Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
über Gott und seine Eigenschaften.

Seine Unvergleichbarkeit und Unbegreif-
lichkeit ist an sich unleugbar.

Seine Güte heißt mit einem andern Namen
auch Liebe. Sie heisset deswegen Gnade,
weil er allmächtig ist, und diejenigen, die seiner
Güte geniessen, so ohnmächtig sind. Sie heißt
Barmherzigkeit, wenn sie das Elend endigt,
oder zum künftigen Besten der Elenden einrichtet.
Sie heißt Treue, weil sie beständig ist.

Wenn wir anzeigen wollen, daß Gottes Da-
seyn keiner Ursache bedarf, so nennen wir ihn
selbstständig.

Wenn wir daran denken, daß seine höchste
Seligkeit nichts anders bedarf, als was in ihm
selbst ist, nehmlich Allmacht, Allwissenheit und
Allgüte; so nennen wir ihn allgnügsam oder sich
selbst zureichend.

Wenn wir Allwissenheit und Allgüte zusam-
men denken; so nennen wir sie Allweisheit.
Denn ein Weiser will Gutes thun, und kennt die
rechten Mittel.

Weil Gott das Daseyn der Welt und aller
Dinge gewirkt hat; heißt er ihr Schöpfer. Weil
ihre Fortdauer unter seiner Macht steht; heißt er
ihr Erhalter. Weil alle Abänderungen der Ge-
schöpfe ihm unterworfen sind; heißt er ihr Re-
gierer.

§. 13.
uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften.

Seine Unvergleichbarkeit und Unbegreif-
lichkeit iſt an ſich unleugbar.

Seine Guͤte heißt mit einem andern Namen
auch Liebe. Sie heiſſet deswegen Gnade,
weil er allmaͤchtig iſt, und diejenigen, die ſeiner
Guͤte genieſſen, ſo ohnmaͤchtig ſind. Sie heißt
Barmherzigkeit, wenn ſie das Elend endigt,
oder zum kuͤnftigen Beſten der Elenden einrichtet.
Sie heißt Treue, weil ſie beſtaͤndig iſt.

Wenn wir anzeigen wollen, daß Gottes Da-
ſeyn keiner Urſache bedarf, ſo nennen wir ihn
ſelbſtſtändig.

Wenn wir daran denken, daß ſeine hoͤchſte
Seligkeit nichts anders bedarf, als was in ihm
ſelbſt iſt, nehmlich Allmacht, Allwiſſenheit und
Allguͤte; ſo nennen wir ihn allgnügſam oder ſich
ſelbſt zureichend.

Wenn wir Allwiſſenheit und Allguͤte zuſam-
men denken; ſo nennen wir ſie Allweisheit.
Denn ein Weiſer will Gutes thun, und kennt die
rechten Mittel.

Weil Gott das Daſeyn der Welt und aller
Dinge gewirkt hat; heißt er ihr Schöpfer. Weil
ihre Fortdauer unter ſeiner Macht ſteht; heißt er
ihr Erhalter. Weil alle Abaͤnderungen der Ge-
ſchoͤpfe ihm unterworfen ſind; heißt er ihr Re-
gierer.

§. 13.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0039" n="15"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">u&#x0364;ber Gott und &#x017F;eine Eigen&#x017F;chaften.</hi> </fw><lb/>
          <p>Seine <hi rendition="#fr">Unvergleichbarkeit</hi> und <hi rendition="#fr">Unbegreif-<lb/>
lichkeit</hi> i&#x017F;t an &#x017F;ich unleugbar.</p><lb/>
          <p>Seine Gu&#x0364;te heißt mit einem andern Namen<lb/>
auch <hi rendition="#fr">Liebe.</hi> Sie hei&#x017F;&#x017F;et deswegen <hi rendition="#fr">Gnade,</hi><lb/>
weil er allma&#x0364;chtig i&#x017F;t, und diejenigen, die &#x017F;einer<lb/>
Gu&#x0364;te genie&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o ohnma&#x0364;chtig &#x017F;ind. Sie heißt<lb/><hi rendition="#fr">Barmherzigkeit,</hi> wenn &#x017F;ie das Elend endigt,<lb/>
oder zum ku&#x0364;nftigen Be&#x017F;ten der Elenden einrichtet.<lb/>
Sie heißt <hi rendition="#fr">Treue,</hi> weil &#x017F;ie be&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Wenn wir anzeigen wollen, daß Gottes Da-<lb/>
&#x017F;eyn keiner Ur&#x017F;ache bedarf, &#x017F;o nennen wir ihn<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändig.</hi></p><lb/>
          <p>Wenn wir daran denken, daß &#x017F;eine ho&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Seligkeit nichts anders bedarf, als was in ihm<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t, nehmlich Allmacht, Allwi&#x017F;&#x017F;enheit und<lb/>
Allgu&#x0364;te; &#x017F;o nennen wir ihn <hi rendition="#fr">allgnüg&#x017F;am</hi> oder <hi rendition="#fr">&#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zureichend.</hi></p><lb/>
          <p>Wenn wir Allwi&#x017F;&#x017F;enheit und Allgu&#x0364;te zu&#x017F;am-<lb/>
men denken; &#x017F;o nennen wir &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Allweisheit.</hi><lb/>
Denn ein Wei&#x017F;er will Gutes thun, und kennt die<lb/>
rechten Mittel.</p><lb/>
          <p>Weil Gott das Da&#x017F;eyn der Welt und aller<lb/>
Dinge gewirkt hat; heißt er ihr <hi rendition="#fr">Schöpfer.</hi> Weil<lb/>
ihre Fortdauer unter &#x017F;einer Macht &#x017F;teht; heißt er<lb/>
ihr <hi rendition="#fr">Erhalter.</hi> Weil alle Aba&#x0364;nderungen der Ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfe ihm unterworfen &#x017F;ind; heißt er ihr <hi rendition="#fr">Re-<lb/>
gierer.</hi></p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 13.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0039] uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften. Seine Unvergleichbarkeit und Unbegreif- lichkeit iſt an ſich unleugbar. Seine Guͤte heißt mit einem andern Namen auch Liebe. Sie heiſſet deswegen Gnade, weil er allmaͤchtig iſt, und diejenigen, die ſeiner Guͤte genieſſen, ſo ohnmaͤchtig ſind. Sie heißt Barmherzigkeit, wenn ſie das Elend endigt, oder zum kuͤnftigen Beſten der Elenden einrichtet. Sie heißt Treue, weil ſie beſtaͤndig iſt. Wenn wir anzeigen wollen, daß Gottes Da- ſeyn keiner Urſache bedarf, ſo nennen wir ihn ſelbſtſtändig. Wenn wir daran denken, daß ſeine hoͤchſte Seligkeit nichts anders bedarf, als was in ihm ſelbſt iſt, nehmlich Allmacht, Allwiſſenheit und Allguͤte; ſo nennen wir ihn allgnügſam oder ſich ſelbſt zureichend. Wenn wir Allwiſſenheit und Allguͤte zuſam- men denken; ſo nennen wir ſie Allweisheit. Denn ein Weiſer will Gutes thun, und kennt die rechten Mittel. Weil Gott das Daſeyn der Welt und aller Dinge gewirkt hat; heißt er ihr Schöpfer. Weil ihre Fortdauer unter ſeiner Macht ſteht; heißt er ihr Erhalter. Weil alle Abaͤnderungen der Ge- ſchoͤpfe ihm unterworfen ſind; heißt er ihr Re- gierer. §. 13.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/39
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/39>, abgerufen am 28.11.2024.