Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ geben möchte/ daß er vmbgebracht würde. Mankönte diesem hoffärtigen Könige mehr wehthun mit Verachtung/ als mit solcher Rache. Als dieses der König gut geheissen/ ließ Eurymedes den He- rold für sich fodern (dann sie wolten jhn in deß Me- leanders Gesichte wiederumb nicht kommen las- sen) vnd redte jhn auff Befehl also an: Wann du mit so einem leichtfertigen Schreiben von einem Könige der seine Sinnen hette kommen werest/ so soltest du diesen Tag nicht vberlebet haben. An jetzo halten wir deß Radirobanes Vnsinnigkeit etwas zu gute; welchem du im Nahmen deß Königes sa- gen magst/ man könne einem Rasenden nicht ant- worten. Es were jhm auch zurahten/ daß er hinfort Königen nicht ehe schriebe/ biß er zuwüten auffge- höret hette. Nach dem der Herold abgeschieden/ ward als- geboten
Joh. Barclayens Argenis/ geben moͤchte/ daß er vmbgebracht wuͤrde. Mankoͤnte dieſem hoffaͤrtigen Koͤnige mehr wehthun mit Verachtung/ als mit ſolcher Rache. Als dieſes der Koͤnig gut geheiſſen/ ließ Eurymedes den He- rold fuͤr ſich fodern (dann ſie wolten jhn in deß Me- leanders Geſichte wiederumb nicht kommen laſ- ſen) vnd redte jhn auff Befehl alſo an: Wann du mit ſo einem leichtfertigen Schreiben von einem Koͤnige der ſeine Sinnen hette kommen wereſt/ ſo ſolteſt du dieſen Tag nicht vberlebet haben. An jetzo halten wir deß Radirobanes Vnſinnigkeit etwas zu gute; welchem du im Nahmen deß Koͤniges ſa- gen magſt/ man koͤnne einem Raſenden nicht ant- worten. Es were jhm auch zurahten/ daß er hinfort Koͤnigen nicht ehe ſchriebe/ biß er zuwuͤten auffge- hoͤret hette. Nach dem der Herold abgeſchieden/ ward als- geboten
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Joh. Barclayens Argenis/
geben moͤchte/ daß er vmbgebracht wuͤrde. Man
koͤnte dieſem hoffaͤrtigen Koͤnige mehr wehthun
mit Verachtung/ als mit ſolcher Rache. Als dieſes
der Koͤnig gut geheiſſen/ ließ Eurymedes den He-
rold fuͤr ſich fodern (dann ſie wolten jhn in deß Me-
leanders Geſichte wiederumb nicht kommen laſ-
ſen) vnd redte jhn auff Befehl alſo an: Wann du
mit ſo einem leichtfertigen Schreiben von einem
Koͤnige der ſeine Sinnen hette kommen wereſt/ ſo
ſolteſt du dieſen Tag nicht vberlebet haben. An jetzo
halten wir deß Radirobanes Vnſinnigkeit etwas
zu gute; welchem du im Nahmen deß Koͤniges ſa-
gen magſt/ man koͤnne einem Raſenden nicht ant-
worten. Es were jhm auch zurahten/ daß er hinfort
Koͤnigen nicht ehe ſchriebe/ biß er zuwuͤten auffge-
hoͤret hette.
Nach dem der Herold abgeſchieden/ ward als-
bald dem Arſidas eine ſtarcke Beſatzung zugege-
ben/ die er an den Port aufffuͤhren ſolte. Timoni-
des trieb die Seeleute zu Schiffe/ damit man dem
Radirobanes/ wann er es ja bey den Worten nicht
verbleiben lieſſe/ mit gewehrter Haud begegnen
koͤndte. Nicht allein der Hoff/ ſondern auch die
Stadt ward dermaſſen beweget/ als ob der Krieg
von newem angienge. Vnd Radirobanes fieng ſich
auch allbereit an zufuͤrchten/ nicht allein daß viel-
leicht ſein Herold wegẽ deß vnverſchaͤmten Schrei-
bens mit der Haut bezahlen muͤſſen/ ſondern auch/
daß auch wol Sicilien wieder ſeine Schiffe auff-
geboten
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