Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].aus natürlicher Erkenntniß etc. Beschuldigungen, welche dem ehrlichen Namenschaden. Denn der Mensch kann in diesem Falle unschuldig seyn, und wenn ers auch nicht ist, so hat die Obrigkeit verbothen, solche unerweisliche Beschuldigungen zu sagen, und bestraft den Ueber- treter mit Recht. Jch schweige von dem Unglük- ke, dem Zorne und der Rache des Beschuldigten. Also beschuldige niemanden ohne Erweislichkeit; und selbst alsdann, wenn die Sache erweislich ist, so überlege die Folgen des Schweigens und der Anschuldigung nach den Regeln der Weisheit und Menschenliebe; damit das mehreste Gute und das mindeste Böse wahrscheinlicher Weise erfolge. Wer genau zu rechter Zeit bezahlt, erwei- Versprich die Bezahlung lieber später, als sie Wer des Betruges oder des Diebstahls schul- seyn, D 4
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. Beſchuldigungen, welche dem ehrlichen Namenſchaden. Denn der Menſch kann in dieſem Falle unſchuldig ſeyn, und wenn ers auch nicht iſt, ſo hat die Obrigkeit verbothen, ſolche unerweisliche Beſchuldigungen zu ſagen, und beſtraft den Ueber- treter mit Recht. Jch ſchweige von dem Ungluͤk- ke, dem Zorne und der Rache des Beſchuldigten. Alſo beſchuldige niemanden ohne Erweislichkeit; und ſelbſt alsdann, wenn die Sache erweislich iſt, ſo uͤberlege die Folgen des Schweigens und der Anſchuldigung nach den Regeln der Weisheit und Menſchenliebe; damit das mehreſte Gute und das mindeſte Boͤſe wahrſcheinlicher Weiſe erfolge. Wer genau zu rechter Zeit bezahlt, erwei- Verſprich die Bezahlung lieber ſpaͤter, als ſie Wer des Betruges oder des Diebſtahls ſchul- ſeyn, D 4
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aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
Beſchuldigungen, welche dem ehrlichen Namen
ſchaden. Denn der Menſch kann in dieſem Falle
unſchuldig ſeyn, und wenn ers auch nicht iſt, ſo
hat die Obrigkeit verbothen, ſolche unerweisliche
Beſchuldigungen zu ſagen, und beſtraft den Ueber-
treter mit Recht. Jch ſchweige von dem Ungluͤk-
ke, dem Zorne und der Rache des Beſchuldigten.
Alſo beſchuldige niemanden ohne Erweislichkeit;
und ſelbſt alsdann, wenn die Sache erweislich iſt,
ſo uͤberlege die Folgen des Schweigens und der
Anſchuldigung nach den Regeln der Weisheit
und Menſchenliebe; damit das mehreſte Gute
und das mindeſte Boͤſe wahrſcheinlicher Weiſe
erfolge.
Wer genau zu rechter Zeit bezahlt, erwei-
ſet manchen, und beſonders den Aermern, eine
Wohlthat, und mehrt ſeinen Credit, welcher ihm
im Handel ſehr nuͤtzlich wird.
Verſprich die Bezahlung lieber ſpaͤter, als ſie
wahrſcheinlicher Weiſe geſchehen wird. Leiſte ſie
ohne deinen Schaden fruͤher, als du ſie verſprochen
haſt. Hoffe ſie aber ſpaͤter von andern, denn die
mehreſten Menſchen ſind unvorſichtig im Verſpre-
chen, und ſaumſelig im Worthalten, weil ihnen
viele Grade der Klugheit und Tugend fehlen.
Wer des Betruges oder des Diebſtahls ſchul-
dig geweſen iſt, der faͤhrt gaͤnzlich fort, es zu
ſeyn,
D 4
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