Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
des Seminars geworden ist.

"Die Sterblichen, antwortete der Engel,
"würden dieser Glückseligkeit missbrauchen,
"wenn sie zu plötzlich -- -- ganz -- --
"ertheilt würde. Die meinem Lieblinge nach-
"ahmen, werden weislich handeln. Und wie
"schön ist es in den Augen Gottes, für ewige
"Güter einiger zeitlichen gern zu entbehren?
"Nun, Gott hat dir noch einen Wunsch für
"dich selbst gegeben.

Wähle du weislicher für mich, himmli-
scher Geist, war meine Antwort.

"So schreibe denn deine gesagten Gedan-
"ken, und wünsche, dass der Freund Gottes
"und der Menschen, mein Liebling, sie lesen
"möge. Ich kenne Seinen Geist und Sein
"Herz."

Da verschwand der Engel; ich schlief
nicht mehr, oder wachte wieder nach gewöhn-
licher Art des Wachens.

So viel aus den Worten meiner Dankbar-
keit. Jch mußte also die Einrichtung eines päda-
gogischen Seminars verschieben, bis das Elemen-
tarwerk vollendet wäre, und ich zur Auswirkung
andrer Hülfsmittel einer Seminarstiftung Zeit und
Gelegenheit bekäme. Denn ich konnte nicht mehr
Rechnung machen, auf einen solchen Hochfürstlich-
Anhalt-Dessauischen Aufwand, wodurch das Werk,
ohne Beytritt des auswärtigen Publicums, an-
gefangen und lange genug fortgesetzt werden könnte,
um in kurzer Zeit ein Paar Dutzend ganz fertige
Zöglinge und Lehrlinge (von dieser neuen Art) der

Welt
des Seminars geworden iſt.

„Die Sterblichen, antwortete der Engel,
„würden dieſer Glückſeligkeit miſsbrauchen,
„wenn ſie zu plötzlich — — ganz — —
„ertheilt würde. Die meinem Lieblinge nach-
„ahmen, werden weislich handeln. Und wie
„ſchön iſt es in den Augen Gottes, für ewige
„Güter einiger zeitlichen gern zu entbehren?
„Nun, Gott hat dir noch einen Wunſch für
„dich ſelbſt gegeben.

Wähle du weislicher für mich, himmli-
ſcher Geiſt, war meine Antwort.

„So ſchreibe denn deine geſagten Gedan-
„ken, und wünſche, daſs der Freund Gottes
„und der Menſchen, mein Liebling, ſie leſen
„möge. Ich kenne Seinen Geiſt und Sein
„Herz.„

Da verſchwand der Engel; ich ſchlief
nicht mehr, oder wachte wieder nach gewöhn-
licher Art des Wachens.

So viel aus den Worten meiner Dankbar-
keit. Jch mußte alſo die Einrichtung eines paͤda-
gogiſchen Seminars verſchieben, bis das Elemen-
tarwerk vollendet waͤre, und ich zur Auswirkung
andrer Huͤlfsmittel einer Seminarſtiftung Zeit und
Gelegenheit bekaͤme. Denn ich konnte nicht mehr
Rechnung machen, auf einen ſolchen Hochfuͤrſtlich-
Anhalt-Deſſauiſchen Aufwand, wodurch das Werk,
ohne Beytritt des auswaͤrtigen Publicums, an-
gefangen und lange genug fortgeſetzt werden koͤnnte,
um in kurzer Zeit ein Paar Dutzend ganz fertige
Zoͤglinge und Lehrlinge (von dieſer neuen Art) der

Welt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" n="31"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des Seminars geworden i&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">&#x201E;Die Sterblichen, antwortete der Engel,<lb/>
&#x201E;würden die&#x017F;er Glück&#x017F;eligkeit mi&#x017F;sbrauchen,<lb/>
&#x201E;wenn &#x017F;ie zu plötzlich &#x2014; &#x2014; ganz &#x2014; &#x2014;<lb/>
&#x201E;ertheilt würde. Die meinem Lieblinge nach-<lb/>
&#x201E;ahmen, werden weislich handeln. Und wie<lb/>
&#x201E;&#x017F;chön i&#x017F;t es in den Augen Gottes, für ewige<lb/>
&#x201E;Güter einiger zeitlichen gern zu entbehren?<lb/>
&#x201E;Nun, Gott hat dir noch einen Wun&#x017F;ch für<lb/>
&#x201E;dich &#x017F;elb&#x017F;t gegeben.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">Wähle du weislicher für mich, himmli-<lb/>
&#x017F;cher Gei&#x017F;t, war meine Antwort.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">&#x201E;So &#x017F;chreibe denn deine ge&#x017F;agten Gedan-<lb/>
&#x201E;ken, und wün&#x017F;che, da&#x017F;s der Freund Gottes<lb/>
&#x201E;und der Men&#x017F;chen, mein Liebling, &#x017F;ie le&#x017F;en<lb/>
&#x201E;möge. Ich kenne Seinen Gei&#x017F;t und Sein<lb/>
&#x201E;Herz.&#x201E;</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#aq">Da ver&#x017F;chwand der Engel; ich &#x017F;chlief<lb/>
nicht mehr, oder wachte wieder nach gewöhn-<lb/>
licher Art des Wachens.</hi> </p><lb/>
          <p>So viel aus den Worten meiner Dankbar-<lb/>
keit. Jch mußte al&#x017F;o die Einrichtung eines pa&#x0364;da-<lb/>
gogi&#x017F;chen Seminars ver&#x017F;chieben, bis das Elemen-<lb/>
tarwerk vollendet wa&#x0364;re, und ich zur Auswirkung<lb/>
andrer Hu&#x0364;lfsmittel einer Seminar&#x017F;tiftung Zeit und<lb/>
Gelegenheit beka&#x0364;me. Denn ich konnte nicht mehr<lb/>
Rechnung machen, auf einen &#x017F;olchen Hochfu&#x0364;r&#x017F;tlich-<lb/>
Anhalt-De&#x017F;&#x017F;aui&#x017F;chen Aufwand, wodurch das Werk,<lb/>
ohne Beytritt des auswa&#x0364;rtigen Publicums, an-<lb/>
gefangen und lange genug fortge&#x017F;etzt werden ko&#x0364;nnte,<lb/>
um in kurzer Zeit ein Paar Dutzend ganz fertige<lb/>
Zo&#x0364;glinge und Lehrlinge (von die&#x017F;er neuen Art) der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Welt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0067] des Seminars geworden iſt. „Die Sterblichen, antwortete der Engel, „würden dieſer Glückſeligkeit miſsbrauchen, „wenn ſie zu plötzlich — — ganz — — „ertheilt würde. Die meinem Lieblinge nach- „ahmen, werden weislich handeln. Und wie „ſchön iſt es in den Augen Gottes, für ewige „Güter einiger zeitlichen gern zu entbehren? „Nun, Gott hat dir noch einen Wunſch für „dich ſelbſt gegeben. Wähle du weislicher für mich, himmli- ſcher Geiſt, war meine Antwort. „So ſchreibe denn deine geſagten Gedan- „ken, und wünſche, daſs der Freund Gottes „und der Menſchen, mein Liebling, ſie leſen „möge. Ich kenne Seinen Geiſt und Sein „Herz.„ Da verſchwand der Engel; ich ſchlief nicht mehr, oder wachte wieder nach gewöhn- licher Art des Wachens. So viel aus den Worten meiner Dankbar- keit. Jch mußte alſo die Einrichtung eines paͤda- gogiſchen Seminars verſchieben, bis das Elemen- tarwerk vollendet waͤre, und ich zur Auswirkung andrer Huͤlfsmittel einer Seminarſtiftung Zeit und Gelegenheit bekaͤme. Denn ich konnte nicht mehr Rechnung machen, auf einen ſolchen Hochfuͤrſtlich- Anhalt-Deſſauiſchen Aufwand, wodurch das Werk, ohne Beytritt des auswaͤrtigen Publicums, an- gefangen und lange genug fortgeſetzt werden koͤnnte, um in kurzer Zeit ein Paar Dutzend ganz fertige Zoͤglinge und Lehrlinge (von dieſer neuen Art) der Welt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/67
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/67>, abgerufen am 16.02.2025.