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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das dritte Buch.

Als er auß dem Spatzierplatz kommen/ vnter-
stundt sich die Alte sich vber die Argenis zubekla-
gen. Dann auß was für Vrsach hette sie jhren
Willen wiederumb verändert? oder die Hoffnung/
welche sie jhr vorigen Tages gegeben/ zu nicht
gemacht? Zum wenigsten warumb bedächte sie
nicht die Wolfahrt jhres Landes/ welche darauff
beruhete daß Radirobanes nicht erzürnet wür-
de? Die Princessin aber/ so jhren Vnwillen kaum
kundte an sich halten; Höret auff/ sagte sie/ was
böses vns zuverkündigen. Die Götter werden
jhnen Sicilien lassen befohlen seyn; durch de-
rer Macht die Meineydigen newlicher Zeit/ wie
jhr gesehen habt/ gestürtzet worden sindt. Die Al-
te erzitterte vber diesen zweiffelhafftigen Wor-
ten/ vnwissendt ob sie nicht auff sie gehen möch-
ten. Dieses waren die ersten Furien/ welche jhr Her-
tze jhrem Verdienste nach besassen. Aber sie wuste/
daß jhre Verbrechen nur allein mit andern new-
en kundten geschützet werden. Derwegen gedach-
te sie in solcher Vngewißheit jhrer Sachen ängsti-
glich/ auff was für Art sie den Radirobanes zur
Gewalt anreitzen/ vnd jhm die Argenis lieffern
möchte. Damit sie auch bey jhr vnterdessen nicht
in Argwohn geriehte/ nam sie allgemach solchen
Schein an/ als ob sie dem Radirobanes weiter nicht
beyfiehle; vnd beklagte zuweilen mit Fürgebung
eines Schmertzens die Abwesenheit d[e]ß Poliar-
chus. Argenis aber/ nicht zweiffelnd daß es nur eine

Falsch-
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Das dritte Buch.

Als er auß dem Spatzierplatz kommen/ vnter-
ſtundt ſich die Alte ſich vber die Argenis zubekla-
gen. Dann auß was fuͤr Vrſach hette ſie jhren
Willen wiederumb veraͤndert? oder die Hoffnung/
welche ſie jhr vorigen Tages gegeben/ zu nicht
gemacht? Zum wenigſten warumb bedaͤchte ſie
nicht die Wolfahrt jhres Landes/ welche darauff
beruhete daß Radirobanes nicht erzuͤrnet wuͤr-
de? Die Princeſſin aber/ ſo jhren Vnwillen kaum
kundte an ſich halten; Hoͤret auff/ ſagte ſie/ was
boͤſes vns zuverkuͤndigen. Die Goͤtter werden
jhnen Sicilien laſſen befohlen ſeyn; durch de-
rer Macht die Meineydigen newlicher Zeit/ wie
jhr geſehen habt/ geſtuͤrtzet worden ſindt. Die Al-
te erzitterte vber dieſen zweiffelhafftigen Wor-
ten/ vnwiſſendt ob ſie nicht auff ſie gehen moͤch-
ten. Dieſes waren die erſten Furien/ welche jhr Her-
tze jhrem Verdienſte nach beſaſſen. Aber ſie wuſte/
daß jhre Verbrechen nur allein mit andern new-
en kundten geſchuͤtzet werden. Derwegen gedach-
te ſie in ſolcher Vngewißheit jhrer Sachen aͤngſti-
glich/ auff was fuͤr Art ſie den Radirobanes zur
Gewalt anreitzen/ vnd jhm die Argenis lieffern
moͤchte. Damit ſie auch bey jhr vnterdeſſen nicht
in Argwohn geriehte/ nam ſie allgemach ſolchen
Schein an/ als ob ſie dem Radirobanes weiter nicht
beyfiehle; vnd beklagte zuweilen mit Fuͤrgebung
eines Schmertzens die Abweſenheit d[e]ß Poliar-
chus. Argenis aber/ nicht zweiffelnd daß es nur eine

Falſch-
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[563/0607] Das dritte Buch. Als er auß dem Spatzierplatz kommen/ vnter- ſtundt ſich die Alte ſich vber die Argenis zubekla- gen. Dann auß was fuͤr Vrſach hette ſie jhren Willen wiederumb veraͤndert? oder die Hoffnung/ welche ſie jhr vorigen Tages gegeben/ zu nicht gemacht? Zum wenigſten warumb bedaͤchte ſie nicht die Wolfahrt jhres Landes/ welche darauff beruhete daß Radirobanes nicht erzuͤrnet wuͤr- de? Die Princeſſin aber/ ſo jhren Vnwillen kaum kundte an ſich halten; Hoͤret auff/ ſagte ſie/ was boͤſes vns zuverkuͤndigen. Die Goͤtter werden jhnen Sicilien laſſen befohlen ſeyn; durch de- rer Macht die Meineydigen newlicher Zeit/ wie jhr geſehen habt/ geſtuͤrtzet worden ſindt. Die Al- te erzitterte vber dieſen zweiffelhafftigen Wor- ten/ vnwiſſendt ob ſie nicht auff ſie gehen moͤch- ten. Dieſes waren die erſten Furien/ welche jhr Her- tze jhrem Verdienſte nach beſaſſen. Aber ſie wuſte/ daß jhre Verbrechen nur allein mit andern new- en kundten geſchuͤtzet werden. Derwegen gedach- te ſie in ſolcher Vngewißheit jhrer Sachen aͤngſti- glich/ auff was fuͤr Art ſie den Radirobanes zur Gewalt anreitzen/ vnd jhm die Argenis lieffern moͤchte. Damit ſie auch bey jhr vnterdeſſen nicht in Argwohn geriehte/ nam ſie allgemach ſolchen Schein an/ als ob ſie dem Radirobanes weiter nicht beyfiehle; vnd beklagte zuweilen mit Fuͤrgebung eines Schmertzens die Abweſenheit deß Poliar- chus. Argenis aber/ nicht zweiffelnd daß es nur eine Falſch- N n ij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/607>, abgerufen am 22.11.2024.