Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ Wohin solte er dem Diebe nachfolgen? wie köndteer sich gegen dem Poliarchus entschuldigen? oder mit was Verwegenheit dörffte er der Princessin vn- ter Augen gehen? In solcher Angst machte er sich nach Hoff/ vnd ward eben in deß Poliarchus Quar- tier geführt. Gelanor/ als er so vnversehens seiner ansichtig wardt/ empfieng er jhn mit frölichem Ant- litz/ vnd/ Ich wil nicht/ sagte er/ daß jemandt an- ders als ich dem Könige die Zeitung von ewerer Ankunfft bringen sol; sondern gleich gehen/ vnd jh- me diese grosse Frewde anrichten. Arsidas aber/ der sich gegen dem Gelanor seines Vnglücks halben entschuldigen wolte: Bleibet/ sagte er/ Gelanor. Ich muß euch zuvor meines Verlusts halben Bericht thun. Er vermeinete/ Arsidas beklagte sich vber seinem Gefängnisse vnd der Räuber Geitze/ wie Phorbas fürgegeben hatte/ vnd: Wir wissen dieses alles/ gab er zur Antwort; Ihr werdet es auch dem König mit besserer Gelegenheit selbst erzehlen kön- nen. Vnter diesen Worten entgieng er dem Arsi- das/ vnd wardt so von der Fröligkeit vbereylet/ daß er sich nicht wider zurück ruffen ließ. Poliarchus wardt bestürtzt vber deß Phorbas grossen Fleisse/ weil er den Arsidas so baldt den Räubern auß der Handt gerissen hette. Er ließ jhn für sich fordern/ vnd wie Arsidas jhn als einen König anreden wol- te/ vmbfieng er jhn/ vnd wolte nicht daß er für jhm nieder kniete. Sie waren beyde lange Zeit in Irrung; weil
Joh. Barclayens Argenis/ Wohin ſolte er dem Diebe nachfolgen? wie koͤndteer ſich gegen dem Poliarchus entſchuldigen? oder mit was Verwegenheit doͤrffte er der Princeſſin vn- ter Augen gehen? In ſolcher Angſt machte er ſich nach Hoff/ vnd ward eben in deß Poliarchus Quar- tier gefuͤhrt. Gelanor/ als er ſo vnverſehens ſeiner anſichtig wardt/ empfieng er jhn mit froͤlichem Ant- litz/ vnd/ Ich wil nicht/ ſagte er/ daß jemandt an- ders als ich dem Koͤnige die Zeitung von ewerer Ankunfft bringen ſol; ſondern gleich gehen/ vnd jh- me dieſe groſſe Frewde anrichten. Arſidas aber/ der ſich gegen dem Gelanor ſeines Vngluͤcks halben entſchuldigen wolte: Bleibet/ ſagte er/ Gelanor. Ich muß euch zuvor meines Verluſts halben Bericht thun. Er vermeinete/ Arſidas beklagte ſich vber ſeinem Gefaͤngniſſe vnd der Raͤuber Geitze/ wie Phorbas fuͤrgegeben hatte/ vnd: Wir wiſſen dieſes alles/ gab er zur Antwort; Ihr werdet es auch dem Koͤnig mit beſſerer Gelegenheit ſelbſt erzehlen koͤn- nen. Vnter dieſen Worten entgieng er dem Arſi- das/ vnd wardt ſo von der Froͤligkeit vbereylet/ daß er ſich nicht wider zuruͤck ruffen ließ. Poliarchus wardt beſtuͤrtzt vber deß Phorbas groſſen Fleiſſe/ weil er den Arſidas ſo baldt den Raͤubern auß der Handt geriſſen hette. Er ließ jhn fuͤr ſich fordern/ vnd wie Arſidas jhn als einen Koͤnig anreden wol- te/ vmbfieng er jhn/ vnd wolte nicht daß er fuͤr jhm nieder kniete. Sie waren beyde lange Zeit in Irꝛung; weil
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Joh. Barclayens Argenis/
Wohin ſolte er dem Diebe nachfolgen? wie koͤndte
er ſich gegen dem Poliarchus entſchuldigen? oder
mit was Verwegenheit doͤrffte er der Princeſſin vn-
ter Augen gehen? In ſolcher Angſt machte er ſich
nach Hoff/ vnd ward eben in deß Poliarchus Quar-
tier gefuͤhrt. Gelanor/ als er ſo vnverſehens ſeiner
anſichtig wardt/ empfieng er jhn mit froͤlichem Ant-
litz/ vnd/ Ich wil nicht/ ſagte er/ daß jemandt an-
ders als ich dem Koͤnige die Zeitung von ewerer
Ankunfft bringen ſol; ſondern gleich gehen/ vnd jh-
me dieſe groſſe Frewde anrichten. Arſidas aber/ der
ſich gegen dem Gelanor ſeines Vngluͤcks halben
entſchuldigen wolte: Bleibet/ ſagte er/ Gelanor. Ich
muß euch zuvor meines Verluſts halben Bericht
thun. Er vermeinete/ Arſidas beklagte ſich vber
ſeinem Gefaͤngniſſe vnd der Raͤuber Geitze/ wie
Phorbas fuͤrgegeben hatte/ vnd: Wir wiſſen dieſes
alles/ gab er zur Antwort; Ihr werdet es auch dem
Koͤnig mit beſſerer Gelegenheit ſelbſt erzehlen koͤn-
nen. Vnter dieſen Worten entgieng er dem Arſi-
das/ vnd wardt ſo von der Froͤligkeit vbereylet/ daß
er ſich nicht wider zuruͤck ruffen ließ. Poliarchus
wardt beſtuͤrtzt vber deß Phorbas groſſen Fleiſſe/
weil er den Arſidas ſo baldt den Raͤubern auß der
Handt geriſſen hette. Er ließ jhn fuͤr ſich fordern/
vnd wie Arſidas jhn als einen Koͤnig anreden wol-
te/ vmbfieng er jhn/ vnd wolte nicht daß er fuͤr jhm
nieder kniete. Sie waren beyde lange Zeit in Irꝛung;
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