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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Dritte Buch.
was begienge/ welches sich jhrer Sitten/ vnd mei-
ner Warnung nicht geziemete. Aber die Tugendt
beyder Liebhabenden hatt die Sache besser hienauß
geführet. Verzeihet mir/ Gnädigster König/ wann
ich den Poliarchus in ewrem Beyseyn kürtzlich
lobe. Dann jhr gewiß auch die Argenis nicht lieben
soltet/ wann sie sich vngleiche oder verschmäliche
Liebe einnemen lassen. Ihr hettet mir auch nicht
viel zudancken/ wann ich euch den jenigen nicht für-
setzte/ welchen niemand als jhr allein vberwinden
kan. Damals nach empfangener solcher Bott-
schafft/ vergaß Argenis aller Gebräuche/ sahe we-
der die heilige Tracht die sie an hatte/ noch das
Volck so sie begrüssete/ noch das Frawenzimmer
welches sonsten vmb sie war. Ihr Hertz war gantz
beym Poliarchus/ daß sie weder wie recht reden/
noch hören kundte; biß ich nach Betrachtung jhrer
Sucht sie erinnerte/ sie solte sich doch bedencken.
Darauff sie dann/ als bey welcher es solcher War-
nung zuvor nicht bedurfft hatte/ mit Schamhaff-
tigkeit Roht ward. So giengen wir derwegen zum
Tempel; da man allbereit die Opffer anrührete.
Wie ich aber auff die Argenis sahe/ ward ich ge-
wahr/ daß sie gantz verstarret bliebe. Ich zweiffelte
nicht/ es were die Zauberey/ welche armselige Lieb-
habende gegen einader treibet/ vnd sahe vmb mich/
wannher diese Verwandlung käme. Nicht weit
von da ersahe ich den Poliarchus; aber er war ein
Mann/ vnd schiene viel grösser zuseyn; daß ich also

Theo-
M m v

Das Dritte Buch.
was begienge/ welches ſich jhrer Sitten/ vnd mei-
ner Warnung nicht geziemete. Aber die Tugendt
beyder Liebhabenden hatt die Sache beſſer hienauß
gefuͤhret. Verzeihet mir/ Gnaͤdigſter Koͤnig/ wann
ich den Poliarchus in ewrem Beyſeyn kuͤrtzlich
lobe. Dann jhr gewiß auch die Argenis nicht lieben
ſoltet/ wann ſie ſich vngleiche oder verſchmaͤliche
Liebe einnemen laſſen. Ihr hettet mir auch nicht
viel zudancken/ wann ich euch den jenigen nicht fuͤr-
ſetzte/ welchen niemand als jhr allein vberwinden
kan. Damals nach empfangener ſolcher Bott-
ſchafft/ vergaß Argenis aller Gebraͤuche/ ſahe we-
der die heilige Tracht die ſie an hatte/ noch das
Volck ſo ſie begruͤſſete/ noch das Frawenzimmer
welches ſonſten vmb ſie war. Ihr Hertz war gantz
beym Poliarchus/ daß ſie weder wie recht reden/
noch hoͤren kundte; biß ich nach Betrachtung jhrer
Sucht ſie erinnerte/ ſie ſolte ſich doch bedencken.
Darauff ſie dann/ als bey welcher es ſolcher War-
nung zuvor nicht bedurfft hatte/ mit Schamhaff-
tigkeit Roht ward. So giengen wir derwegen zum
Tempel; da man allbereit die Opffer anruͤhrete.
Wie ich aber auff die Argenis ſahe/ ward ich ge-
wahr/ daß ſie gantz verſtarꝛet bliebe. Ich zweiffelte
nicht/ es were die Zauberey/ welche armſelige Lieb-
habende gegen einader treibet/ vnd ſahe vmb mich/
wannher dieſe Verwandlung kaͤme. Nicht weit
von da erſahe ich den Poliarchus; aber er war ein
Mann/ vnd ſchiene viel groͤſſer zuſeyn; daß ich alſo

Theo-
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[553/0597] Das Dritte Buch. was begienge/ welches ſich jhrer Sitten/ vnd mei- ner Warnung nicht geziemete. Aber die Tugendt beyder Liebhabenden hatt die Sache beſſer hienauß gefuͤhret. Verzeihet mir/ Gnaͤdigſter Koͤnig/ wann ich den Poliarchus in ewrem Beyſeyn kuͤrtzlich lobe. Dann jhr gewiß auch die Argenis nicht lieben ſoltet/ wann ſie ſich vngleiche oder verſchmaͤliche Liebe einnemen laſſen. Ihr hettet mir auch nicht viel zudancken/ wann ich euch den jenigen nicht fuͤr- ſetzte/ welchen niemand als jhr allein vberwinden kan. Damals nach empfangener ſolcher Bott- ſchafft/ vergaß Argenis aller Gebraͤuche/ ſahe we- der die heilige Tracht die ſie an hatte/ noch das Volck ſo ſie begruͤſſete/ noch das Frawenzimmer welches ſonſten vmb ſie war. Ihr Hertz war gantz beym Poliarchus/ daß ſie weder wie recht reden/ noch hoͤren kundte; biß ich nach Betrachtung jhrer Sucht ſie erinnerte/ ſie ſolte ſich doch bedencken. Darauff ſie dann/ als bey welcher es ſolcher War- nung zuvor nicht bedurfft hatte/ mit Schamhaff- tigkeit Roht ward. So giengen wir derwegen zum Tempel; da man allbereit die Opffer anruͤhrete. Wie ich aber auff die Argenis ſahe/ ward ich ge- wahr/ daß ſie gantz verſtarꝛet bliebe. Ich zweiffelte nicht/ es were die Zauberey/ welche armſelige Lieb- habende gegen einader treibet/ vnd ſahe vmb mich/ wannher dieſe Verwandlung kaͤme. Nicht weit von da erſahe ich den Poliarchus; aber er war ein Mann/ vnd ſchiene viel groͤſſer zuſeyn; daß ich alſo Theo- M m v

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/597>, abgerufen am 22.11.2024.