cher vernaunftige und der Sachen kundige Mensch, kann dieses glauben oder vermuthen? Wer darf es thun, wenn er nachdenkt, daß wir durch Wünsche und Vorsätze den Glauben an wichtige Wahrheiten verhindern können, und Gott Re- chenschaft davon fodern werde? Jesus und die Apostel waren also das, was sie sagten, und wo- für sie von vielen zu ihrer Zeit angenommen wur- den, welche den Glauben an ihre Aussprüche, nebst einigen ihrer Schriften, den Nachkommen überliefert haben. Sie waren göttliche Gesandte, sie bestätigten die beste Religion, als geoffenbart durch Wunderwerke. Ihre Religion ist die christ- liche; also ist dieselhe wahr.
Wer wird irgend eine heidnische Religion ihr gleich schätzen? Wer wird die beschwerliche Re- ligion des Judenthums, welche durch das Chri- stenthum ihre Endschaft etreicht hat, und sich vormals für die zum theil unbekannten Umstände dieser besondern Nation schickte. itzt allen Völ- kern der Welt aufzubürden waunsehen? Wer wird nach dieser Erkenntniß des Christenthums nicht den Mahomed verwerfen, der, weil er den Inn- halt desselben nicht verstund, es für verdorben hielt, und sowohl durch seinen Coran, als durch Waffen, unter dem Namen des höchsten göttli- chen Gesandten, ein Verbesserer und Eroberer
werden
cher vernûnftige und der Sachen kundige Menſch, kann dieſes glauben oder vermuthen? Wer darf es thun, wenn er nachdenkt, daß wir durch Wünſche und Vorſätze den Glauben an wichtige Wahrheiten verhindern können, und Gott Re- chenſchaft davon fodern werde? Jeſus und die Apoſtel waren alſo das, was ſie ſagten, und wo- für ſie von vielen zu ihrer Zeit angenommen wur- den, welche den Glauben an ihre Ausſprüche, nebſt einigen ihrer Schriften, den Nachkommen überliefert haben. Sie waren göttliche Geſandte, ſie beſtätigten die beſte Religion, als geoffenbart durch Wunderwerke. Ihre Religion iſt die chriſt- liche; alſo iſt dieſelhe wahr.
Wer wird irgend eine heidniſche Religion ihr gleich ſchätzen? Wer wird die beſchwerliche Re- ligion des Judenthums, welche durch das Chri- ſtenthum ihre Endſchaft etreicht hat, und ſich vormals für die zum theil unbekannten Umſtände dieſer beſondern Nation ſchickte. itzt allen Völ- kern der Welt aufzubürden wûnſehen? Wer wird nach dieſer Erkenntniß des Chriſtenthums nicht den Mahomed verwerfen, der, weil er den Inn- halt deſſelben nicht verſtund, es für verdorben hielt, und ſowohl durch ſeinen Coran, als durch Waffen, unter dem Namen des höchſten göttli- chen Geſandten, ein Verbeſſerer und Eroberer
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cher vernûnftige und der Sachen kundige Menſch,
kann dieſes glauben oder vermuthen? Wer darf
es thun, wenn er nachdenkt, daß wir durch
Wünſche und Vorſätze den Glauben an wichtige
Wahrheiten verhindern können, und Gott Re-
chenſchaft davon fodern werde? Jeſus und die
Apoſtel waren alſo das, was ſie ſagten, und wo-
für ſie von vielen zu ihrer Zeit angenommen wur-
den, welche den Glauben an ihre Ausſprüche,
nebſt einigen ihrer Schriften, den Nachkommen
überliefert haben. Sie waren göttliche Geſandte,
ſie beſtätigten die beſte Religion, als geoffenbart
durch Wunderwerke. Ihre Religion iſt die chriſt-
liche; alſo iſt dieſelhe wahr.
Wer wird irgend eine heidniſche Religion ihr
gleich ſchätzen? Wer wird die beſchwerliche Re-
ligion des Judenthums, welche durch das Chri-
ſtenthum ihre Endſchaft etreicht hat, und ſich
vormals für die zum theil unbekannten Umſtände
dieſer beſondern Nation ſchickte. itzt allen Völ-
kern der Welt aufzubürden wûnſehen? Wer wird
nach dieſer Erkenntniß des Chriſtenthums nicht
den Mahomed verwerfen, der, weil er den Inn-
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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/198>, abgerufen am 16.02.2025.
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