Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

verstehen. Wir haben jhm deine gute Geschicklichkeit gerühmet / vnd tragen grosse Begierde / daß du solche im werck selbst beweisest / vnd vnsere Wort / mit der That bekräfftigest. Derohalben bitte ich dich / lieber setze dich nider / vnd singe von deiner Liebe / das hübsche Spanische Lied / so dir dein Vetter gemacht / vnd im Flecken hierbey jederman so wolgefallen hat. Meinethalben / sprach der Hirtenknecht / vnd ließ sich nicht weiter nöthigen, sondern setzte sich vff einen alten Stamm von einer Eichen nider / stimmete sein Viölchen / vnd also stracks darauff fieng er an mit sonderbahrer Liebligkeit vff folgende maß zu singen.

1
Ich weiß / du liebst mich / trewes Hertz /
Ob du mirs schon nicht sagest /
Noch mit dem Gsicht entdeckst dein Schmertz /
Noch mit dem Mund jhn klagest /
Das macht dein Witz /
Doch mir die Hitz
Deinr heimlichen Lieb genüget.
Verborgne gunst /
Entdeckte brunst /
Der Lieb offt leid zufüget.
2
Zwar kund du mir thätst offtermahl /
Wiewol mit stummen Lippen /
Dein Hertz sey härter als Metall /
Raw dein Gemüth wie Klippen /
Doch vnterm schein
Der scheltung dein /
Vnd deins vermeinten Neides /
Die Hoffnung offt
Mir vnverhofft
Den Saum weißt jhres Kleides.

verstehen. Wir haben jhm deine gute Geschicklichkeit gerühmet / vnd tragen grosse Begierde / daß du solche im werck selbst beweisest / vnd vnsere Wort / mit der That bekräfftigest. Derohalben bitte ich dich / lieber setze dich nider / vnd singe von deiner Liebe / das hübsche Spanische Lied / so dir dein Vetter gemacht / vnd im Flecken hierbey jederman so wolgefallen hat. Meinethalben / sprach der Hirtenknecht / vnd ließ sich nicht weiter nöthigen, sondern setzte sich vff einen alten Stamm von einer Eichen nider / stimmete sein Viölchen / vnd also stracks darauff fieng er an mit sonderbahrer Liebligkeit vff folgende maß zu singen.

1
Ich weiß / du liebst mich / trewes Hertz /
Ob du mirs schon nicht sagest /
Noch mit dem Gsicht entdeckst dein Schmertz /
Noch mit dem Mund jhn klagest /
Das macht dein Witz /
Doch mir die Hitz
Deinr heimlichen Lieb genüget.
Verborgne gunst /
Entdeckte brunst /
Der Lieb offt leid zufüget.
2
Zwar kund du mir thätst offtermahl /
Wiewol mit stummen Lippen /
Dein Hertz sey härter als Metall /
Raw dein Gemüth wie Klippen /
Doch vnterm schein
Der scheltung dein /
Vnd deins vermeinten Neides /
Die Hoffnung offt
Mir vnverhofft
Den Saum weißt jhres Kleides.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0129" n="129"/>
verstehen. Wir haben jhm deine gute Geschicklichkeit gerühmet / vnd tragen grosse Begierde / daß du solche im werck selbst beweisest / vnd vnsere Wort / mit der That bekräfftigest. Derohalben bitte ich dich / lieber setze dich nider / vnd singe von deiner Liebe / das hübsche Spanische Lied / so dir dein Vetter gemacht / vnd im Flecken hierbey jederman so wolgefallen hat. Meinethalben / sprach der Hirtenknecht / vnd ließ sich nicht weiter nöthigen, sondern setzte sich vff einen alten Stamm von einer Eichen nider / stimmete sein Viölchen / vnd also stracks darauff fieng er an mit sonderbahrer Liebligkeit vff folgende maß zu singen.</p>
        <lg xml:id="p1" type="poem" next="p2">
          <head>1<lb/></head>
          <lg n="1">
            <l>Ich weiß / du liebst mich / trewes Hertz /</l><lb/>
            <l>Ob du mirs schon nicht sagest /</l><lb/>
            <l>Noch mit dem Gsicht entdeckst dein Schmertz /</l><lb/>
            <l>Noch mit dem Mund jhn klagest /</l><lb/>
            <l>Das macht dein Witz /</l><lb/>
            <l>Doch mir die Hitz</l><lb/>
            <l>Deinr heimlichen Lieb genüget.</l><lb/>
            <l>Verborgne gunst /</l><lb/>
            <l>Entdeckte brunst /</l><lb/>
            <l>Der Lieb offt leid zufüget.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
        <lg xml:id="p2" prev="p1" type="poem" next="p3">
          <head>2<lb/></head>
          <lg n="2">
            <l>Zwar kund du mir thätst offtermahl /</l><lb/>
            <l>Wiewol mit stummen Lippen /</l><lb/>
            <l>Dein Hertz sey härter als Metall /</l><lb/>
            <l>Raw dein Gemüth wie Klippen /</l><lb/>
            <l>Doch vnterm schein</l><lb/>
            <l>Der scheltung dein /</l><lb/>
            <l>Vnd deins vermeinten Neides /</l><lb/>
            <l>Die Hoffnung offt</l><lb/>
            <l>Mir vnverhofft</l><lb/>
            <l>Den Saum weißt jhres Kleides.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0129] verstehen. Wir haben jhm deine gute Geschicklichkeit gerühmet / vnd tragen grosse Begierde / daß du solche im werck selbst beweisest / vnd vnsere Wort / mit der That bekräfftigest. Derohalben bitte ich dich / lieber setze dich nider / vnd singe von deiner Liebe / das hübsche Spanische Lied / so dir dein Vetter gemacht / vnd im Flecken hierbey jederman so wolgefallen hat. Meinethalben / sprach der Hirtenknecht / vnd ließ sich nicht weiter nöthigen, sondern setzte sich vff einen alten Stamm von einer Eichen nider / stimmete sein Viölchen / vnd also stracks darauff fieng er an mit sonderbahrer Liebligkeit vff folgende maß zu singen. 1 Ich weiß / du liebst mich / trewes Hertz / Ob du mirs schon nicht sagest / Noch mit dem Gsicht entdeckst dein Schmertz / Noch mit dem Mund jhn klagest / Das macht dein Witz / Doch mir die Hitz Deinr heimlichen Lieb genüget. Verborgne gunst / Entdeckte brunst / Der Lieb offt leid zufüget. 2 Zwar kund du mir thätst offtermahl / Wiewol mit stummen Lippen / Dein Hertz sey härter als Metall / Raw dein Gemüth wie Klippen / Doch vnterm schein Der scheltung dein / Vnd deins vermeinten Neides / Die Hoffnung offt Mir vnverhofft Den Saum weißt jhres Kleides.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/129
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/129>, abgerufen am 24.11.2024.