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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Dritte Buch.
ward vnwillig/ sprach die Alte/ daß deß Glückes
Spiel so weit kommen were. Wann ich mich aber
der Begier meiner Pflegetochter wiedersetzet hette/
welche schon bekandt hatte daß sie dem Poliarchus
günstig were/ so würde es mit mir nicht wol außge-
schlagen haben. Es were dem Meleander auch
nicht lieb gewesen/ wann man jhn von seinem Irr-
thumb zurück gewiesen hette. Dann welch ei-
ne Ehre war es jhm/ daß er durch eine Göttin
gerettet worden? Vber diß wolte er seine Tochter
beym Priesterthumb haben/ nicht allein in Be-
trachtung der Andacht/ sondern damit das Volck
gewohnte diejenige zusehen/ vnd sich vber jhr zuver-
wundern/ welche in kürtzen zum Zepter gelangen
solte. Durch dieses Mittel begehrte er sie in der
Gunst deß Volckes zuerhalten/ welche sie in vori-
ger Einsamkeit fast verlohren hatte. So waren
auch die Sachen deß Heiligthumbs an welche sie
Handt legte nicht verachtlich/ noch jhrer Krone
vnzimlich. Sie hatte ein Kleid von güldenen Stück
mit Gemählden; vnd jhr Häupt war also geziehret/
daß sie mehr einer Gottin als jhrer Priesterin ähn-
lich sahe. Sie thete sonsten nichts/ als daß sie den
Opffern/ ehe sie abgeschlachtet worden/ einen klei-
nen Schlag gab; hernach brachte sie der Göttin
das Geräuche/ vnd nam darauff auff einem ver-
güldeten Stuele das Volck an/ welches von allen
Seiten herzu kam/ vnd den Zweig welchen sie hielte
küssete.

In
M m iiij

Das Dritte Buch.
ward vnwillig/ ſprach die Alte/ daß deß Gluͤckes
Spiel ſo weit kommen were. Wann ich mich aber
der Begier meiner Pflegetochter wiederſetzet hette/
welche ſchon bekandt hatte daß ſie dem Poliarchus
guͤnſtig were/ ſo wuͤrde es mit mir nicht wol außge-
ſchlagen haben. Es were dem Meleander auch
nicht lieb geweſen/ wann man jhn von ſeinem Irꝛ-
thumb zuruͤck gewieſen hette. Dann welch ei-
ne Ehre war es jhm/ daß er durch eine Goͤttin
gerettet worden? Vber diß wolte er ſeine Tochter
beym Prieſterthumb haben/ nicht allein in Be-
trachtung der Andacht/ ſondern damit das Volck
gewohnte diejenige zuſehen/ vnd ſich vber jhr zuver-
wundern/ welche in kuͤrtzen zum Zepter gelangen
ſolte. Durch dieſes Mittel begehrte er ſie in der
Gunſt deß Volckes zuerhalten/ welche ſie in vori-
ger Einſamkeit faſt verlohren hatte. So waren
auch die Sachen deß Heiligthumbs an welche ſie
Handt legte nicht verachtlich/ noch jhrer Krone
vnzimlich. Sie hatte ein Kleid von guͤldenẽ Stuͤck
mit Gemaͤhlden; vnd jhr Haͤupt war alſo geziehret/
daß ſie mehr einer Gottin als jhrer Prieſterin aͤhn-
lich ſahe. Sie thete ſonſten nichts/ als daß ſie den
Opffern/ ehe ſie abgeſchlachtet worden/ einen klei-
nen Schlag gab; hernach brachte ſie der Goͤttin
das Geraͤuche/ vnd nam darauff auff einem ver-
guͤldeten Stuele das Volck an/ welches von allen
Seiten herzu kam/ vnd den Zweig welchen ſie hielte
kuͤſſete.

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[551/0595] Das Dritte Buch. ward vnwillig/ ſprach die Alte/ daß deß Gluͤckes Spiel ſo weit kommen were. Wann ich mich aber der Begier meiner Pflegetochter wiederſetzet hette/ welche ſchon bekandt hatte daß ſie dem Poliarchus guͤnſtig were/ ſo wuͤrde es mit mir nicht wol außge- ſchlagen haben. Es were dem Meleander auch nicht lieb geweſen/ wann man jhn von ſeinem Irꝛ- thumb zuruͤck gewieſen hette. Dann welch ei- ne Ehre war es jhm/ daß er durch eine Goͤttin gerettet worden? Vber diß wolte er ſeine Tochter beym Prieſterthumb haben/ nicht allein in Be- trachtung der Andacht/ ſondern damit das Volck gewohnte diejenige zuſehen/ vnd ſich vber jhr zuver- wundern/ welche in kuͤrtzen zum Zepter gelangen ſolte. Durch dieſes Mittel begehrte er ſie in der Gunſt deß Volckes zuerhalten/ welche ſie in vori- ger Einſamkeit faſt verlohren hatte. So waren auch die Sachen deß Heiligthumbs an welche ſie Handt legte nicht verachtlich/ noch jhrer Krone vnzimlich. Sie hatte ein Kleid von guͤldenẽ Stuͤck mit Gemaͤhlden; vnd jhr Haͤupt war alſo geziehret/ daß ſie mehr einer Gottin als jhrer Prieſterin aͤhn- lich ſahe. Sie thete ſonſten nichts/ als daß ſie den Opffern/ ehe ſie abgeſchlachtet worden/ einen klei- nen Schlag gab; hernach brachte ſie der Goͤttin das Geraͤuche/ vnd nam darauff auff einem ver- guͤldeten Stuele das Volck an/ welches von allen Seiten herzu kam/ vnd den Zweig welchen ſie hielte kuͤſſete. In M m iiij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/595>, abgerufen am 22.11.2024.