzehlte nacheinander her die gantze reyhe der reimen / biß er auff dieselben kam / so also anfangen: Edler Marggraff von Mantua / mein Blutsfreund / Vettr vnd Herr.
Das 5. Capitel. Weiterer verlauff des Vnglücks vnsers Ritters. ALs er nun sahe / daß er sich gantz nit regen noch bewegen konte / bedacht vnd entschloß er sich zu seinem gewöhnlichen Mittel inzwischen seine Zuflucht zunemen / welches war / daß er sich etwa eins gewissen Orts vnd Stücks seiner Bücher erinnerte. Vnd also führte jhm seine Thorheit zu gemüth vnnd gedächtnüß den Punct von dem Balduin vnnd vom Marggraffen von Mantua / als jhn Carlot hefftig verwundet / im Gebirg liegen ließ: nemlich eine solche Geschicht / so den Kindern bewust / den Jünglingen nit vnbekant / vnd von alten Leuten stets gerühmet / gepriesen /ja auch vor wahr gehalten vnd geglaubet worden: wiewol sie deßhalben nicht vmb ein Haar warhafftiger ist / als die Wunderwercke Mahomets. Diese Geschicht nun / bedauchte jhn / wegen gegenwertigen Zustandes / drin er sich befande / sich gar eigentlichen vff seine Person zuschicken. Vnd also mit anzeigung sonderer betrübnüß fieng er an vff der Erd sich hin vnd her zuweltzen / vnd mit schwachem keuchendem Athem eben das jenige zu sagen / was in gedachter Geschicht die Ritter reden / sonderlich aber der verwundete Ritter des Waldes: Wo bistu Fräwlin mein / daß dich nicht kränckt mein Schmertz? Kund muß er dir nicht seyn / odr trägst ein falsches Hertz. Vnd also fuhr er fort vnd erzehlte nacheinander her die gantze reyhe der reimen / biß er auff dieselben kam / so also anfangen: Edler Marggraff von Mantua / mein Blutsfreund / Vettr vnd Herr.
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0059" n="59"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head>Das <hi rendition="#aq">5.</hi> Capitel.<lb/></head> <argument> <p>Weiterer verlauff des Vnglücks vnsers Ritters.</p> </argument> <p><hi rendition="#in">A</hi>Ls er nun sahe / daß er sich gantz nit regen noch bewegen konte / bedacht vnd entschloß er sich zu seinem gewöhnlichen Mittel inzwischen seine Zuflucht zunemen / welches war / daß er sich etwa eins gewissen Orts vnd Stücks seiner Bücher erinnerte. Vnd also führte jhm seine Thorheit zu gemüth vnnd gedächtnüß den Punct von dem Balduin vnnd vom Marggraffen von Mantua / als jhn Carlot hefftig verwundet / im Gebirg liegen ließ: nemlich eine solche Geschicht / so den Kindern bewust / den Jünglingen nit vnbekant / vnd von alten Leuten stets gerühmet / gepriesen /ja auch vor wahr gehalten vnd geglaubet worden: wiewol sie deßhalben nicht vmb ein Haar warhafftiger ist / als die Wunderwercke Mahomets. Diese Geschicht nun / bedauchte jhn / wegen gegenwertigen Zustandes / drin er sich befande / sich gar eigentlichen vff seine Person zuschicken. Vnd also mit anzeigung sonderer betrübnüß fieng er an vff der Erd sich hin vnd her zuweltzen / vnd mit schwachem keuchendem Athem eben das jenige zu sagen / was in gedachter Geschicht die Ritter reden / sonderlich aber der verwundete Ritter des Waldes:</p> <lg type="poem"> <l>Wo bistu Fräwlin mein / daß dich nicht kränckt mein Schmertz?</l><lb/> <l>Kund muß er dir nicht seyn / odr trägst ein falsches Hertz.</l><lb/> </lg> <p>Vnd also fuhr er fort vnd erzehlte nacheinander her die gantze reyhe der reimen / biß er auff dieselben kam / so also anfangen:</p> <lg type="poem"> <l>Edler Marggraff von Mantua / mein Blutsfreund / Vettr vnd Herr.</l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [59/0059]
Das 5. Capitel.
Weiterer verlauff des Vnglücks vnsers Ritters.
ALs er nun sahe / daß er sich gantz nit regen noch bewegen konte / bedacht vnd entschloß er sich zu seinem gewöhnlichen Mittel inzwischen seine Zuflucht zunemen / welches war / daß er sich etwa eins gewissen Orts vnd Stücks seiner Bücher erinnerte. Vnd also führte jhm seine Thorheit zu gemüth vnnd gedächtnüß den Punct von dem Balduin vnnd vom Marggraffen von Mantua / als jhn Carlot hefftig verwundet / im Gebirg liegen ließ: nemlich eine solche Geschicht / so den Kindern bewust / den Jünglingen nit vnbekant / vnd von alten Leuten stets gerühmet / gepriesen /ja auch vor wahr gehalten vnd geglaubet worden: wiewol sie deßhalben nicht vmb ein Haar warhafftiger ist / als die Wunderwercke Mahomets. Diese Geschicht nun / bedauchte jhn / wegen gegenwertigen Zustandes / drin er sich befande / sich gar eigentlichen vff seine Person zuschicken. Vnd also mit anzeigung sonderer betrübnüß fieng er an vff der Erd sich hin vnd her zuweltzen / vnd mit schwachem keuchendem Athem eben das jenige zu sagen / was in gedachter Geschicht die Ritter reden / sonderlich aber der verwundete Ritter des Waldes:
Wo bistu Fräwlin mein / daß dich nicht kränckt mein Schmertz?
Kund muß er dir nicht seyn / odr trägst ein falsches Hertz.
Vnd also fuhr er fort vnd erzehlte nacheinander her die gantze reyhe der reimen / biß er auff dieselben kam / so also anfangen:
Edler Marggraff von Mantua / mein Blutsfreund / Vettr vnd Herr.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/59 |
Zitationshilfe: | Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/59>, abgerufen am 22.02.2025. |