Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
oder als ich meiner Tochter ein anders Königreich/
vnd nicht einen Mann suchte? Vielmehr haben vn-
sere Vorfahren sehr weißlich ein Gesetz geordnet/
daß der oder die jenige/ so in Sicilien herrscheten/
durch Heyrath kein Scepter an sich bringen solten
das reieher vnd mächtiger als das Sicilische were;
damit daß diß Landt von seinen Königen nicht ver-
lassen/ vnd von dem Stärckern zu seiner Provintz
gemacht würde. Sicilien ist an sich selbst gar genug
seine Könige zuerhalten; vnd es wirdt meiner Toch-
ter bestes seyn/ sie also zuvermählen/ daß der Mann
jhr seine Glückseligkeit zudancken habe. Die Thra-
cier pflegen jhre Weiber zukauffen/ Wann der Ar-
genis Mann von Adel/ Natur vnd Tugendt gut
ist/ so ist es gar genug; dann an Reichthumb wirdt
es jhr nicht mangeln.

Zu dieser Entschliessung machte jhn noch ge-
neigter das Verlangen seinen schon vor vieler Zeit
fürgenommenen Anschlag hinaußzuführen; daß er
nemlich den Archombrotus/ welchem er von Hertzen
günstig war/ durch Heyrath seinen Erben zuseyn
schawen möchte. Er hielte dafür/ Argenis würde es
nicht außschlagen: im Fall sie auch sich weygerte/
so wolte er sein Vaterrecht mit Zwang gebrauchen.
Es war nichts mehr vbrig/ als seine Ankunfft zuer-
fahren. Dann er gedachte seine Tochter einem von
geringem Stande nicht zu geben/ er were auch so
Tugenthafftig als er jmmer wolte. Nach erwegung
aller Vmbstände gieng er in der Argenis Zimmer/

vnd/

Joh. Barclayens Argenis/
oder als ich meiner Tochter ein anders Koͤnigreich/
vnd nicht einen Mann ſuchte? Vielmehr haben vn-
ſere Vorfahren ſehr weißlich ein Geſetz geordnet/
daß der oder die jenige/ ſo in Sicilien herꝛſcheten/
durch Heyrath kein Scepter an ſich bringen ſolten
das reieher vnd maͤchtiger als das Siciliſche were;
damit daß diß Landt von ſeinen Koͤnigen nicht ver-
laſſen/ vnd von dem Staͤrckern zu ſeiner Provintz
gemacht wuͤrde. Sicilien iſt an ſich ſelbſt gar genug
ſeine Koͤnige zuerhalten; vnd es wirdt meiner Toch-
ter beſtes ſeyn/ ſie alſo zuvermaͤhlen/ daß der Mann
jhr ſeine Gluͤckſeligkeit zudancken habe. Die Thra-
cier pflegen jhre Weiber zukauffen/ Wann der Ar-
genis Mann von Adel/ Natur vnd Tugendt gut
iſt/ ſo iſt es gar genug; dann an Reichthumb wirdt
es jhr nicht mangeln.

Zu dieſer Entſchlieſſung machte jhn noch ge-
neigter das Verlangen ſeinen ſchon vor vieler Zeit
fuͤrgenommenen Anſchlag hinaußzufuͤhren; daß er
nemlich den Archombrotus/ welchem er von Hertzen
guͤnſtig war/ durch Heyrath ſeinen Erben zuſeyn
ſchawen moͤchte. Er hielte dafuͤr/ Argenis wuͤrde es
nicht außſchlagen: im Fall ſie auch ſich weygerte/
ſo wolte er ſein Vaterꝛecht mit Zwang gebrauchen.
Es war nichts mehr vbrig/ als ſeine Ankunfft zuer-
fahren. Dann er gedachte ſeine Tochter einem von
geringem Stande nicht zu geben/ er were auch ſo
Tugenthafftig als er jmmer wolte. Nach erwegung
aller Vmbſtaͤnde gieng er in der Argenis Zimmer/

vnd/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0700" n="656"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
oder als ich meiner Tochter ein anders Ko&#x0364;nigreich/<lb/>
vnd nicht einen Mann &#x017F;uchte? Vielmehr haben vn-<lb/>
&#x017F;ere Vorfahren &#x017F;ehr weißlich ein Ge&#x017F;etz geordnet/<lb/>
daß der oder die jenige/ &#x017F;o in Sicilien her&#xA75B;&#x017F;cheten/<lb/>
durch Heyrath kein Scepter an &#x017F;ich bringen &#x017F;olten<lb/>
das reieher vnd ma&#x0364;chtiger als das Sicili&#x017F;che were;<lb/>
damit daß diß Landt von &#x017F;einen Ko&#x0364;nigen nicht ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ vnd von dem Sta&#x0364;rckern zu &#x017F;einer Provintz<lb/>
gemacht wu&#x0364;rde. Sicilien i&#x017F;t an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gar genug<lb/>
&#x017F;eine Ko&#x0364;nige zuerhalten; vnd es wirdt meiner Toch-<lb/>
ter be&#x017F;tes &#x017F;eyn/ &#x017F;ie al&#x017F;o zuverma&#x0364;hlen/ daß der Mann<lb/>
jhr &#x017F;eine Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit zudancken habe. Die Thra-<lb/>
cier pflegen jhre Weiber zukauffen/ Wann der Ar-<lb/>
genis Mann von Adel/ Natur vnd Tugendt gut<lb/>
i&#x017F;t/ &#x017F;o i&#x017F;t es gar genug; dann an Reichthumb wirdt<lb/>
es jhr nicht mangeln.</p><lb/>
            <p>Zu die&#x017F;er Ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung machte jhn noch ge-<lb/>
neigter das Verlangen &#x017F;einen &#x017F;chon vor vieler Zeit<lb/>
fu&#x0364;rgenommenen An&#x017F;chlag hinaußzufu&#x0364;hren; daß er<lb/>
nemlich den Archombrotus/ welchem er von Hertzen<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tig war/ durch Heyrath &#x017F;einen Erben zu&#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;chawen mo&#x0364;chte. Er hielte dafu&#x0364;r/ Argenis wu&#x0364;rde es<lb/>
nicht auß&#x017F;chlagen: im Fall &#x017F;ie auch &#x017F;ich weygerte/<lb/>
&#x017F;o wolte er &#x017F;ein Vater&#xA75B;echt mit Zwang gebrauchen.<lb/>
Es war nichts mehr vbrig/ als &#x017F;eine Ankunfft zuer-<lb/>
fahren. Dann er gedachte &#x017F;eine Tochter einem von<lb/>
geringem Stande nicht zu geben/ er were auch &#x017F;o<lb/>
Tugenthafftig als er jmmer wolte. Nach erwegung<lb/>
aller Vmb&#x017F;ta&#x0364;nde gieng er in der Argenis Zimmer/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vnd/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[656/0700] Joh. Barclayens Argenis/ oder als ich meiner Tochter ein anders Koͤnigreich/ vnd nicht einen Mann ſuchte? Vielmehr haben vn- ſere Vorfahren ſehr weißlich ein Geſetz geordnet/ daß der oder die jenige/ ſo in Sicilien herꝛſcheten/ durch Heyrath kein Scepter an ſich bringen ſolten das reieher vnd maͤchtiger als das Siciliſche were; damit daß diß Landt von ſeinen Koͤnigen nicht ver- laſſen/ vnd von dem Staͤrckern zu ſeiner Provintz gemacht wuͤrde. Sicilien iſt an ſich ſelbſt gar genug ſeine Koͤnige zuerhalten; vnd es wirdt meiner Toch- ter beſtes ſeyn/ ſie alſo zuvermaͤhlen/ daß der Mann jhr ſeine Gluͤckſeligkeit zudancken habe. Die Thra- cier pflegen jhre Weiber zukauffen/ Wann der Ar- genis Mann von Adel/ Natur vnd Tugendt gut iſt/ ſo iſt es gar genug; dann an Reichthumb wirdt es jhr nicht mangeln. Zu dieſer Entſchlieſſung machte jhn noch ge- neigter das Verlangen ſeinen ſchon vor vieler Zeit fuͤrgenommenen Anſchlag hinaußzufuͤhren; daß er nemlich den Archombrotus/ welchem er von Hertzen guͤnſtig war/ durch Heyrath ſeinen Erben zuſeyn ſchawen moͤchte. Er hielte dafuͤr/ Argenis wuͤrde es nicht außſchlagen: im Fall ſie auch ſich weygerte/ ſo wolte er ſein Vaterꝛecht mit Zwang gebrauchen. Es war nichts mehr vbrig/ als ſeine Ankunfft zuer- fahren. Dann er gedachte ſeine Tochter einem von geringem Stande nicht zu geben/ er were auch ſo Tugenthafftig als er jmmer wolte. Nach erwegung aller Vmbſtaͤnde gieng er in der Argenis Zimmer/ vnd/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/700
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/700>, abgerufen am 22.11.2024.