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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/

Der Priester war allbereit mit den Schlachtopf-
fern kommen/ vnd Arsidas/ der einen Krantz auff dem
Haupte hatte/ fiel in einem Weissen Kleydt für dem
Bilde der Göttin nieder/ brachte sein Gelübd/ vnd
was jhm Argenis sonst befohlen/ an. Der Priester
hatte ein Kalb vnd zwey Lämmer zum Opffer erle-
sen. Diese wardt baldt darnider geschlagen/ jenen
stach er ein Messer in die Gurgel/ damit die Häu-
pter zu einem Gastgebott gantz verblieben. Es
schrie der Priester/ die Eingeweyde zeigten auff lau-
ter gutes/ vnd als das Loß geworffen worden/ hette
die Fortune in alles was Arsidas begehrte gewilli-
get. Hernach liessen sie das so sie der Göttin auff-
geopffert für sich kochen/ vnd bey dem Nachessen/
als die andern in dessen truncken/ fieng Arsidas an
sich mit dem Priester von den Verhängnissen vnd
Wahrsagungen/ item von der Gewalt deß Glücks
vber den Erdboden zu vnterreden; weil er auß seinem
Gespräche verstanden/ daß er ein Philosophus we-
re. Er/ als er deß Arsidas Weißheit spürete/ vnd
jhn würdig schätzete von heiligen Sachen gründ-
lich berichtet zu werden/ redet er also zu jhm: Das ge-
meine Volck ist dermassen vnwissendt in dem jeni-
gen was wir vnter dem Namen der Fortune ehren/
daß es fast die Heiligkeit dessen Geheimnisses mit
einer gegensinnigen Außlegung verderbet hat. Alles
was vngewiß ist/ heissen sie Fortune. Dieses meinen
sie aber vngewiß zuseyn/ was solchen Außgang hat
welchen menschliche Gedancken nicht ergründen

können.
Joh. Barclayens Argenis/

Der Prieſter war allbereit mit den Schlachtopf-
fern kommẽ/ vnd Arſidas/ der einen Krantz auff dem
Haupte hatte/ fiel in einem Weiſſen Kleydt fuͤr dem
Bilde der Goͤttin nieder/ brachte ſein Geluͤbd/ vnd
was jhm Argenis ſonſt befohlen/ an. Der Prieſter
hatte ein Kalb vnd zwey Laͤmmer zum Opffer erle-
ſen. Dieſe wardt baldt darnider geſchlagen/ jenen
ſtach er ein Meſſer in die Gurgel/ damit die Haͤu-
pter zu einem Gaſtgebott gantz verblieben. Es
ſchrie der Prieſter/ die Eingeweyde zeigten auff lau-
ter gutes/ vnd als das Loß geworffen worden/ hette
die Fortune in alles was Arſidas begehrte gewilli-
get. Hernach lieſſen ſie das ſo ſie der Goͤttin auff-
geopffert fuͤr ſich kochen/ vnd bey dem Nacheſſen/
als die andern in deſſen truncken/ fieng Arſidas an
ſich mit dem Prieſter von den Verhaͤngniſſen vnd
Wahrſagungen/ item von der Gewalt deß Gluͤcks
vber den Erdboden zu vnterꝛeden; weil er auß ſeinem
Geſpraͤche verſtanden/ daß er ein Philoſophus we-
re. Er/ als er deß Arſidas Weißheit ſpuͤrete/ vnd
jhn wuͤrdig ſchaͤtzete von heiligen Sachen gruͤnd-
lich berichtet zu werden/ redet er alſo zu jhm: Das ge-
meine Volck iſt dermaſſen vnwiſſendt in dem jeni-
gen was wir vnter dem Namen der Fortune ehren/
daß es faſt die Heiligkeit deſſen Geheimniſſes mit
einer gegenſinnigen Außlegung verderbet hat. Alles
was vngewiß iſt/ heiſſen ſie Fortune. Dieſes meinen
ſie aber vngewiß zuſeyn/ was ſolchen Außgang hat
welchen menſchliche Gedancken nicht ergruͤnden

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[678/0722] Joh. Barclayens Argenis/ Der Prieſter war allbereit mit den Schlachtopf- fern kommẽ/ vnd Arſidas/ der einen Krantz auff dem Haupte hatte/ fiel in einem Weiſſen Kleydt fuͤr dem Bilde der Goͤttin nieder/ brachte ſein Geluͤbd/ vnd was jhm Argenis ſonſt befohlen/ an. Der Prieſter hatte ein Kalb vnd zwey Laͤmmer zum Opffer erle- ſen. Dieſe wardt baldt darnider geſchlagen/ jenen ſtach er ein Meſſer in die Gurgel/ damit die Haͤu- pter zu einem Gaſtgebott gantz verblieben. Es ſchrie der Prieſter/ die Eingeweyde zeigten auff lau- ter gutes/ vnd als das Loß geworffen worden/ hette die Fortune in alles was Arſidas begehrte gewilli- get. Hernach lieſſen ſie das ſo ſie der Goͤttin auff- geopffert fuͤr ſich kochen/ vnd bey dem Nacheſſen/ als die andern in deſſen truncken/ fieng Arſidas an ſich mit dem Prieſter von den Verhaͤngniſſen vnd Wahrſagungen/ item von der Gewalt deß Gluͤcks vber den Erdboden zu vnterꝛeden; weil er auß ſeinem Geſpraͤche verſtanden/ daß er ein Philoſophus we- re. Er/ als er deß Arſidas Weißheit ſpuͤrete/ vnd jhn wuͤrdig ſchaͤtzete von heiligen Sachen gruͤnd- lich berichtet zu werden/ redet er alſo zu jhm: Das ge- meine Volck iſt dermaſſen vnwiſſendt in dem jeni- gen was wir vnter dem Namen der Fortune ehren/ daß es faſt die Heiligkeit deſſen Geheimniſſes mit einer gegenſinnigen Außlegung verderbet hat. Alles was vngewiß iſt/ heiſſen ſie Fortune. Dieſes meinen ſie aber vngewiß zuſeyn/ was ſolchen Außgang hat welchen menſchliche Gedancken nicht ergruͤnden koͤnnen.

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/722>, abgerufen am 22.11.2024.