die christliche Religion ein neuer Anblik der Gei- sterwelt eröffnet, indem darinnen von Engeln oder Geistern geredet wird, welche übernatürliche Wirkungen vornehmen, in menschlicher Gestalt erscheinen und verschwinden, Mittelspersonen der göttlichen Offenbarungen seyn können, und ohne unser Wissen Theil an den Ursachen des mensch- lichen Schiksals nehmen, bis wir einmal mit ihnen in nahere Gemeinschaft unter der Herrschaft Jesu, der über alles regieret, treten werden. Einige lasterhaft, grausam und nnglücklich gewordene Engel werden in der Bibel Teufel genennet. Die christliche Religion fügt viertens hinzu, daß das Leiden, der Tod und die Vermittelung Christi nicht nur eine Ursache der Auferweckung des ganzen menschlichen Geschlechts und des darauf folgenden Lebens sey, sondern daß auch durch dieses Leiden, durch. diesen Tod, durch diese Ver- mittlung, denen Busfertigen und Bekehrten, wenn sie an ihn oder seine Religion glauben, und in die- sem gebesserten Zustande sterben, die bereueten und abgelegten Sünden so vergeben werden, daß sie nach dem Tode kein peinlich strafendes Gericht zu befürchten, sondern ewige Seligkeit zu hoffen haben. Darum wird er der Mittler zwischen Gott und Menschen, der Versöhner der Menschen mit Gott, und der Heiland oder der Erlöser des menschlichen Geschlechts genannt. Sie setzet end-
lich
die chriſtliche Religion ein neuer Anblik der Gei- ſterwelt eröffnet, indem darinnen von Engeln oder Geiſtern geredet wird, welche übernatürliche Wirkungen vornehmen, in menſchlicher Geſtalt erſcheinen und verſchwinden, Mittelsperſonen der göttlichen Offenbarungen ſeyn können, und ohne unſer Wiſſen Theil an den Urſachen des menſch- lichen Schikſals nehmen, bis wir einmal mit ihnen in nahere Gemeinſchaft unter der Herrſchaft Jeſu, der über alles regieret, treten werden. Einige laſterhaft, grauſam und nnglücklich gewordene Engel werden in der Bibel Teufel genennet. Die chriſtliche Religion fügt viertens hinzu, daß das Leiden, der Tod und die Vermittelung Chriſti nicht nur eine Urſache der Auferweckung des ganzen menſchlichen Geſchlechts und des darauf folgenden Lebens ſey, ſondern daß auch durch dieſes Leiden, durch. dieſen Tod, durch dieſe Ver- mittlung, denen Busfertigen und Bekehrten, wenn ſie an ihn oder ſeine Religion glauben, und in die- ſem gebeſſerten Zuſtande ſterben, die bereueten und abgelegten Sünden ſo vergeben werden, daß ſie nach dem Tode kein peinlich ſtrafendes Gericht zu befürchten, ſondern ewige Seligkeit zu hoffen haben. Darum wird er der Mittler zwiſchen Gott und Menſchen, der Verſöhner der Menſchen mit Gott, und der Heiland oder der Erlöſer des menſchlichen Geſchlechts genannt. Sie ſetzet end-
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die chriſtliche Religion ein neuer Anblik der Gei-
ſterwelt eröffnet, indem darinnen von Engeln oder
Geiſtern geredet wird, welche übernatürliche
Wirkungen vornehmen, in menſchlicher Geſtalt
erſcheinen und verſchwinden, Mittelsperſonen der
göttlichen Offenbarungen ſeyn können, und ohne
unſer Wiſſen Theil an den Urſachen des menſch-
lichen Schikſals nehmen, bis wir einmal mit ihnen
in nahere Gemeinſchaft unter der Herrſchaft Jeſu,
der über alles regieret, treten werden. Einige
laſterhaft, grauſam und nnglücklich gewordene
Engel werden in der Bibel Teufel genennet. Die
chriſtliche Religion fügt viertens hinzu, daß das
Leiden, der Tod und die Vermittelung Chriſti
nicht nur eine Urſache der Auferweckung des
ganzen menſchlichen Geſchlechts und des darauf
folgenden Lebens ſey, ſondern daß auch durch
dieſes Leiden, durch. dieſen Tod, durch dieſe Ver-
mittlung, denen Busfertigen und Bekehrten, wenn
ſie an ihn oder ſeine Religion glauben, und in die-
ſem gebeſſerten Zuſtande ſterben, die bereueten
und abgelegten Sünden ſo vergeben werden, daß
ſie nach dem Tode kein peinlich ſtrafendes Gericht
zu befürchten, ſondern ewige Seligkeit zu hoffen
haben. Darum wird er der Mittler zwiſchen Gott
und Menſchen, der Verſöhner der Menſchen mit
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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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