Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch.
newlich auß dem Königlichen Hofe/ an welchem sie
alles zuthun vermochten/ in den Galgen kommen
weren Zauberey wegen; wann nicht der König an
seine alte Liebe gedacht/ vnd jhnen auß Gnaden das
Gefängniß verehret hette. Es ist nicht anderst/ sag-
te Timoclee/ jhr wisset wie jhr Verbrechen auß der
weise gewesen. Er zwar hat jhm seinen vorigen Zu-
standt auß der Acht gelassen/ vnd es jhm für spött-
lich gehalten/ daß er von vielen geliebt würde, sie aber
hat sich an die Verbitterung der Leute/ vmb daß
sie der ersten Heyrath sich entbrochen hette/ nicht ge-
kehret: also daß von beyden die grosse Juno ist er zör-
net worden/ vnd sie nicht so nachdencklich gewesen
sind/ daß die Göttinnen auch jhren Donner haben.

Fraw/ sagte Archombrotus/ man würde noch
mehr bestürtzt werden/ wann nicht die Gewonheit
dergleichen Spiel zuschen die Verwunderung ge-
mindert hette. Schawet deß Aquilius/ schawet deß
Hippophilus Hoff an. Was hat es die grössesten
Haupter nach dem Lauffe jhrer vbermässigen Ge-
walt geholffen/ daß sie auff die höchsten Würden deß
Geistlichen Standes als auff eine freye stätte sind
zugeeylet? So viel/ daß jhre sterbende Hoheit desto
scheinbarer begraben würde. Aber das hiesse gleich-
wol die Fürsten aller Gewalt berauben/ wann sie nit
Macht hetten jhre Freundschafft zuverwechseln wie
sie wolten. Meine Fraw/ verstatten wir doch dieses
Recht gemeinen Leuten. Ist es so beschaffen/ sagte
Timoclee herwider/ so werdet jhr in solcher Flucht

deß
C v

Das Erſte Buch.
newlich auß dem Koͤniglichen Hofe/ an welchem ſie
alles zuthun vermochten/ in den Galgen kommen
weren Zauberey wegen; wann nicht der Koͤnig an
ſeine alte Liebe gedacht/ vnd jhnen auß Gnaden das
Gefaͤngniß verehret hette. Es iſt nicht anderſt/ ſag-
te Timoclee/ jhr wiſſet wie jhr Verbrechen auß der
weiſe geweſen. Er zwar hat jhm ſeinen vorigen Zu-
ſtandt auß der Acht gelaſſen/ vnd es jhm fuͤr ſpoͤtt-
lich gehalten/ daß er von vielen geliebt wuͤrde, ſie aber
hat ſich an die Verbitterung der Leute/ vmb daß
ſie der erſten Heyrath ſich entbrochen hette/ nicht ge-
kehret: alſo daß von beyden die groſſe Juno iſt er zoͤr-
net worden/ vnd ſie nicht ſo nachdencklich geweſen
ſind/ daß die Goͤttinnen auch jhren Donner haben.

Fraw/ ſagte Archombrotus/ man wuͤrde noch
mehr beſtuͤrtzt werden/ wann nicht die Gewonheit
dergleichen Spiel zuſchen die Verwunderung ge-
mindert hette. Schawet deß Aquilius/ ſchawet deß
Hippophilus Hoff an. Was hat es die groͤſſeſten
Haupter nach dem Lauffe jhrer vbermaͤſſigen Ge-
walt geholffen/ daß ſie auff die hoͤchſtẽ Wuͤrden deß
Geiſtlichen Standes als auff eine freye ſtaͤtte ſind
zugeeylet? So viel/ daß jhre ſterbende Hoheit deſto
ſcheinbarer begraben wuͤrde. Aber das hieſſe gleich-
wol die Fuͤrſten aller Gewalt berauben/ wann ſie nit
Macht hetten jhre Freundſchafft zuverwechſeln wie
ſie wolten. Meine Fraw/ verſtatten wir doch dieſes
Recht gemeinen Leuten. Iſt es ſo beſchaffen/ ſagte
Timoclee herwider/ ſo werdet jhr in ſolcher Flucht

deß
C v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0085" n="41"/><fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch.</fw><lb/>
newlich auß dem Ko&#x0364;niglichen Hofe/ an welchem &#x017F;ie<lb/>
alles zuthun vermochten/ in den Galgen kommen<lb/>
weren Zauberey wegen; wann nicht der Ko&#x0364;nig an<lb/>
&#x017F;eine alte Liebe gedacht/ vnd jhnen auß Gnaden das<lb/>
Gefa&#x0364;ngniß verehret hette. Es i&#x017F;t nicht ander&#x017F;t/ &#x017F;ag-<lb/>
te Timoclee/ jhr wi&#x017F;&#x017F;et wie jhr Verbrechen auß der<lb/>
wei&#x017F;e gewe&#x017F;en. Er zwar hat jhm &#x017F;einen vorigen Zu-<lb/>
&#x017F;tandt auß der Acht gela&#x017F;&#x017F;en/ vnd es jhm fu&#x0364;r &#x017F;po&#x0364;tt-<lb/>
lich gehalten/ daß er von vielen geliebt wu&#x0364;rde, &#x017F;ie aber<lb/>
hat &#x017F;ich an die Verbitterung der Leute/ vmb daß<lb/>
&#x017F;ie der er&#x017F;ten Heyrath &#x017F;ich entbrochen hette/ nicht ge-<lb/>
kehret: al&#x017F;o daß von beyden die gro&#x017F;&#x017F;e Juno i&#x017F;t er zo&#x0364;r-<lb/>
net worden/ vnd &#x017F;ie nicht &#x017F;o nachdencklich gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ind/ daß die Go&#x0364;ttinnen auch jhren Donner haben.</p><lb/>
            <p>Fraw/ &#x017F;agte Archombrotus/ man wu&#x0364;rde noch<lb/>
mehr be&#x017F;tu&#x0364;rtzt werden/ wann nicht die Gewonheit<lb/>
dergleichen Spiel zu&#x017F;chen die Verwunderung ge-<lb/>
mindert hette. Schawet deß Aquilius/ &#x017F;chawet deß<lb/>
Hippophilus Hoff an. Was hat es die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten<lb/>
Haupter nach dem Lauffe jhrer vberma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Ge-<lb/>
walt geholffen/ daß &#x017F;ie auff die ho&#x0364;ch&#x017F;te&#x0303; Wu&#x0364;rden deß<lb/>
Gei&#x017F;tlichen Standes als auff eine freye &#x017F;ta&#x0364;tte &#x017F;ind<lb/>
zugeeylet? So viel/ daß jhre &#x017F;terbende Hoheit de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;cheinbarer begraben wu&#x0364;rde. Aber das hie&#x017F;&#x017F;e gleich-<lb/>
wol die Fu&#x0364;r&#x017F;ten aller Gewalt berauben/ wann &#x017F;ie nit<lb/>
Macht hetten jhre Freund&#x017F;chafft zuverwech&#x017F;eln wie<lb/>
&#x017F;ie wolten. Meine Fraw/ ver&#x017F;tatten wir doch die&#x017F;es<lb/>
Recht gemeinen Leuten. I&#x017F;t es &#x017F;o be&#x017F;chaffen/ &#x017F;agte<lb/>
Timoclee herwider/ &#x017F;o werdet jhr in &#x017F;olcher Flucht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C v</fw><fw place="bottom" type="catch">deß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0085] Das Erſte Buch. newlich auß dem Koͤniglichen Hofe/ an welchem ſie alles zuthun vermochten/ in den Galgen kommen weren Zauberey wegen; wann nicht der Koͤnig an ſeine alte Liebe gedacht/ vnd jhnen auß Gnaden das Gefaͤngniß verehret hette. Es iſt nicht anderſt/ ſag- te Timoclee/ jhr wiſſet wie jhr Verbrechen auß der weiſe geweſen. Er zwar hat jhm ſeinen vorigen Zu- ſtandt auß der Acht gelaſſen/ vnd es jhm fuͤr ſpoͤtt- lich gehalten/ daß er von vielen geliebt wuͤrde, ſie aber hat ſich an die Verbitterung der Leute/ vmb daß ſie der erſten Heyrath ſich entbrochen hette/ nicht ge- kehret: alſo daß von beyden die groſſe Juno iſt er zoͤr- net worden/ vnd ſie nicht ſo nachdencklich geweſen ſind/ daß die Goͤttinnen auch jhren Donner haben. Fraw/ ſagte Archombrotus/ man wuͤrde noch mehr beſtuͤrtzt werden/ wann nicht die Gewonheit dergleichen Spiel zuſchen die Verwunderung ge- mindert hette. Schawet deß Aquilius/ ſchawet deß Hippophilus Hoff an. Was hat es die groͤſſeſten Haupter nach dem Lauffe jhrer vbermaͤſſigen Ge- walt geholffen/ daß ſie auff die hoͤchſtẽ Wuͤrden deß Geiſtlichen Standes als auff eine freye ſtaͤtte ſind zugeeylet? So viel/ daß jhre ſterbende Hoheit deſto ſcheinbarer begraben wuͤrde. Aber das hieſſe gleich- wol die Fuͤrſten aller Gewalt berauben/ wann ſie nit Macht hetten jhre Freundſchafft zuverwechſeln wie ſie wolten. Meine Fraw/ verſtatten wir doch dieſes Recht gemeinen Leuten. Iſt es ſo beſchaffen/ ſagte Timoclee herwider/ ſo werdet jhr in ſolcher Flucht deß C v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/85
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/85>, abgerufen am 24.11.2024.