Verhüte, so viel du kannst, die Heftig- keit und das Wachsthum, und die oftma- lige Wiederkehr der Affecten. Dieses wird dir nach und nach gelingen, wenn du dich gewöh- nest, alle mögliche Zufälle vorher zu überlegen, ehe sie da sind; den Schaden, der durch Affecte zu geschehen pflegt, an dir und andern zu bemer- ken; die Umstände, worinnen der angewöhnte Affect dich zu überraschen pflegt, nach Möglichkeit zu vermeiden; und in dem schwachen Anfange eines sonst stärker werdenden Affects den Rath verständiger Freunde zu hören, oder dich ehema- liger Lehren und Vorsätze zu erinnern.
Verschiebe, wenn es geschehen kann, eine jede wichtige Handlung, so lange du deinen Affect merkest. Denn er ist merklich genug, und selten sind diejenigen Handlungen, die im Affect geschehen, gut oder die besten.
§. 23.
Du bist um Gotteswillen verbunden, liebreich und gemeinnützig, oder tugendhaft zu wandeln, wenn es auch in einzelnen Fällen nicht durch Ehre, Gegenliebe und andre Vortheile vergolten würde.
Befördre also mit allen Kräften das allge- meine Beste der Menschen, der bekannten und unbekannten, der gegenwärtigen und künftigen.
Es
C
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
Verhüte, ſo viel du kannſt, die Heftig- keit und das Wachsthum, und die oftma- lige Wiederkehr der Affecten. Dieſes wird dir nach und nach gelingen, wenn du dich gewoͤh- neſt, alle moͤgliche Zufaͤlle vorher zu uͤberlegen, ehe ſie da ſind; den Schaden, der durch Affecte zu geſchehen pflegt, an dir und andern zu bemer- ken; die Umſtaͤnde, worinnen der angewoͤhnte Affect dich zu uͤberraſchen pflegt, nach Moͤglichkeit zu vermeiden; und in dem ſchwachen Anfange eines ſonſt ſtaͤrker werdenden Affects den Rath verſtaͤndiger Freunde zu hoͤren, oder dich ehema- liger Lehren und Vorſaͤtze zu erinnern.
Verſchiebe, wenn es geſchehen kann, eine jede wichtige Handlung, ſo lange du deinen Affect merkeſt. Denn er iſt merklich genug, und ſelten ſind diejenigen Handlungen, die im Affect geſchehen, gut oder die beſten.
§. 23.
Du biſt um Gotteswillen verbunden, liebreich und gemeinnuͤtzig, oder tugendhaft zu wandeln, wenn es auch in einzelnen Faͤllen nicht durch Ehre, Gegenliebe und andre Vortheile vergolten wuͤrde.
Befoͤrdre alſo mit allen Kraͤften das allge- meine Beſte der Menſchen, der bekannten und unbekannten, der gegenwaͤrtigen und kuͤnftigen.
Es
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aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
Verhüte, ſo viel du kannſt, die Heftig-
keit und das Wachsthum, und die oftma-
lige Wiederkehr der Affecten. Dieſes wird
dir nach und nach gelingen, wenn du dich gewoͤh-
neſt, alle moͤgliche Zufaͤlle vorher zu uͤberlegen,
ehe ſie da ſind; den Schaden, der durch Affecte
zu geſchehen pflegt, an dir und andern zu bemer-
ken; die Umſtaͤnde, worinnen der angewoͤhnte
Affect dich zu uͤberraſchen pflegt, nach Moͤglichkeit
zu vermeiden; und in dem ſchwachen Anfange
eines ſonſt ſtaͤrker werdenden Affects den Rath
verſtaͤndiger Freunde zu hoͤren, oder dich ehema-
liger Lehren und Vorſaͤtze zu erinnern.
Verſchiebe, wenn es geſchehen kann,
eine jede wichtige Handlung, ſo lange du
deinen Affect merkeſt. Denn er iſt merklich
genug, und ſelten ſind diejenigen Handlungen,
die im Affect geſchehen, gut oder die beſten.
§. 23.
Du biſt um Gotteswillen verbunden, liebreich
und gemeinnuͤtzig, oder tugendhaft zu wandeln,
wenn es auch in einzelnen Faͤllen nicht durch Ehre,
Gegenliebe und andre Vortheile vergolten wuͤrde.
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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/57>, abgerufen am 23.02.2025.
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