Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite

aus natürlicher Erkenntniß etc.
ten, und einen sehr tugendhaften Hausgenossen zu
belohnen. Die Geburtstäge der Herrschaft, der
Jahrstag der herrschafftlichen Hochzeit, der Freu-
dentag, nach ausgestandner Krankheit, oder nach
besondern Glücksfällen der herrschaftlichen Familie,
ein Fest des Frühlings, ein Fest des Sommers,
und ein Geburtsfest eines vorzüglichen Hausge-
nossen können dazu bestimmt werden. Diese häus-
liche Ergötzlichkeit aber muß mehr zum Vergnügen
der Hausgenossen, als der Herrschaft, eingerichtet
seyn, und also jenen keine beschwerliche Arbeit
und Aufwartung aufbürden.

Die Kleidung muß ehrbar, reinlich und nach
dem Stande zierlich seyn. Aber eine Pracht in
Kleidung und Mobilien,
von welcher viel
geredet wird, ist einem Hause schädlich; auch eine
solche, die täglich viel Zeit kostet. Diese Lehre
ist vornehmlich für das Frauenzimmer.

Jch habe eine Vollkommenheit des Haus-
wesens
gemahlt, welche nicht unmöglich ist und
sich dennoch vielleicht nirgends im Ganzen antreffen
läßt. Die Ursache ist begreiflich. Die meisten
Menschen sind in einem kleinen Grade weise und
tugendhaft, und in einem hohen Grade, geizig, stolz,
wollüstig, herrschsüchtig, faul und unbedachtsam.
Du aber trachte einmal nach jedem Grade der Voll-
kommenheit eines Hauses, welcher dir möglich seyn
wird.

IV.

aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
ten, und einen ſehr tugendhaften Hausgenoſſen zu
belohnen. Die Geburtstaͤge der Herrſchaft, der
Jahrstag der herrſchafftlichen Hochzeit, der Freu-
dentag, nach ausgeſtandner Krankheit, oder nach
beſondern Gluͤcksfaͤllen der herrſchaftlichen Familie,
ein Feſt des Fruͤhlings, ein Feſt des Sommers,
und ein Geburtsfeſt eines vorzuͤglichen Hausge-
noſſen koͤnnen dazu beſtimmt werden. Dieſe haͤus-
liche Ergoͤtzlichkeit aber muß mehr zum Vergnuͤgen
der Hausgenoſſen, als der Herrſchaft, eingerichtet
ſeyn, und alſo jenen keine beſchwerliche Arbeit
und Aufwartung aufbuͤrden.

Die Kleidung muß ehrbar, reinlich und nach
dem Stande zierlich ſeyn. Aber eine Pracht in
Kleidung und Mobilien,
von welcher viel
geredet wird, iſt einem Hauſe ſchaͤdlich; auch eine
ſolche, die taͤglich viel Zeit koſtet. Dieſe Lehre
iſt vornehmlich fuͤr das Frauenzimmer.

Jch habe eine Vollkommenheit des Haus-
weſens
gemahlt, welche nicht unmoͤglich iſt und
ſich dennoch vielleicht nirgends im Ganzen antreffen
laͤßt. Die Urſache iſt begreiflich. Die meiſten
Menſchen ſind in einem kleinen Grade weiſe und
tugendhaft, und in einem hohen Grade, geizig, ſtolz,
wolluͤſtig, herrſchſuͤchtig, faul und unbedachtſam.
Du aber trachte einmal nach jedem Grade der Voll-
kommenheit eines Hauſes, welcher dir moͤglich ſeyn
wird.

IV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus natu&#x0364;rlicher Erkenntniß &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
ten, und einen &#x017F;ehr tugendhaften Hausgeno&#x017F;&#x017F;en zu<lb/>
belohnen. Die Geburtsta&#x0364;ge der Herr&#x017F;chaft, der<lb/>
Jahrstag der herr&#x017F;chafftlichen Hochzeit, der Freu-<lb/>
dentag, nach ausge&#x017F;tandner Krankheit, oder nach<lb/>
be&#x017F;ondern Glu&#x0364;cksfa&#x0364;llen der herr&#x017F;chaftlichen Familie,<lb/>
ein Fe&#x017F;t des Fru&#x0364;hlings, ein Fe&#x017F;t des Sommers,<lb/>
und ein Geburtsfe&#x017F;t eines vorzu&#x0364;glichen Hausge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen dazu be&#x017F;timmt werden. Die&#x017F;e ha&#x0364;us-<lb/>
liche Ergo&#x0364;tzlichkeit aber muß mehr zum Vergnu&#x0364;gen<lb/>
der Hausgeno&#x017F;&#x017F;en, als der Herr&#x017F;chaft, eingerichtet<lb/>
&#x017F;eyn, und al&#x017F;o jenen keine be&#x017F;chwerliche Arbeit<lb/>
und Aufwartung aufbu&#x0364;rden.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">Kleidung</hi> muß ehrbar, reinlich und nach<lb/>
dem Stande zierlich &#x017F;eyn. Aber eine <hi rendition="#fr">Pracht in<lb/>
Kleidung und Mobilien,</hi> von welcher viel<lb/>
geredet wird, i&#x017F;t einem Hau&#x017F;e &#x017F;cha&#x0364;dlich; auch eine<lb/>
&#x017F;olche, die ta&#x0364;glich viel Zeit ko&#x017F;tet. Die&#x017F;e Lehre<lb/>
i&#x017F;t vornehmlich fu&#x0364;r das Frauenzimmer.</p><lb/>
          <p>Jch habe <hi rendition="#fr">eine Vollkommenheit des Haus-<lb/>
we&#x017F;ens</hi> gemahlt, welche nicht unmo&#x0364;glich i&#x017F;t und<lb/>
&#x017F;ich dennoch vielleicht nirgends im Ganzen antreffen<lb/>
la&#x0364;ßt. Die Ur&#x017F;ache i&#x017F;t begreiflich. Die mei&#x017F;ten<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ind in einem kleinen Grade wei&#x017F;e und<lb/>
tugendhaft, und in einem hohen Grade, geizig, &#x017F;tolz,<lb/>
wollu&#x0364;&#x017F;tig, herr&#x017F;ch&#x017F;u&#x0364;chtig, faul und unbedacht&#x017F;am.<lb/>
Du aber trachte einmal nach jedem Grade der Voll-<lb/>
kommenheit eines Hau&#x017F;es, welcher dir mo&#x0364;glich &#x017F;eyn<lb/>
wird.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0147] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. ten, und einen ſehr tugendhaften Hausgenoſſen zu belohnen. Die Geburtstaͤge der Herrſchaft, der Jahrstag der herrſchafftlichen Hochzeit, der Freu- dentag, nach ausgeſtandner Krankheit, oder nach beſondern Gluͤcksfaͤllen der herrſchaftlichen Familie, ein Feſt des Fruͤhlings, ein Feſt des Sommers, und ein Geburtsfeſt eines vorzuͤglichen Hausge- noſſen koͤnnen dazu beſtimmt werden. Dieſe haͤus- liche Ergoͤtzlichkeit aber muß mehr zum Vergnuͤgen der Hausgenoſſen, als der Herrſchaft, eingerichtet ſeyn, und alſo jenen keine beſchwerliche Arbeit und Aufwartung aufbuͤrden. Die Kleidung muß ehrbar, reinlich und nach dem Stande zierlich ſeyn. Aber eine Pracht in Kleidung und Mobilien, von welcher viel geredet wird, iſt einem Hauſe ſchaͤdlich; auch eine ſolche, die taͤglich viel Zeit koſtet. Dieſe Lehre iſt vornehmlich fuͤr das Frauenzimmer. Jch habe eine Vollkommenheit des Haus- weſens gemahlt, welche nicht unmoͤglich iſt und ſich dennoch vielleicht nirgends im Ganzen antreffen laͤßt. Die Urſache iſt begreiflich. Die meiſten Menſchen ſind in einem kleinen Grade weiſe und tugendhaft, und in einem hohen Grade, geizig, ſtolz, wolluͤſtig, herrſchſuͤchtig, faul und unbedachtſam. Du aber trachte einmal nach jedem Grade der Voll- kommenheit eines Hauſes, welcher dir moͤglich ſeyn wird. IV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/147
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/147>, abgerufen am 22.11.2024.