Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ In dem die Königin also redete/ wurden sie ohne zum
Joh. Barclayens Argenis/ In dem die Koͤnigin alſo redete/ wurden ſie ohne zum
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0776" n="732"/> <fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> <p>In dem die Koͤnigin alſo redete/ wurden ſie ohne<lb/> mich ſaͤmptlich beſtuͤrtzet. Dann ich wußte allein/<lb/> daß ſie nichts als die Warheit redete. Wiewol ich<lb/> auch nicht gaͤntzlich auſſer verwunderung war/ daß<lb/> ſie ohn mein Verhoffen mit ſo vnverſehenem Raht-<lb/> ſchlage die Sach dem Koͤnig fuͤrtrug. Im vbrigen<lb/> kundte man maͤnniglichen im Geſichte anſchen/ wie<lb/> frembde jhren Gemuͤtern dieſes fuͤrkam. Sie hatten<lb/> die Sprach verloren/ veraͤnderten ſich vnter den Au-<lb/> gen/ vnd ſchaweten einander an. Hernach rufften et-<lb/> liche auff die Goͤtter/ etliche vergoſſen zehren/ oder<lb/> huben die Haͤnde gegen Himmel/ vnd verwunderten<lb/> ſich vber die ſeltzame Art deß Gluͤcks. Dann die Koͤ-<lb/> nigin hatte alſo gelebet/ daß ſich niemandt eines Be-<lb/> trugs von jhr beſorgte. Keiner aber wardt hefftiger<lb/> veraͤndert als der Koͤnig vnd Aſtioriſt. Der Koͤnig<lb/> war fuͤr Frewden vnd andern Regungen deß Ge-<lb/> muͤts nicht bey ſich ſelber/ redete vnd bewegete ſich<lb/> nicht. Baldt ſahe er die Gemahlin an/ welcher er we-<lb/> gen langer Erfahrung jhrer Trew glaubete; baldt<lb/> betrachtete er den Sohn/ der gleichsfals mit nicht<lb/> geringer Verwirꝛung beſtuͤrtzet war. Dann als jhm<lb/> die Koͤnigin vmb den Hals fiel/ durffte er jhr ſeine<lb/> Vmbfahung weder verſagen noch antragen/ vnd<lb/> wußte nit wie jhm geſchahe. Die Koͤnigin aber/ als<lb/> ſie die Threnen in jres Herꝛn Geſicht ſahe/ ward ſie<lb/> behertzter/ vnd/ Erlaubet/ liebſter Gemahl/ ſagte ſie/<lb/> daß er ewere Knie vmbfange/ oder/ wo jhr fuͤhlet daß<lb/> er ewers Gebluͤts ſey/ ſo reichet jhm auch die Handt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [732/0776]
Joh. Barclayens Argenis/
In dem die Koͤnigin alſo redete/ wurden ſie ohne
mich ſaͤmptlich beſtuͤrtzet. Dann ich wußte allein/
daß ſie nichts als die Warheit redete. Wiewol ich
auch nicht gaͤntzlich auſſer verwunderung war/ daß
ſie ohn mein Verhoffen mit ſo vnverſehenem Raht-
ſchlage die Sach dem Koͤnig fuͤrtrug. Im vbrigen
kundte man maͤnniglichen im Geſichte anſchen/ wie
frembde jhren Gemuͤtern dieſes fuͤrkam. Sie hatten
die Sprach verloren/ veraͤnderten ſich vnter den Au-
gen/ vnd ſchaweten einander an. Hernach rufften et-
liche auff die Goͤtter/ etliche vergoſſen zehren/ oder
huben die Haͤnde gegen Himmel/ vnd verwunderten
ſich vber die ſeltzame Art deß Gluͤcks. Dann die Koͤ-
nigin hatte alſo gelebet/ daß ſich niemandt eines Be-
trugs von jhr beſorgte. Keiner aber wardt hefftiger
veraͤndert als der Koͤnig vnd Aſtioriſt. Der Koͤnig
war fuͤr Frewden vnd andern Regungen deß Ge-
muͤts nicht bey ſich ſelber/ redete vnd bewegete ſich
nicht. Baldt ſahe er die Gemahlin an/ welcher er we-
gen langer Erfahrung jhrer Trew glaubete; baldt
betrachtete er den Sohn/ der gleichsfals mit nicht
geringer Verwirꝛung beſtuͤrtzet war. Dann als jhm
die Koͤnigin vmb den Hals fiel/ durffte er jhr ſeine
Vmbfahung weder verſagen noch antragen/ vnd
wußte nit wie jhm geſchahe. Die Koͤnigin aber/ als
ſie die Threnen in jres Herꝛn Geſicht ſahe/ ward ſie
behertzter/ vnd/ Erlaubet/ liebſter Gemahl/ ſagte ſie/
daß er ewere Knie vmbfange/ oder/ wo jhr fuͤhlet daß
er ewers Gebluͤts ſey/ ſo reichet jhm auch die Handt
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