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Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

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mir / der ich dein natürlicher Herr bin / vnnd daß du mit mir auß einer Schüssel essest / vnd auß einem Becher trinckest. Denn von der fahrenden Ritterschafft kan man mit grund der Warheit das jenige sagen / was man von der Lieb zu sagen pflegt / daß sie nemblich alle Ding einander ehnlich vnnd gleichförmig mache. Grossen danck / Junckher / antwortete Santscho / aber gleichwol mag ich ewer Veste nicht bergen / daß / wo ich nur etwas gutes zu essen habe / so wil ich so lieb vnd vielleicht noch lieber stehende / vnd vor mich allein meine Mahlzeit verrichten / als bey einer Tafel dem Kayser an der Seiten sitzen. Vnd wenn ich die rechte Warheit sagen sol / so schmeckt mir viel besser das jenige / so ich in meinem armen Eigenthumb etwa in einem Winckel sitzend ohne Gepräng / ohne Ehr vnd Pracht esse / obs schon nicht mehr als Brod vnd Zwibeln were / als die besten Kalkuttischen Hanen von anderer Leute Tisch / da ich verbunden were langsam vnd mit guter musse die Speise zu käwen / wenig zu trincken / mich so eigentlich vnd zum offtern zu wischen / nicht zu niesen / noch auch zu husten / so offt mich dessen gelüstet / noch auch einig ander ding zuthun / so die Einsamkeit vnd Freyheit mit sich bringt. Daß also mein lieber Junckher mir lieber were / daß ewre Veste diese Ehre / so sie mir anzuthun gedenckt / als einem Diener vnnd Mitglied der fahrenden Ritterschafft / wie ich denn krafft meines Waffenträgerampts in warheit bin / in andere bequemlichere Gelegenheiten verwandelte / die mir mehr nutz vnnd frommen bringen könten. Dann dieser gantzen Ehre / ob ich sie zwar mit hohem danck annehme / wil ich hiermit von nun an biß zu ende der Welt in bester form entsagt / vnnd mich derer begeben haben. Wie dem allem / sagte Don Kichote, so mustu dich doch nidersetzen. Denn wer sich selbst erniedriget / den erhöhet GOTT. Vnd mit diesen

mir / der ich dein natürlicher Herr bin / vnnd daß du mit mir auß einer Schüssel essest / vnd auß einem Becher trinckest. Denn von der fahrenden Ritterschafft kan man mit grund der Warheit das jenige sagen / was man von der Lieb zu sagen pflegt / daß sie nemblich alle Ding einander ehnlich vnnd gleichförmig mache. Grossen danck / Junckher / antwortete Santscho / aber gleichwol mag ich ewer Veste nicht bergen / daß / wo ich nur etwas gutes zu essen habe / so wil ich so lieb vnd vielleicht noch lieber stehende / vnd vor mich allein meine Mahlzeit verrichten / als bey einer Tafel dem Kayser an der Seiten sitzen. Vnd wenn ich die rechte Warheit sagen sol / so schmeckt mir viel besser das jenige / so ich in meinem armen Eigenthumb etwa in einem Winckel sitzend ohne Gepräng / ohne Ehr vnd Pracht esse / obs schon nicht mehr als Brod vnd Zwibeln were / als die besten Kalkuttischen Hanen von anderer Leute Tisch / da ich verbunden were langsam vnd mit guter musse die Speise zu käwen / wenig zu trincken / mich so eigentlich vnd zum offtern zu wischen / nicht zu niesen / noch auch zu husten / so offt mich dessen gelüstet / noch auch einig ander ding zuthun / so die Einsamkeit vnd Freyheit mit sich bringt. Daß also mein lieber Junckher mir lieber were / daß ewre Veste diese Ehre / so sie mir anzuthun gedenckt / als einem Diener vnnd Mitglied der fahrenden Ritterschafft / wie ich denn krafft meines Waffenträgerampts in warheit bin / in andere bequemlichere Gelegenheiten verwandelte / die mir mehr nutz vnnd frommen bringen könten. Dann dieser gantzen Ehre / ob ich sie zwar mit hohem danck annehme / wil ich hiermit von nun an biß zu ende der Welt in bester form entsagt / vnnd mich derer begeben haben. Wie dem allem / sagte Don Kichote, so mustu dich doch nidersetzen. Denn wer sich selbst erniedriget / den erhöhet GOTT. Vnd mit diesen

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[123/0123] mir / der ich dein natürlicher Herr bin / vnnd daß du mit mir auß einer Schüssel essest / vnd auß einem Becher trinckest. Denn von der fahrenden Ritterschafft kan man mit grund der Warheit das jenige sagen / was man von der Lieb zu sagen pflegt / daß sie nemblich alle Ding einander ehnlich vnnd gleichförmig mache. Grossen danck / Junckher / antwortete Santscho / aber gleichwol mag ich ewer Veste nicht bergen / daß / wo ich nur etwas gutes zu essen habe / so wil ich so lieb vnd vielleicht noch lieber stehende / vnd vor mich allein meine Mahlzeit verrichten / als bey einer Tafel dem Kayser an der Seiten sitzen. Vnd wenn ich die rechte Warheit sagen sol / so schmeckt mir viel besser das jenige / so ich in meinem armen Eigenthumb etwa in einem Winckel sitzend ohne Gepräng / ohne Ehr vnd Pracht esse / obs schon nicht mehr als Brod vnd Zwibeln were / als die besten Kalkuttischen Hanen von anderer Leute Tisch / da ich verbunden were langsam vnd mit guter musse die Speise zu käwen / wenig zu trincken / mich so eigentlich vnd zum offtern zu wischen / nicht zu niesen / noch auch zu husten / so offt mich dessen gelüstet / noch auch einig ander ding zuthun / so die Einsamkeit vnd Freyheit mit sich bringt. Daß also mein lieber Junckher mir lieber were / daß ewre Veste diese Ehre / so sie mir anzuthun gedenckt / als einem Diener vnnd Mitglied der fahrenden Ritterschafft / wie ich denn krafft meines Waffenträgerampts in warheit bin / in andere bequemlichere Gelegenheiten verwandelte / die mir mehr nutz vnnd frommen bringen könten. Dann dieser gantzen Ehre / ob ich sie zwar mit hohem danck annehme / wil ich hiermit von nun an biß zu ende der Welt in bester form entsagt / vnnd mich derer begeben haben. Wie dem allem / sagte Don Kichote, so mustu dich doch nidersetzen. Denn wer sich selbst erniedriget / den erhöhet GOTT. Vnd mit diesen

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Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/123>, abgerufen am 23.11.2024.