Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ Landt angewehnet hatte/ verloren/ kamen bey seinerGrabschafft offtmals zusammen; zwar vnter dem Scheine einer Andacht/ in Warheit aber/ nach vn- seres Landes Gebrauche daselbst vom Orackel zu erfahren/ ob etwan ein gutes Glück/ oder ein Gott vns ein Mittel entdeckte den Commindorix außzu- rotten. Dann vnserer viel hielten es für eine Tu- gendt wann wir jhn hasseten; sonderlich aber/ wie von jhm das Geschrey gieng/ als hette er auß bren- nender Regiersucht der Timandren Sohn durch Hülffe der Ammen hingerichtet. Warumb aber die Königin nicht auch sey mit gleichem Außgange weggeraffet worden/ kan man nicht wissen; ob sie sich vielleichte weißlich vor dem Giffte vnd Betru- ge gehütet/ oder er sich das Leben eines Weibes nicht hat jrren lassen. Ich für meine Person halte dafür/ sie sey von den Göttern selbst errettet worden; dann sie verblenden die Tyrannen offtmals/ daß sie/ in dem sie ängstiglich vnd mit aberglaübischer Graw- samkeit jhre Sicherheit suchen/ die rechte vnnd ge- wisse Gefahr nicht kennen/ noch fürchten. Als Timandre noch einmal mit schwerem Leibe deres
Joh. Barclayens Argenis/ Landt angewehnet hatte/ verloren/ kamen bey ſeinerGrabſchafft offtmals zuſammen; zwar vnter dem Scheine einer Andacht/ in Warheit aber/ nach vn- ſeres Landes Gebrauche daſelbſt vom Orackel zu erfahren/ ob etwan ein gutes Gluͤck/ oder ein Gott vns ein Mittel entdeckte den Commindorix außzu- rotten. Dann vnſerer viel hielten es fuͤr eine Tu- gendt wann wir jhn haſſeten; ſonderlich aber/ wie von jhm das Geſchrey gieng/ als hette er auß bren- nender Regierſucht der Timandren Sohn durch Huͤlffe der Ammen hingerichtet. Warumb aber die Koͤnigin nicht auch ſey mit gleichem Außgange weggeraffet worden/ kan man nicht wiſſen; ob ſie ſich vielleichte weißlich vor dem Giffte vnd Betru- ge gehuͤtet/ oder er ſich das Leben eines Weibes nicht hat jrꝛen laſſen. Ich fuͤr meine Perſon halte dafuͤr/ ſie ſey von den Goͤttern ſelbſt erꝛettet worden; dann ſie verblenden die Tyrannen offtmals/ daß ſie/ in dem ſie aͤngſtiglich vnd mit aberglauͤbiſcher Graw- ſamkeit jhre Sicherheit ſuchen/ die rechte vnnd ge- wiſſe Gefahr nicht kennen/ noch fuͤrchten. Als Timandre noch einmal mit ſchwerem Leibe deres
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Joh. Barclayens Argenis/
Landt angewehnet hatte/ verloren/ kamen bey ſeiner
Grabſchafft offtmals zuſammen; zwar vnter dem
Scheine einer Andacht/ in Warheit aber/ nach vn-
ſeres Landes Gebrauche daſelbſt vom Orackel zu
erfahren/ ob etwan ein gutes Gluͤck/ oder ein Gott
vns ein Mittel entdeckte den Commindorix außzu-
rotten. Dann vnſerer viel hielten es fuͤr eine Tu-
gendt wann wir jhn haſſeten; ſonderlich aber/ wie
von jhm das Geſchrey gieng/ als hette er auß bren-
nender Regierſucht der Timandren Sohn durch
Huͤlffe der Ammen hingerichtet. Warumb aber die
Koͤnigin nicht auch ſey mit gleichem Außgange
weggeraffet worden/ kan man nicht wiſſen; ob ſie
ſich vielleichte weißlich vor dem Giffte vnd Betru-
ge gehuͤtet/ oder er ſich das Leben eines Weibes nicht
hat jrꝛen laſſen. Ich fuͤr meine Perſon halte dafuͤr/
ſie ſey von den Goͤttern ſelbſt erꝛettet worden; dann
ſie verblenden die Tyrannen offtmals/ daß ſie/ in
dem ſie aͤngſtiglich vnd mit aberglauͤbiſcher Graw-
ſamkeit jhre Sicherheit ſuchen/ die rechte vnnd ge-
wiſſe Gefahr nicht kennen/ noch fuͤrchten.
Als Timandre noch einmal mit ſchwerem Leibe
gieng/ vnd ſich wegen jrer armſeligen Frucht/ welche
fuͤr jhrer Geburtt zum Tode beſtimmet wardt/ be-
ſorgete/ brachte ſie in Zeiten die Hebammen an ſich/
nebenſt zweyen Matronen/ vnter denen ich vnlaͤngſt
die eine durch Vermittelung der Koͤnigin geheyrha-
tet habe. Von dieſen begehrte die Koͤnigin/ wann ſie
einen Sohn zur Welt braͤchte/ daß man ein an-
deres
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