Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].besonders in moralischen etc. so heißt das Gesetz ein natürliches in einer an-dern Bedeutung, als in welcher die Gesetze während des Zustandes der natürlichen Freyheit natürlich genannt werden. Wenn ein Oberherr Gesetze giebt, so heissen sie herrschaftlich. Also heisset ein Gebot Gottes ein göttlich Gesetz. Die Pflichten sind demjenigen, dessen Pflich- Eine Pflicht, welche unmittelbar ein Mittel Es ist nicht in allen Fällen eine wahre Die Tugend eines Menschen besteht in men J 2
beſonders in moraliſchen ꝛc. ſo heißt das Geſetz ein natürliches in einer an-dern Bedeutung, als in welcher die Geſetze waͤhrend des Zuſtandes der natuͤrlichen Freyheit natürlich genannt werden. Wenn ein Oberherr Geſetze giebt, ſo heiſſen ſie herrſchaftlich. Alſo heiſſet ein Gebot Gottes ein göttlich Geſetz. Die Pflichten ſind demjenigen, deſſen Pflich- Eine Pflicht, welche unmittelbar ein Mittel Es iſt nicht in allen Fällen eine wahre Die Tugend eines Menſchen beſteht in men J 2
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beſonders in moraliſchen ꝛc.
ſo heißt das Geſetz ein natürliches in einer an-
dern Bedeutung, als in welcher die Geſetze waͤhrend
des Zuſtandes der natuͤrlichen Freyheit natürlich
genannt werden. Wenn ein Oberherr Geſetze giebt,
ſo heiſſen ſie herrſchaftlich. Alſo heiſſet ein
Gebot Gottes ein göttlich Geſetz.
Die Pflichten ſind demjenigen, deſſen Pflich-
ten ſie ſind, entweder bekannt oder unbekannt;
ſie ſind entweder wahre, oder nur ſcheinbare.
Eine Pflicht, welche unmittelbar ein Mittel
unſrer eignen Wohlfahrt iſt, heißt eine Pflicht
gegen uns ſelbſt. Befoͤrdert ſie unmittelbar die
Wohlfahrt andrer; ſo heißt ſie eine Pflicht gegen
andre. Jſt ſie eine unmittelbare Verehrung
Gottes; ſo heißt ſie eine Pflicht gegen Gott.
Es iſt nicht in allen Fällen eine wahre
Pflicht, einem menſchlichen Geſetze zu ge-
horchen: denn das goͤttliche Geſetz von der weiſen
Gemeinnuͤtzigkeit, oder von der Tugend, fodert
in einigen Faͤllen, daß man ſich weigern ſolle.
Die Tugend eines Menſchen beſteht in
ſeiner Einſicht und Neigung, fuͤr ſich ſelbſt, und
fuͤr andre gemeinnuͤtzig zu handeln. Kein vernuͤnf-
tiger Menſch iſt ohne alle Tugend. Denn wir
haben alle eine natuͤrliche Neigung, Gutes zu thun,
welche wir zuweilen ausuͤben. Wer aber den Na-
men
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