Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Vierdte Buch. Erben hette/ were wenig daran gelegen mit wasfür einem Nahmen er genennet würde. Commin- dorix sey nicht allein auß dem fürnemsten Ge- schlechte/ sondern auch ein Mann mit der That selber. Es fehlete wenig/ daß diese wütende Anschlä- ge nicht jhren Außgang erreicheten. Man sagete/ der Tyrann gienge darauff/ wie er sich deß Köni- ges Person nebenst der Timandre versichern/ vnd sie in einem festen Orte verwahret halten köndte; was man für Gefälle zu jhrer Vnterhaltung auß- stellen/ was für Leute man vmb sie lassen/ vnd wie man sie ve[r]wachen solte. Endlich verachtete er den Bri- tomandes dermassen/ daß er verblümeter weise von jhm fragen durffte/ ob er von sich selbst den be- schwerlichen vnd müheseligen königlichen Namen verlassen köndte. Dann er vermeinete einem gros- sen Theile deß Neides zuentgehen/ wann er sol- ches mit seinem Willen erlangete. Der König/ so sich vber den vnbillichen Worten entrüstete/ hielte zwar damals den Zorn an; vnterließ aber nach- mals nicht seinen vbelen Zustandt bey der Timan- dre zubeklagen. Sie war der Meinung man mü- ste länger nicht verziehen/ vnd im Fall das Verhen- gniß ja zuwieder were/ zum wenigsten rühmlich sterben; Ich weiß etwas/ sagte sie/ durch welches ich euch von dem ehrlosen Feinde retten kan/ allerliebster Gemahl. Aber ich fürchte/ jhr möchtet mich ewerer Lindigkeit nach stecken lassen/ vnd mit Eröffnung bey den Feinden meiner Anschläge/ mich zugleich nebenst euch Z z iiij
Das Vierdte Buch. Erben hette/ were wenig daran gelegen mit wasfuͤr einem Nahmen er genennet wuͤrde. Commin- dorix ſey nicht allein auß dem fuͤrnemſten Ge- ſchlechte/ ſondern auch ein Mann mit der That ſelber. Es fehlete wenig/ daß dieſe wuͤtende Anſchlaͤ- ge nicht jhren Außgang erꝛeicheten. Man ſagete/ der Tyrann gienge darauff/ wie er ſich deß Koͤni- ges Perſon nebenſt der Timandre verſichern/ vnd ſie in einem feſten Orte verwahret halten koͤndte; was man fuͤr Gefaͤlle zu jhrer Vnterhaltung auß- ſtellen/ was fuͤr Leute man vmb ſie laſſen/ vñ wie mã ſie ve[r]wachen ſolte. Endlich verachtete er den Bri- tomandes dermaſſen/ daß er verbluͤmeter weiſe von jhm fragen durffte/ ob er von ſich ſelbſt den be- ſchwerlichen vnd muͤheſeligen koͤniglichen Namen verlaſſen koͤndte. Dann er vermeinete einem groſ- ſen Theile deß Neides zuentgehen/ wann er ſol- ches mit ſeinem Willen erlangete. Der Koͤnig/ ſo ſich vber den vnbillichen Worten entruͤſtete/ hielte zwar damals den Zorn an; vnterließ aber nach- mals nicht ſeinen vbelen Zuſtandt bey der Timan- dre zubeklagen. Sie war der Meinung man muͤ- ſte laͤnger nicht verziehen/ vnd im Fall das Verhen- gniß ja zuwieder were/ zum wenigſten ruͤhmlich ſterben; Ich weiß etwas/ ſagte ſie/ durch welches ich euch von dem ehrloſen Feinde rettẽ kan/ allerliebſter Gemahl. Aber ich fuͤrchte/ jhr moͤchtet mich ewerer Lindigkeit nach ſteckẽ laſſen/ vñ mit Eroͤffnung bey den Feindẽ meiner Anſchlaͤge/ mich zugleich nebenſt euch Z z iiij
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Das Vierdte Buch.
Erben hette/ were wenig daran gelegen mit was
fuͤr einem Nahmen er genennet wuͤrde. Commin-
dorix ſey nicht allein auß dem fuͤrnemſten Ge-
ſchlechte/ ſondern auch ein Mann mit der That
ſelber. Es fehlete wenig/ daß dieſe wuͤtende Anſchlaͤ-
ge nicht jhren Außgang erꝛeicheten. Man ſagete/
der Tyrann gienge darauff/ wie er ſich deß Koͤni-
ges Perſon nebenſt der Timandre verſichern/ vnd
ſie in einem feſten Orte verwahret halten koͤndte;
was man fuͤr Gefaͤlle zu jhrer Vnterhaltung auß-
ſtellen/ was fuͤr Leute man vmb ſie laſſen/ vñ wie mã
ſie verwachen ſolte. Endlich verachtete er den Bri-
tomandes dermaſſen/ daß er verbluͤmeter weiſe
von jhm fragen durffte/ ob er von ſich ſelbſt den be-
ſchwerlichen vnd muͤheſeligen koͤniglichen Namen
verlaſſen koͤndte. Dann er vermeinete einem groſ-
ſen Theile deß Neides zuentgehen/ wann er ſol-
ches mit ſeinem Willen erlangete. Der Koͤnig/ ſo
ſich vber den vnbillichen Worten entruͤſtete/ hielte
zwar damals den Zorn an; vnterließ aber nach-
mals nicht ſeinen vbelen Zuſtandt bey der Timan-
dre zubeklagen. Sie war der Meinung man muͤ-
ſte laͤnger nicht verziehen/ vnd im Fall das Verhen-
gniß ja zuwieder were/ zum wenigſten ruͤhmlich
ſterben; Ich weiß etwas/ ſagte ſie/ durch welches ich
euch von dem ehrloſen Feinde rettẽ kan/ allerliebſter
Gemahl. Aber ich fuͤrchte/ jhr moͤchtet mich ewerer
Lindigkeit nach ſteckẽ laſſen/ vñ mit Eroͤffnung bey
den Feindẽ meiner Anſchlaͤge/ mich zugleich nebenſt
euch
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