Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

An Wohlthäter
Knaben auf gesagte Weise zu halten, und die Kin-
der im Dessauischen oder nahe gelegnen Landen aus-
suchen zulassen.

Es kann einer Landes-Herrschaft einer
entfernten Nation, z. E. der Russen, der
Polen, der Schweden,
sonder Zweifel gut
scheinen, daß eine starke Anzahl ihrer armen Kin-
der oder Jünglinge hergesandt werde, und hernach
entweder als beschriebene Hausbediente, oder (der
beste Theil davon) als Pädagogen zurückkommen,
und von der teutschen und ihrer einländischen Voll-
kommenheit eine nützliche Mischung mit sich bringe
und an ihrem Orte verbreite. Solche Wohlthäter
des menschlichen Geschlechts und überhaupt Fürsten
bitten wir, die Pension bis an 100 oder 125, oder
150 Rthlr. zu vergrössern; besonders weil die Knaben,
sobald sie zu Pädagogen bestimmt werden, nicht mehr
die Kleidung und Nahrung der wohlgehaltnen
Armuth, sondern eine beßre haben müssen. Wohl-
feiler, als wir es vorschlagen, kann kein Staat
den Versuch machen, zur Vervollkommnung seines
Schulwesens sich vieler in Teutschland, und zwar
auf dem Philanthropinum, wohlunterrichteter und
wohlgeübter Personen zu bedienen.

Wir können aber nicht wohl voraussetzen,
daß ein solcher armer Knabe vor dem 18ten, 19ten
oder 20sten Jahre fähig sey, auf diese Weise ohne
Hülfe des Seminars sein Brod zu erwerben. Also
werden wir für die Hauptsumme der zu diesem
Zwecke eingesendeten Gelder uns niemals mit mehr
armen Knaben belastigen, als welche bis in dieses

Alter

An Wohlthaͤter
Knaben auf geſagte Weiſe zu halten, und die Kin-
der im Deſſauiſchen oder nahe gelegnen Landen aus-
ſuchen zulaſſen.

Es kann einer Landes-Herrſchaft einer
entfernten Nation, z. E. der Ruſſen, der
Polen, der Schweden,
ſonder Zweifel gut
ſcheinen, daß eine ſtarke Anzahl ihrer armen Kin-
der oder Juͤnglinge hergeſandt werde, und hernach
entweder als beſchriebene Hausbediente, oder (der
beſte Theil davon) als Paͤdagogen zuruͤckkommen,
und von der teutſchen und ihrer einlaͤndiſchen Voll-
kommenheit eine nuͤtzliche Miſchung mit ſich bringe
und an ihrem Orte verbreite. Solche Wohlthaͤter
des menſchlichen Geſchlechts und uͤberhaupt Fuͤrſten
bitten wir, die Penſion bis an 100 oder 125, oder
150 Rthlr. zu vergroͤſſern; beſonders weil die Knaben,
ſobald ſie zu Paͤdagogen beſtimmt werden, nicht mehr
die Kleidung und Nahrung der wohlgehaltnen
Armuth, ſondern eine beßre haben muͤſſen. Wohl-
feiler, als wir es vorſchlagen, kann kein Staat
den Verſuch machen, zur Vervollkommnung ſeines
Schulweſens ſich vieler in Teutſchland, und zwar
auf dem Philanthropinum, wohlunterrichteter und
wohlgeuͤbter Perſonen zu bedienen.

Wir koͤnnen aber nicht wohl vorausſetzen,
daß ein ſolcher armer Knabe vor dem 18ten, 19ten
oder 20ſten Jahre faͤhig ſey, auf dieſe Weiſe ohne
Huͤlfe des Seminars ſein Brod zu erwerben. Alſo
werden wir fuͤr die Hauptſumme der zu dieſem
Zwecke eingeſendeten Gelder uns niemals mit mehr
armen Knaben belaſtigen, als welche bis in dieſes

Alter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0108" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An Wohltha&#x0364;ter</hi></fw><lb/>
Knaben auf ge&#x017F;agte Wei&#x017F;e zu halten, und die Kin-<lb/>
der im De&#x017F;&#x017F;aui&#x017F;chen oder nahe gelegnen Landen aus-<lb/>
&#x017F;uchen zula&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Es kann einer <hi rendition="#fr">Landes-Herr&#x017F;chaft einer<lb/>
entfernten Nation, z. E. der Ru&#x017F;&#x017F;en, der<lb/>
Polen, der Schweden,</hi> &#x017F;onder Zweifel gut<lb/>
&#x017F;cheinen, daß eine &#x017F;tarke Anzahl ihrer armen Kin-<lb/>
der oder Ju&#x0364;nglinge herge&#x017F;andt werde, und hernach<lb/>
entweder als be&#x017F;chriebene Hausbediente, oder (der<lb/>
be&#x017F;te Theil davon) als Pa&#x0364;dagogen zuru&#x0364;ckkommen,<lb/>
und von der teut&#x017F;chen und ihrer einla&#x0364;ndi&#x017F;chen Voll-<lb/>
kommenheit eine nu&#x0364;tzliche Mi&#x017F;chung mit &#x017F;ich bringe<lb/>
und an ihrem Orte verbreite. Solche Wohltha&#x0364;ter<lb/>
des men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts und u&#x0364;berhaupt Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
bitten wir, die Pen&#x017F;ion bis an 100 oder 125, oder<lb/>
150 Rthlr. zu vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern; be&#x017F;onders weil die Knaben,<lb/>
&#x017F;obald &#x017F;ie zu Pa&#x0364;dagogen be&#x017F;timmt werden, nicht mehr<lb/>
die Kleidung und Nahrung der wohlgehaltnen<lb/>
Armuth, &#x017F;ondern eine beßre haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wohl-<lb/>
feiler, als wir es vor&#x017F;chlagen, kann kein Staat<lb/>
den Ver&#x017F;uch machen, zur Vervollkommnung &#x017F;eines<lb/>
Schulwe&#x017F;ens &#x017F;ich vieler in Teut&#x017F;chland, und zwar<lb/>
auf dem Philanthropinum, wohlunterrichteter und<lb/>
wohlgeu&#x0364;bter Per&#x017F;onen zu bedienen.</p><lb/>
          <p>Wir ko&#x0364;nnen aber nicht wohl voraus&#x017F;etzen,<lb/>
daß ein &#x017F;olcher armer Knabe vor dem 18ten, 19ten<lb/>
oder 20&#x017F;ten Jahre fa&#x0364;hig &#x017F;ey, auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e ohne<lb/>
Hu&#x0364;lfe des Seminars &#x017F;ein Brod zu erwerben. Al&#x017F;o<lb/>
werden wir fu&#x0364;r die Haupt&#x017F;umme der zu die&#x017F;em<lb/>
Zwecke einge&#x017F;endeten Gelder uns niemals mit mehr<lb/>
armen Knaben bela&#x017F;tigen, als welche bis in die&#x017F;es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Alter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0108] An Wohlthaͤter Knaben auf geſagte Weiſe zu halten, und die Kin- der im Deſſauiſchen oder nahe gelegnen Landen aus- ſuchen zulaſſen. Es kann einer Landes-Herrſchaft einer entfernten Nation, z. E. der Ruſſen, der Polen, der Schweden, ſonder Zweifel gut ſcheinen, daß eine ſtarke Anzahl ihrer armen Kin- der oder Juͤnglinge hergeſandt werde, und hernach entweder als beſchriebene Hausbediente, oder (der beſte Theil davon) als Paͤdagogen zuruͤckkommen, und von der teutſchen und ihrer einlaͤndiſchen Voll- kommenheit eine nuͤtzliche Miſchung mit ſich bringe und an ihrem Orte verbreite. Solche Wohlthaͤter des menſchlichen Geſchlechts und uͤberhaupt Fuͤrſten bitten wir, die Penſion bis an 100 oder 125, oder 150 Rthlr. zu vergroͤſſern; beſonders weil die Knaben, ſobald ſie zu Paͤdagogen beſtimmt werden, nicht mehr die Kleidung und Nahrung der wohlgehaltnen Armuth, ſondern eine beßre haben muͤſſen. Wohl- feiler, als wir es vorſchlagen, kann kein Staat den Verſuch machen, zur Vervollkommnung ſeines Schulweſens ſich vieler in Teutſchland, und zwar auf dem Philanthropinum, wohlunterrichteter und wohlgeuͤbter Perſonen zu bedienen. Wir koͤnnen aber nicht wohl vorausſetzen, daß ein ſolcher armer Knabe vor dem 18ten, 19ten oder 20ſten Jahre faͤhig ſey, auf dieſe Weiſe ohne Huͤlfe des Seminars ſein Brod zu erwerben. Alſo werden wir fuͤr die Hauptſumme der zu dieſem Zwecke eingeſendeten Gelder uns niemals mit mehr armen Knaben belaſtigen, als welche bis in dieſes Alter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/108
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/108>, abgerufen am 22.12.2024.