Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ Leben fürgeschrieben hette? Darauff der eine lach-ende zur Antwort gab: Die Begier der Glückse- ligkeit; die zwar auch jhr andern Menschen/ aber durch einen gantz vngleichen Weg suchet. Ihr prüfet mit zusammenbringung/ vnd wir mit flieh- ung der Güter; welches das sicherste Reichthumb sey. Wir machen auch vnsere Leiber durch vielfäl- tige Arbeit müde; Zwar jhr/ auff daß jhr zu den höchsten Ehren gelangen möget: vnd wir/ damit wir nichts dergleichen begehren lernen. Also ha- ben vns die Götter Demut/ vnd euch Sorgen/ beyden Theilen aber Mühe vnd Arbeit gege- ben. Diese Freyheit deß guten Priesters gefiele dem Das
Joh. Barclayens Argenis/ Leben fuͤrgeſchrieben hette? Darauff der eine lach-ende zur Antwort gab: Die Begier der Gluͤckſe- ligkeit; die zwar auch jhr andern Menſchen/ aber durch einen gantz vngleichen Weg ſuchet. Ihr pruͤfet mit zuſammenbringung/ vnd wir mit flieh- ung der Guͤter; welches das ſicherſte Reichthumb ſey. Wir machen auch vnſere Leiber durch vielfaͤl- tige Arbeit muͤde; Zwar jhr/ auff daß jhr zu den hoͤchſten Ehren gelangen moͤget: vnd wir/ damit wir nichts dergleichen begehren lernen. Alſo ha- ben vns die Goͤtter Demut/ vnd euch Sorgen/ beyden Theilen aber Muͤhe vnd Arbeit gege- ben. Dieſe Freyheit deß guten Prieſters gefiele dem Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0992" n="948"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> Leben fuͤrgeſchrieben hette? Darauff der eine lach-<lb/> ende zur Antwort gab: Die Begier der Gluͤckſe-<lb/> ligkeit; die zwar auch jhr andern Menſchen/ aber<lb/> durch einen gantz vngleichen Weg ſuchet. Ihr<lb/> pruͤfet mit zuſammenbringung/ vnd wir mit flieh-<lb/> ung der Guͤter; welches das ſicherſte Reichthumb<lb/> ſey. Wir machen auch vnſere Leiber durch vielfaͤl-<lb/> tige Arbeit muͤde; Zwar jhr/ auff daß jhr zu den<lb/> hoͤchſten Ehren gelangen moͤget: vnd wir/ damit<lb/> wir nichts dergleichen begehren lernen. Alſo ha-<lb/> ben vns die Goͤtter Demut/ vnd euch Sorgen/<lb/> beyden Theilen aber Muͤhe vnd Arbeit gege-<lb/> ben.</p><lb/> <p>Dieſe Freyheit deß guten Prieſters gefiele dem<lb/> Archombrotus dermaſſen/ daß er die Ordnung ſel-<lb/> bigen Hauſes eigentlicher zu beſichtigen begehrete.<lb/> Indeſſen waren auch die andern Prieſter darzu<lb/> kommen/ die jhn in den Tempel fuͤhreten/ vnd zu<lb/> vollbringung ſeiner Andacht nicht weit von deß<lb/> Himmliſchen Jupiters Altar ſtelleten/ welches die-<lb/> ſe heilige Leute allein mit Goldt vnd Seyden auß-<lb/> zieren doͤrfften. Aber Radirobanes hatte auch die-<lb/> ſen Schmuck hinweg genommen. Welches als<lb/> Archombrotus von den Beyſtehenden verſtanden:<lb/> Ich wil zuſchawen/ ſagte er/ daß der groſſe Jupiter<lb/> vnd jhr eine Erſtattung deſſen Kirchenraubes em-<lb/> pfangen moͤget. Ich wil ein guͤldenes Bildnuͤß<lb/> machen laſſen/ welches das vorige vberwegen ſoll.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [948/0992]
Joh. Barclayens Argenis/
Leben fuͤrgeſchrieben hette? Darauff der eine lach-
ende zur Antwort gab: Die Begier der Gluͤckſe-
ligkeit; die zwar auch jhr andern Menſchen/ aber
durch einen gantz vngleichen Weg ſuchet. Ihr
pruͤfet mit zuſammenbringung/ vnd wir mit flieh-
ung der Guͤter; welches das ſicherſte Reichthumb
ſey. Wir machen auch vnſere Leiber durch vielfaͤl-
tige Arbeit muͤde; Zwar jhr/ auff daß jhr zu den
hoͤchſten Ehren gelangen moͤget: vnd wir/ damit
wir nichts dergleichen begehren lernen. Alſo ha-
ben vns die Goͤtter Demut/ vnd euch Sorgen/
beyden Theilen aber Muͤhe vnd Arbeit gege-
ben.
Dieſe Freyheit deß guten Prieſters gefiele dem
Archombrotus dermaſſen/ daß er die Ordnung ſel-
bigen Hauſes eigentlicher zu beſichtigen begehrete.
Indeſſen waren auch die andern Prieſter darzu
kommen/ die jhn in den Tempel fuͤhreten/ vnd zu
vollbringung ſeiner Andacht nicht weit von deß
Himmliſchen Jupiters Altar ſtelleten/ welches die-
ſe heilige Leute allein mit Goldt vnd Seyden auß-
zieren doͤrfften. Aber Radirobanes hatte auch die-
ſen Schmuck hinweg genommen. Welches als
Archombrotus von den Beyſtehenden verſtanden:
Ich wil zuſchawen/ ſagte er/ daß der groſſe Jupiter
vnd jhr eine Erſtattung deſſen Kirchenraubes em-
pfangen moͤget. Ich wil ein guͤldenes Bildnuͤß
machen laſſen/ welches das vorige vberwegen ſoll.
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |