Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Dritte Buch. einkehren ließ wir aber warteten jhm vnterdessen auff.Alsdann hatte der gute Alte seine beste Zeit. Er ließ jhm bey vns rechtschaffen wol seyn/ gleichsam als er alle Sorgen/ vnd die Majestät selber/ vor dem Tho- re abgeleget hette. Den Abendt/ welcher zu der Ver- rhäterey bestimmet war/ wuste er nicht allein von der instehenden Gefahr nicht/ sondern war auch der- massen frölich/ daß er nach gehaltener Tafel an- fieng zufragen/ mit was für Spielen die Jungfra- wen den vnflätigen nassen Tag volbracht hetten; Mit Fabeln/ sagte ich/ Herr; zu welchem sie sonder- lich geneiget sindt. Selenisse/ gab er zur Antwort/ ihr sollet jhnen hierinnen nichts zuvor geben/ weil jhr nun fortmehr Alt vnd selber eine Fabel werdet. Aber ich begehre von einer jeglichen zu hören/ was sie in diesem Rhate fürgebracht habe. Als wir alle lach- ten/ vnd er es außdrücklich wissen wolte/ fiengen die so jhm am nechsten stunden an jhre Thorheit zu er- zehlen. Vnter solchem Gespreche kam dem Könige der Schlaff mehr vnd mehr in die Augen/ legte sich auff eben das Bette wo er gessen hatte nieder/ vnnd hub an zu schnarchen. Weil er aber nicht leichtlich wieder entschlaffen kundte wann man jhn einmal er- weckte/ legten wir seinen Rock zur Rechte/ deckten jhn zu/ vnd als wir nicht weit von jhm ein Liecht ge- setzt hatten/ giengen wir leise von jhm. Als das Frawenzimmer in jhre Kammer kom- ich H h v
Das Dritte Buch. einkehren ließ wir aber wartetẽ jhm vnteꝛdeſſen auff.Alsdann hatte der gute Alte ſeine beſte Zeit. Er ließ jhm bey vns rechtſchaffen wol ſeyn/ gleichſam als er alle Sorgen/ vnd die Majeſtaͤt ſelber/ vor dem Tho- re abgeleget hette. Den Abendt/ welcher zu der Ver- rhaͤterey beſtimmet war/ wuſte er nicht allein von der inſtehenden Gefahr nicht/ ſondern war auch der- maſſen froͤlich/ daß er nach gehaltener Tafel an- fieng zufragen/ mit was fuͤr Spielen die Jungfra- wen den vnflaͤtigen naſſen Tag volbracht hetten; Mit Fabeln/ ſagte ich/ Herꝛ; zu welchem ſie ſonder- lich geneiget ſindt. Seleniſſe/ gab er zur Antwort/ ihr ſollet jhnen hierinnen nichts zuvor geben/ weil jhr nun fortmehr Alt vnd ſelber eine Fabel werdet. Aber ich begehre von einer jeglichen zu hoͤren/ was ſie in dieſem Rhate fuͤrgebracht habe. Als wir alle lach- ten/ vnd er es außdruͤcklich wiſſen wolte/ fiengen die ſo jhm am nechſten ſtunden an jhre Thorheit zu er- zehlen. Vnter ſolchem Geſpreche kam dem Koͤnige der Schlaff mehr vnd mehr in die Augen/ legte ſich auff eben das Bette wo er geſſen hatte nieder/ vnnd hub an zu ſchnarchen. Weil er aber nicht leichtlich wieder entſchlaffen kundte wann man jhn einmal er- weckte/ legten wir ſeinen Rock zur Rechte/ deckten jhn zu/ vnd als wir nicht weit von jhm ein Liecht ge- ſetzt hatten/ giengen wir leiſe von jhm. Als das Frawenzimmer in jhre Kammer kom- ich H h v
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Das Dritte Buch.
einkehren ließ wir aber wartetẽ jhm vnteꝛdeſſen auff.
Alsdann hatte der gute Alte ſeine beſte Zeit. Er ließ
jhm bey vns rechtſchaffen wol ſeyn/ gleichſam als er
alle Sorgen/ vnd die Majeſtaͤt ſelber/ vor dem Tho-
re abgeleget hette. Den Abendt/ welcher zu der Ver-
rhaͤterey beſtimmet war/ wuſte er nicht allein von der
inſtehenden Gefahr nicht/ ſondern war auch der-
maſſen froͤlich/ daß er nach gehaltener Tafel an-
fieng zufragen/ mit was fuͤr Spielen die Jungfra-
wen den vnflaͤtigen naſſen Tag volbracht hetten;
Mit Fabeln/ ſagte ich/ Herꝛ; zu welchem ſie ſonder-
lich geneiget ſindt. Seleniſſe/ gab er zur Antwort/
ihr ſollet jhnen hierinnen nichts zuvor geben/ weil
jhr nun fortmehr Alt vnd ſelber eine Fabel werdet.
Aber ich begehre von einer jeglichen zu hoͤren/ was ſie
in dieſem Rhate fuͤrgebracht habe. Als wir alle lach-
ten/ vnd er es außdruͤcklich wiſſen wolte/ fiengen die
ſo jhm am nechſten ſtunden an jhre Thorheit zu er-
zehlen. Vnter ſolchem Geſpreche kam dem Koͤnige
der Schlaff mehr vnd mehr in die Augen/ legte ſich
auff eben das Bette wo er geſſen hatte nieder/ vnnd
hub an zu ſchnarchen. Weil er aber nicht leichtlich
wieder entſchlaffen kundte wann man jhn einmal er-
weckte/ legten wir ſeinen Rock zur Rechte/ deckten
jhn zu/ vnd als wir nicht weit von jhm ein Liecht ge-
ſetzt hatten/ giengen wir leiſe von jhm.
Als das Frawenzimmer in jhre Kammer kom-
men/ entſchlieffen ſie alsbald; doch redte ich noch mit
der Argenis vnd Theocrine; dann Theocrine vnd
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