Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.erkennete / mit solchem Eiffer vnd Begierd zu lauffen anfieng / daß es scheinte / ob setzte er keinen Fuß vffs Erdreich nider. So gar weit war Don Kichote noch nicht geritten / so bedünckte jhn / daß gegen seiner rechten Hand zu / auß eim dicken finstern Gehöltze / so daselbs war / eine linde weichliche Stimme herfür schallete / gleichsam einer Person / so eine elende Klag führete. Kaum hatte er die Stimme gehört / so sprach er bald: Ich dancke Gott im Himmel der Gnade / so er mir widerfahren leßt / in dem sich also stracks Gelegenheiten ereugen / dadurch ich ins Werck setzen möge / was mein Orden vnd Ampt erfordert / vnnd dadurch ich die Frucht meiner tugendhafften Begierde werde abbrechen können. Dieses Geschrey muß sonder zweiffel eines oder einer Betrangten seyn / so meiner Gunst vnd Hülff vonnöthen hat. Vnd damit zohe er den Zügel an sich / warff seinen Rossübral herumb / vnnd wandte sich gegen den Ort / da er den Schall herkommen hatte vernommen. Vnd vff wenig Schritte / so er in den Wald gethan / sahe er ein Pferd an eine Eiche / vnd an eine andere einen jungen Knaben gebunden / so biß an die Gürtelstette gantz nacket vnd entblösset war / seins Alters ohngefehr vff ein fünffzehen Jahr. Vnd dieses war der / so das Geschrey machte / zwar nicht ohne Vrsach: dann es stund bey jhm ein starcker frischer Bawersmann / so jhme mit eim Gürtel viel Streiche vmb den Leib gabe / vnd zu jedem Streich schalt er jhn zugleich mit / vnd gab jhm auch beynebenst eine sonderbahre Lehre / in dem er sprach: das Maul zu / die Augen auff. Der Jung aber antwortet: Ich wils nicht mehr thun / lieber Herr / vmb des Leyden Gottes willen / ich wils mein Lebenlang nicht mehr thun / ich sag euch zu / daß ich hinfort vff die Heerde bessere acht haben wil. erkennete / mit solchem Eiffer vnd Begierd zu lauffen anfieng / daß es scheinte / ob setzte er keinen Fuß vffs Erdreich nider. So gar weit war Don Kichote noch nicht geritten / so bedünckte jhn / daß gegen seiner rechten Hand zu / auß eim dicken finstern Gehöltze / so daselbs war / eine linde weichliche Stimme herfür schallete / gleichsam einer Person / so eine elende Klag führete. Kaum hatte er die Stimme gehört / so sprach er bald: Ich dancke Gott im Himmel der Gnade / so er mir widerfahren leßt / in dem sich also stracks Gelegenheiten ereugen / dadurch ich ins Werck setzen möge / was mein Orden vnd Ampt erfordert / vnnd dadurch ich die Frucht meiner tugendhafften Begierde werde abbrechen können. Dieses Geschrey muß sonder zweiffel eines oder einer Betrangten seyn / so meiner Gunst vnd Hülff vonnöthen hat. Vnd damit zohe er den Zügel an sich / warff seinen Rossübral herumb / vnnd wandte sich gegen den Ort / da er den Schall herkommen hatte vernommen. Vnd vff wenig Schritte / so er in den Wald gethan / sahe er ein Pferd an eine Eiche / vnd an eine andere einen jungen Knaben gebunden / so biß an die Gürtelstette gantz nacket vnd entblösset war / seins Alters ohngefehr vff ein fünffzehen Jahr. Vnd dieses war der / so das Geschrey machte / zwar nicht ohne Vrsach: dann es stund bey jhm ein starcker frischer Bawersmann / so jhme mit eim Gürtel viel Streiche vmb den Leib gabe / vnd zu jedem Streich schalt er jhn zugleich mit / vnd gab jhm auch beynebenst eine sonderbahre Lehre / in dem er sprach: das Maul zu / die Augen auff. Der Jung aber antwortet: Ich wils nicht mehr thun / lieber Herr / vmb des Leyden Gottes willen / ich wils mein Lebenlang nicht mehr thun / ich sag euch zu / daß ich hinfort vff die Heerde bessere acht haben wil. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="48"/> erkennete / mit solchem Eiffer vnd Begierd zu lauffen anfieng / daß es scheinte / ob setzte er keinen Fuß vffs Erdreich nider.</p> <p>So gar weit war <hi rendition="#aq">Don Kichote</hi> noch nicht geritten / so bedünckte jhn / daß gegen seiner rechten Hand zu / auß eim dicken finstern Gehöltze / so daselbs war / eine linde weichliche Stimme herfür schallete / gleichsam einer Person / so eine elende Klag führete. Kaum hatte er die Stimme gehört / so sprach er bald: Ich dancke Gott im Himmel der Gnade / so er mir widerfahren leßt / in dem sich also stracks Gelegenheiten ereugen / dadurch ich ins Werck setzen möge / was mein Orden vnd Ampt erfordert / vnnd dadurch ich die Frucht meiner tugendhafften Begierde werde abbrechen können. Dieses Geschrey muß sonder zweiffel eines oder einer Betrangten seyn / so meiner Gunst vnd Hülff vonnöthen hat. Vnd damit zohe er den Zügel an sich / warff seinen Rossübral herumb / vnnd wandte sich gegen den Ort / da er den Schall herkommen hatte vernommen. Vnd vff wenig Schritte / so er in den Wald gethan / sahe er ein Pferd an eine Eiche / vnd an eine andere einen jungen Knaben gebunden / so biß an die Gürtelstette gantz nacket vnd entblösset war / seins Alters ohngefehr vff ein fünffzehen Jahr. Vnd dieses war der / so das Geschrey machte / zwar nicht ohne Vrsach: dann es stund bey jhm ein starcker frischer Bawersmann / so jhme mit eim Gürtel viel Streiche vmb den Leib gabe / vnd zu jedem Streich schalt er jhn zugleich mit / vnd gab jhm auch beynebenst eine sonderbahre Lehre / in dem er sprach: das Maul zu / die Augen auff. Der Jung aber antwortet: Ich wils nicht mehr thun / lieber Herr / vmb des Leyden Gottes willen / ich wils mein Lebenlang nicht mehr thun / ich sag euch zu / daß ich hinfort vff die Heerde bessere acht haben wil. </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0048]
erkennete / mit solchem Eiffer vnd Begierd zu lauffen anfieng / daß es scheinte / ob setzte er keinen Fuß vffs Erdreich nider.
So gar weit war Don Kichote noch nicht geritten / so bedünckte jhn / daß gegen seiner rechten Hand zu / auß eim dicken finstern Gehöltze / so daselbs war / eine linde weichliche Stimme herfür schallete / gleichsam einer Person / so eine elende Klag führete. Kaum hatte er die Stimme gehört / so sprach er bald: Ich dancke Gott im Himmel der Gnade / so er mir widerfahren leßt / in dem sich also stracks Gelegenheiten ereugen / dadurch ich ins Werck setzen möge / was mein Orden vnd Ampt erfordert / vnnd dadurch ich die Frucht meiner tugendhafften Begierde werde abbrechen können. Dieses Geschrey muß sonder zweiffel eines oder einer Betrangten seyn / so meiner Gunst vnd Hülff vonnöthen hat. Vnd damit zohe er den Zügel an sich / warff seinen Rossübral herumb / vnnd wandte sich gegen den Ort / da er den Schall herkommen hatte vernommen. Vnd vff wenig Schritte / so er in den Wald gethan / sahe er ein Pferd an eine Eiche / vnd an eine andere einen jungen Knaben gebunden / so biß an die Gürtelstette gantz nacket vnd entblösset war / seins Alters ohngefehr vff ein fünffzehen Jahr. Vnd dieses war der / so das Geschrey machte / zwar nicht ohne Vrsach: dann es stund bey jhm ein starcker frischer Bawersmann / so jhme mit eim Gürtel viel Streiche vmb den Leib gabe / vnd zu jedem Streich schalt er jhn zugleich mit / vnd gab jhm auch beynebenst eine sonderbahre Lehre / in dem er sprach: das Maul zu / die Augen auff. Der Jung aber antwortet: Ich wils nicht mehr thun / lieber Herr / vmb des Leyden Gottes willen / ich wils mein Lebenlang nicht mehr thun / ich sag euch zu / daß ich hinfort vff die Heerde bessere acht haben wil.
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Zitationshilfe: | Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/48>, abgerufen am 22.07.2024. |