Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ ob er jhn der Princessin gleichsamb zur Dancksag-ung für die erzeigte Wolthat in diesem Lande vereh- ren wolte. Sie aber war allbereit nicht in geringern Sorgen/ vnd gedacht bey sich selbst/ ob sie wol glau- ben dörffte daß diese Schiffe vom Poliarchus/ der etwan ein grösser Heer zusammen brächte/ voran geschickt worden. Doch weil sie in diesem Trost nit genugsamb gegründet war/ ließ sie jhre gewöhnliche Trawrigkeit baldt darnach auff wenig gutes ge- dencken: daß sie auch jhrer selbst spottete/ wegen der geringen Fröligkeit vber der Hoffnung welche sie ge- schöpft hatte. Warumb bliebe aber Arsidas aussen? Were daß Saümniß an jhm/ oder an dem Glück gelegen? Die bestimmten Monat zu der Widerkunfft waren verlauffen. Sie lebte nur noch nicht durch seine Hülffe/ sondern durch deß Archombrotus Vn- glück/ der krieges wegen in Africa verreisen müssen. Ach/ Poliarchus! der jhr beständig/ weise vnd werth zu lieben seydt mir zum Schmertzen; warumb habe ich euch gesehen? Warumb habt jhr mich allein außerkohren/ mich mit so vielfaltigem Tode hinzu- richten? Von mir zu sagen/ wann ich euch niemals gekandt hette/ so were ich zwar dessentwegen vnglück- selig; aber doch würde ich solches auch nit empfun- den haben. Es hette auff der Welt an andern Per- sonen nicht gemangelt/ die jhr mit besserm Glück lieben können. Ich muß die Straffe ewerer Tugen- den vnschuldig tragen/ deren eine jegliche mich zur Verzweifflung treibet/ wann ich von euch zertren- net/
Joh. Barclayens Argenis/ ob er jhn der Princeſſin gleichſamb zur Danckſag-ung fuͤr die erzeigte Wolthat in dieſem Lande vereh- ren wolte. Sie aber war allbereit nicht in geringern Sorgen/ vnd gedacht bey ſich ſelbſt/ ob ſie wol glau- ben doͤrffte daß dieſe Schiffe vom Poliarchus/ der etwan ein groͤſſer Heer zuſammen braͤchte/ voran geſchickt worden. Doch weil ſie in dieſem Troſt nit genugſamb gegruͤndet war/ ließ ſie jhre gewoͤhnliche Trawrigkeit baldt darnach auff wenig gutes ge- dencken: daß ſie auch jhrer ſelbſt ſpottete/ wegen der geringen Froͤligkeit vber der Hoffnung welche ſie ge- ſchoͤpft hatte. Warumb bliebe aber Arſidas auſſen? Were daß Sauͤmniß an jhm/ oder an dem Gluͤck gelegen? Die beſtim̃ten Monat zu der Widerkunfft waren verlauffen. Sie lebte nur noch nicht durch ſeine Huͤlffe/ ſondern durch deß Archombrotus Vn- gluͤck/ der krieges wegen in Africa verꝛeiſen muͤſſen. Ach/ Poliarchus! der jhr beſtaͤndig/ weiſe vnd werth zu lieben ſeydt mir zum Schmertzen; warumb habe ich euch geſehen? Warumb habt jhr mich allein außerkohren/ mich mit ſo vielfaltigem Tode hinzu- richten? Von mir zu ſagen/ wann ich euch niemals gekandt hette/ ſo were ich zwar deſſentwegẽ vngluͤck- ſelig; aber doch wuͤrde ich ſolches auch nit empfun- den haben. Es hette auff der Welt an andern Per- ſonen nicht gemangelt/ die jhr mit beſſerm Gluͤck lieben koͤnnen. Ich muß die Straffe ewerer Tugen- den vnſchuldig tragen/ deren eine jegliche mich zur Verzweifflung treibet/ wann ich von euch zertren- net/
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Joh. Barclayens Argenis/
ob er jhn der Princeſſin gleichſamb zur Danckſag-
ung fuͤr die erzeigte Wolthat in dieſem Lande vereh-
ren wolte. Sie aber war allbereit nicht in geringern
Sorgen/ vnd gedacht bey ſich ſelbſt/ ob ſie wol glau-
ben doͤrffte daß dieſe Schiffe vom Poliarchus/ der
etwan ein groͤſſer Heer zuſammen braͤchte/ voran
geſchickt worden. Doch weil ſie in dieſem Troſt nit
genugſamb gegruͤndet war/ ließ ſie jhre gewoͤhnliche
Trawrigkeit baldt darnach auff wenig gutes ge-
dencken: daß ſie auch jhrer ſelbſt ſpottete/ wegen der
geringen Froͤligkeit vber der Hoffnung welche ſie ge-
ſchoͤpft hatte. Warumb bliebe aber Arſidas auſſen?
Were daß Sauͤmniß an jhm/ oder an dem Gluͤck
gelegen? Die beſtim̃ten Monat zu der Widerkunfft
waren verlauffen. Sie lebte nur noch nicht durch
ſeine Huͤlffe/ ſondern durch deß Archombrotus Vn-
gluͤck/ der krieges wegen in Africa verꝛeiſen muͤſſen.
Ach/ Poliarchus! der jhr beſtaͤndig/ weiſe vnd werth
zu lieben ſeydt mir zum Schmertzen; warumb habe
ich euch geſehen? Warumb habt jhr mich allein
außerkohren/ mich mit ſo vielfaltigem Tode hinzu-
richten? Von mir zu ſagen/ wann ich euch niemals
gekandt hette/ ſo were ich zwar deſſentwegẽ vngluͤck-
ſelig; aber doch wuͤrde ich ſolches auch nit empfun-
den haben. Es hette auff der Welt an andern Per-
ſonen nicht gemangelt/ die jhr mit beſſerm Gluͤck
lieben koͤnnen. Ich muß die Straffe ewerer Tugen-
den vnſchuldig tragen/ deren eine jegliche mich zur
Verzweifflung treibet/ wann ich von euch zertren-
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