Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ tet als seinem eigenen. Vnter diesen Worten kamMeleander. Als Argenis jhn sahe/ ließ sie etwas von jhrer harten Rede nach/ vnd machte dem Archom- brotus wider jhren Willen ein Hertze; der auff voll- brachte Opfferung am Vfer sich mit dem gantzen Heer auff die See machte. Nachdem er sich mit den Herren in seiner Gallere genugsamb beredt hatte/ gieng er in sein Zimmer/ als ob er ruhen wolte/ vnd machte sein Gemüth den anklopffenden Sorgen auff. Dann der Argenis Rede war jhm wider ein- kommen. Wannher aber mußte die Princessin auff solche Härtigkeit gerahten seyn? Ob die lächerliche Warnung/ er solte zu Hause ruhen/ jhm zum Auff- ruck geschehen were/ daß er gantz hinweg reisete/ oder ob sie schlecht wegk seiner Heyrath nicht begehrte? Ferner betrachtete er/ was jhm zuvor von der Arge- nis freundliches oder vngütiges begegnet/ vnd kund- te die beschwerliche vngewißheit der Hoffnung vnd Forcht kaum regieren. Weil jhm ferner die Zeichen- deuter am Vfer angezeigt hetten/ das Verhängniß verliche jhm eine glückliche Schiffahrt; Ach! sagte er/ ist es so weit zuverstehen/ daß mir die Götter die Zurückkunfft verbieten/ weil sie meinen Abschiedt zwar mit gutem/ aber gleichsam bestimmeten Win- de fördern? Vber diesen vngleichen schmertzlichen Meinungen kränckte jhn deß Poliarchus Gedächt- niß sonderlich. Dann/ ohn den alten Argwohn der jhn schon gegen jhm verbittert gemacht/ hatte er auch auß fliegender Rede vernommen/ was durch Sele-
Joh. Barclayens Argenis/ tet als ſeinem eigenen. Vnter dieſen Worten kamMeleander. Als Argenis jhn ſahe/ ließ ſie etwas von jhrer harten Rede nach/ vnd machte dem Archom- brotus wider jhren Willen ein Hertze; der auff voll- brachte Opfferung am Vfer ſich mit dem gantzen Heer auff die See machte. Nachdem er ſich mit den Herꝛen in ſeiner Gallere genugſamb beredt hatte/ gieng er in ſein Zimmer/ als ob er ruhen wolte/ vnd machte ſein Gemuͤth den anklopffenden Sorgen auff. Dann der Argenis Rede war jhm wider ein- kommen. Wannher aber mußte die Princeſſin auff ſolche Haͤrtigkeit gerahten ſeyn? Ob die laͤcherliche Warnung/ er ſolte zu Hauſe ruhen/ jhm zum Auff- ruck geſchehen were/ daß er gantz hinweg reiſete/ oder ob ſie ſchlecht wegk ſeiner Heyrath nicht begehrte? Ferner betrachtete er/ was jhm zuvor von der Arge- nis freundliches oder vnguͤtiges begegnet/ vnd kund- te die beſchwerliche vngewißheit der Hoffnung vnd Forcht kaum regieren. Weil jhm ferner die Zeichen- deuter am Vfer angezeigt hetten/ das Verhaͤngniß verliche jhm eine gluͤckliche Schiffahrt; Ach! ſagte er/ iſt es ſo weit zuverſtehen/ daß mir die Goͤtter die Zuruͤckkunfft verbieten/ weil ſie meinen Abſchiedt zwar mit gutem/ aber gleichſam beſtimmeten Win- de foͤrdern? Vber dieſen vngleichen ſchmertzlichen Meinungen kraͤnckte jhn deß Poliarchus Gedaͤcht- niß ſonderlich. Dann/ ohn den alten Argwohn der jhn ſchon gegen jhm verbittert gemacht/ hatte er auch auß fliegender Rede vernommen/ was durch Sele-
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Joh. Barclayens Argenis/
tet als ſeinem eigenen. Vnter dieſen Worten kam
Meleander. Als Argenis jhn ſahe/ ließ ſie etwas von
jhrer harten Rede nach/ vnd machte dem Archom-
brotus wider jhren Willen ein Hertze; der auff voll-
brachte Opfferung am Vfer ſich mit dem gantzen
Heer auff die See machte. Nachdem er ſich mit den
Herꝛen in ſeiner Gallere genugſamb beredt hatte/
gieng er in ſein Zimmer/ als ob er ruhen wolte/ vnd
machte ſein Gemuͤth den anklopffenden Sorgen
auff. Dann der Argenis Rede war jhm wider ein-
kommen. Wannher aber mußte die Princeſſin auff
ſolche Haͤrtigkeit gerahten ſeyn? Ob die laͤcherliche
Warnung/ er ſolte zu Hauſe ruhen/ jhm zum Auff-
ruck geſchehen were/ daß er gantz hinweg reiſete/ oder
ob ſie ſchlecht wegk ſeiner Heyrath nicht begehrte?
Ferner betrachtete er/ was jhm zuvor von der Arge-
nis freundliches oder vnguͤtiges begegnet/ vnd kund-
te die beſchwerliche vngewißheit der Hoffnung vnd
Forcht kaum regieren. Weil jhm ferner die Zeichen-
deuter am Vfer angezeigt hetten/ das Verhaͤngniß
verliche jhm eine gluͤckliche Schiffahrt; Ach! ſagte
er/ iſt es ſo weit zuverſtehen/ daß mir die Goͤtter die
Zuruͤckkunfft verbieten/ weil ſie meinen Abſchiedt
zwar mit gutem/ aber gleichſam beſtimmeten Win-
de foͤrdern? Vber dieſen vngleichen ſchmertzlichen
Meinungen kraͤnckte jhn deß Poliarchus Gedaͤcht-
niß ſonderlich. Dann/ ohn den alten Argwohn der
jhn ſchon gegen jhm verbittert gemacht/ hatte er
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