Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].aus natürlicher Erkenntniß etc. Bey dem Anfange oder Anscheine einer Wenn du durch Krankheit eine lebhafte Erin- richtet E
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. Bey dem Anfange oder Anſcheine einer Wenn du durch Krankheit eine lebhafte Erin- richtet E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0089" n="65"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.</hi> </fw><lb/> <p>Bey dem Anfange oder <hi rendition="#fr">Anſcheine einer<lb/> Krankheit</hi> lebe in allen Stuͤcken enthaltſamer,<lb/> als ſonſt, und ſetze deine Arbeit fort, wenn du<lb/> dich dabey nicht beſchwerter befindeſt, als bey der<lb/> gaͤnzlichen Ruhe. Mußt du aus Schwachheit<lb/> oder aus Schmerz ruhen; ſo folge, wenn du ihn<lb/> haben kannſt, dem Rathe gewoͤhnlicher Aerzte.<lb/> Du mußt dein Leben und die baldige Geneſung<lb/> wuͤnſchen und befoͤrdern; aber ohne quaͤlende<lb/> Furcht vor einem moͤglichen Tode, oder einer<lb/> langwierigen Krankheit. Denn ſolche Furcht iſt<lb/> mehrentheils ein Jrrthum. Oft machen nur die<lb/> Wirkungen der Angſt, daß das geſchehe, was man<lb/> befuͤrchtet. Uebrigens gehoͤren Krankheit und<lb/> Tod zu denen den Menſchen beſtimmten Uebeln,<lb/> welche Gott zum Beſten wendet.</p><lb/> <p>Wenn du durch Krankheit eine lebhafte Erin-<lb/> nerung deines Todes bekoͤmmſt: ſo bediene dich<lb/> ihrer, dich zur wahren Beſſerung vorzubereiten,<lb/> falls du leben ſollteſt; erſetze den durch deine<lb/> Schuld und dein Exempel zugefuͤgten Schaden,<lb/> ſo viel du kannſt. Setze Betrachtungen Gottes<lb/> und das Gebet fort, ſo lange es dich beſſert und<lb/> troͤſtet. Aber befoͤrdre dein Uebel nicht durch be-<lb/> ſchwerliche und quaͤlende aͤuſſerliche Uebungen der<lb/> Andacht, wenn ſie nur Affecte und Betaͤubungen<lb/> verurſachen, welche nicht beſſern. Denn Gott<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">richtet</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0089]
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
Bey dem Anfange oder Anſcheine einer
Krankheit lebe in allen Stuͤcken enthaltſamer,
als ſonſt, und ſetze deine Arbeit fort, wenn du
dich dabey nicht beſchwerter befindeſt, als bey der
gaͤnzlichen Ruhe. Mußt du aus Schwachheit
oder aus Schmerz ruhen; ſo folge, wenn du ihn
haben kannſt, dem Rathe gewoͤhnlicher Aerzte.
Du mußt dein Leben und die baldige Geneſung
wuͤnſchen und befoͤrdern; aber ohne quaͤlende
Furcht vor einem moͤglichen Tode, oder einer
langwierigen Krankheit. Denn ſolche Furcht iſt
mehrentheils ein Jrrthum. Oft machen nur die
Wirkungen der Angſt, daß das geſchehe, was man
befuͤrchtet. Uebrigens gehoͤren Krankheit und
Tod zu denen den Menſchen beſtimmten Uebeln,
welche Gott zum Beſten wendet.
Wenn du durch Krankheit eine lebhafte Erin-
nerung deines Todes bekoͤmmſt: ſo bediene dich
ihrer, dich zur wahren Beſſerung vorzubereiten,
falls du leben ſollteſt; erſetze den durch deine
Schuld und dein Exempel zugefuͤgten Schaden,
ſo viel du kannſt. Setze Betrachtungen Gottes
und das Gebet fort, ſo lange es dich beſſert und
troͤſtet. Aber befoͤrdre dein Uebel nicht durch be-
ſchwerliche und quaͤlende aͤuſſerliche Uebungen der
Andacht, wenn ſie nur Affecte und Betaͤubungen
verurſachen, welche nicht beſſern. Denn Gott
richtet
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