Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das dritte Buch.
nete das Dach stünde im Brande/ vnd wir würden
zum leschen gefordert. Bald zertheilete sich die Flan-
me in Stralen/ vnd breitete sich ordentlich auß biß
an den Himmel. Daß ich aber damals mich nicht
mehr darüber verwunderte machte die Gefahr/ in
welcher man sagte daß ewere Majestät were: nun-
mehr kömpt es mir mit einer empfindung der Ehr-
erbietung wieder in das Gemüte. Wie wann Pal-
las also gegläntzet hette/ als sie sich nach ewerer Er-
lösung in den Himmel begeben hatt? Der Soldat
hatte kaum außgeredet/ als jhrer viel mit eben solch-
er Thorheit/ wie dieser gedichtet vnnd jhm traumen
hatte lassen/ thewer bezeugeten/ sie hetten es in gleich-
em gesehen. Derhalben wardt die Fabel von vielen
gegläubet/ vnd hulffen Hauffen weise mit Muth-
maßen/ Ehrerbietung vnd Stimmung willigen/
man solte Theocrinen vnter die Götter zehlen. Als
sie aber die Argenis für Glückhafft preiseten/ weil
die Göttin so lange bey jhr gewohnet hette/ warff sie
jhre Augen gleichsam auß Schamhafftigkeit zur
Erden/ vnd hielt das Lachen zurücke; biß der König/
nach genugsamer Anbettung der Minerven/ wegen
der grossen Vbelthat mit seinen geheimen Räthen
sich zubereden gieng; ich aber vnd Argenis absonder-
lichentwiechen vom Poliarchus zu reden. Argenis
sagte/ daß die Bescheidenheit/ welcher er sich so lan-
ge bey jhr gebraucht hette/ nicht auß zurückhaltung
auff eine Zeit seiner Natur/ sondern auß einer recht-
schaffenen Tugendt herkommen were. Köndte

auch
M m

Das dritte Buch.
nete das Dach ſtuͤnde im Brande/ vnd wir wuͤrden
zum leſchen gefordert. Bald zertheilete ſich die Flã-
me in Stralen/ vnd breitete ſich ordentlich auß biß
an den Himmel. Daß ich aber damals mich nicht
mehr daruͤber verwunderte machte die Gefahr/ in
welcher man ſagte daß ewere Majeſtaͤt were: nun-
mehr koͤmpt es mir mit einer empfindung der Ehr-
erbietung wieder in das Gemuͤte. Wie wann Pal-
las alſo geglaͤntzet hette/ als ſie ſich nach ewerer Er-
loͤſung in den Himmel begeben hatt? Der Soldat
hatte kaum außgeredet/ als jhrer viel mit eben ſolch-
er Thorheit/ wie dieſer gedichtet vnnd jhm traumen
hatte laſſen/ thewer bezeugeten/ ſie hetten es in gleich-
em geſehen. Derhalben wardt die Fabel von vielen
geglaͤubet/ vnd hulffen Hauffen weiſe mit Muth-
maßen/ Ehrerbietung vnd Stimmung willigen/
man ſolte Theocrinen vnter die Goͤtter zehlen. Als
ſie aber die Argenis fuͤr Gluͤckhafft preiſeten/ weil
die Goͤttin ſo lange bey jhr gewohnet hette/ warff ſie
jhre Augen gleichſam auß Schamhafftigkeit zur
Erden/ vnd hielt das Lachen zuruͤcke; biß der Koͤnig/
nach genugſamer Anbettung der Minerven/ wegen
der groſſen Vbelthat mit ſeinen geheimen Raͤthen
ſich zubereden gieng; ich aber vnd Argenis abſonder-
lichentwiechen vom Poliarchus zu reden. Argenis
ſagte/ daß die Beſcheidenheit/ welcher er ſich ſo lan-
ge bey jhr gebraucht hette/ nicht auß zuruͤckhaltung
auff eine Zeit ſeiner Natur/ ſondern auß einer recht-
ſchaffenen Tugendt herkommen were. Koͤndte

auch
M m
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0589" n="545"/><fw place="top" type="header">Das dritte Buch.</fw><lb/>
nete das Dach &#x017F;tu&#x0364;nde im Brande/ vnd wir wu&#x0364;rden<lb/>
zum le&#x017F;chen gefordert. Bald zertheilete &#x017F;ich die Fla&#x0303;-<lb/>
me in Stralen/ vnd breitete &#x017F;ich ordentlich auß biß<lb/>
an den Himmel. Daß ich aber damals mich nicht<lb/>
mehr daru&#x0364;ber verwunderte machte die Gefahr/ in<lb/>
welcher man &#x017F;agte daß ewere Maje&#x017F;ta&#x0364;t were: nun-<lb/>
mehr ko&#x0364;mpt es mir mit einer empfindung der Ehr-<lb/>
erbietung wieder in das Gemu&#x0364;te. Wie wann Pal-<lb/>
las al&#x017F;o gegla&#x0364;ntzet hette/ als &#x017F;ie &#x017F;ich nach ewerer Er-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;ung in den Himmel begeben hatt? Der Soldat<lb/>
hatte kaum außgeredet/ als jhrer viel mit eben &#x017F;olch-<lb/>
er Thorheit/ wie die&#x017F;er gedichtet vnnd jhm traumen<lb/>
hatte la&#x017F;&#x017F;en/ thewer bezeugeten/ &#x017F;ie hetten es in gleich-<lb/>
em ge&#x017F;ehen. Derhalben wardt die Fabel von vielen<lb/>
gegla&#x0364;ubet/ vnd hulffen Hauffen wei&#x017F;e mit Muth-<lb/>
maßen/ Ehrerbietung vnd Stimmung willigen/<lb/>
man &#x017F;olte Theocrinen vnter die Go&#x0364;tter zehlen. Als<lb/>
&#x017F;ie aber die Argenis fu&#x0364;r Glu&#x0364;ckhafft prei&#x017F;eten/ weil<lb/>
die Go&#x0364;ttin &#x017F;o lange bey jhr gewohnet hette/ warff &#x017F;ie<lb/>
jhre Augen gleich&#x017F;am auß Schamhafftigkeit zur<lb/>
Erden/ vnd hielt das Lachen zuru&#x0364;cke; biß der Ko&#x0364;nig/<lb/>
nach genug&#x017F;amer Anbettung der Minerven/ wegen<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;en Vbelthat mit &#x017F;einen geheimen Ra&#x0364;then<lb/>
&#x017F;ich zubereden gieng; ich aber vnd Argenis ab&#x017F;onder-<lb/>
lichentwiechen vom Poliarchus zu reden. Argenis<lb/>
&#x017F;agte/ daß die Be&#x017F;cheidenheit/ welcher er &#x017F;ich &#x017F;o lan-<lb/>
ge bey jhr gebraucht hette/ nicht auß zuru&#x0364;ckhaltung<lb/>
auff eine Zeit &#x017F;einer Natur/ &#x017F;ondern auß einer recht-<lb/>
&#x017F;chaffenen Tugendt herkommen were. Ko&#x0364;ndte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m</fw><fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[545/0589] Das dritte Buch. nete das Dach ſtuͤnde im Brande/ vnd wir wuͤrden zum leſchen gefordert. Bald zertheilete ſich die Flã- me in Stralen/ vnd breitete ſich ordentlich auß biß an den Himmel. Daß ich aber damals mich nicht mehr daruͤber verwunderte machte die Gefahr/ in welcher man ſagte daß ewere Majeſtaͤt were: nun- mehr koͤmpt es mir mit einer empfindung der Ehr- erbietung wieder in das Gemuͤte. Wie wann Pal- las alſo geglaͤntzet hette/ als ſie ſich nach ewerer Er- loͤſung in den Himmel begeben hatt? Der Soldat hatte kaum außgeredet/ als jhrer viel mit eben ſolch- er Thorheit/ wie dieſer gedichtet vnnd jhm traumen hatte laſſen/ thewer bezeugeten/ ſie hetten es in gleich- em geſehen. Derhalben wardt die Fabel von vielen geglaͤubet/ vnd hulffen Hauffen weiſe mit Muth- maßen/ Ehrerbietung vnd Stimmung willigen/ man ſolte Theocrinen vnter die Goͤtter zehlen. Als ſie aber die Argenis fuͤr Gluͤckhafft preiſeten/ weil die Goͤttin ſo lange bey jhr gewohnet hette/ warff ſie jhre Augen gleichſam auß Schamhafftigkeit zur Erden/ vnd hielt das Lachen zuruͤcke; biß der Koͤnig/ nach genugſamer Anbettung der Minerven/ wegen der groſſen Vbelthat mit ſeinen geheimen Raͤthen ſich zubereden gieng; ich aber vnd Argenis abſonder- lichentwiechen vom Poliarchus zu reden. Argenis ſagte/ daß die Beſcheidenheit/ welcher er ſich ſo lan- ge bey jhr gebraucht hette/ nicht auß zuruͤckhaltung auff eine Zeit ſeiner Natur/ ſondern auß einer recht- ſchaffenen Tugendt herkommen were. Koͤndte auch M m

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/589
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/589>, abgerufen am 25.11.2024.