Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das dritte Buch. Ansuchen nicht genüge thun/ weil ich in einem ver-wachten Schlosse mit deß Königes Tochter lebe. Meine Schwester wird solches auff sich nehmen/ vnd euch/ wie ich zusage/ dermassen verhalten/ als ob jhr jhre leibliche Tochter weret. Sie schiene zu erschrecken/ vnd warff die Augen vor Scham zur Erden. Vnd/ wie sehr wol were ich/ fieng sie an/ in selbiger Wohnung verborgen/ wann ich durch ew- re Vermittelung in der Princessin Dienst gelan- gen könte. Ihr Betrübnis gieng mir zu Hertzen. Derhalben gab ich jhr guten Trost/ vnd befahl sie nebenst jhrem Praxetas meiner Schwester; in des- sen biß ich dem Könige/ der damals zu Syracuse war/ allen Verlauff erzehlen köndte. Radirobanes fiel jhr wieder in die Rede: Wel- als H h
Das dritte Buch. Anſuchen nicht genuͤge thun/ weil ich in einem ver-wachten Schloſſe mit deß Koͤniges Tochter lebe. Meine Schweſter wird ſolches auff ſich nehmen/ vnd euch/ wie ich zuſage/ dermaſſen verhalten/ als ob jhr jhre leibliche Tochter weret. Sie ſchiene zu erſchrecken/ vnd warff die Augen vor Scham zur Erden. Vnd/ wie ſehr wol were ich/ fieng ſie an/ in ſelbiger Wohnung verborgen/ wann ich durch ew- re Vermittelung in der Princeſſin Dienſt gelan- gen koͤnte. Ihr Betruͤbnis gieng mir zu Hertzen. Derhalben gab ich jhr guten Troſt/ vnd befahl ſie nebenſt jhrem Praxetas meiner Schweſter; in deſ- ſen biß ich dem Koͤnige/ der damals zu Syracuſe war/ allen Verlauff erzehlen koͤndte. Radirobanes fiel jhr wieder in die Rede: Wel- als H h
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Das dritte Buch.
Anſuchen nicht genuͤge thun/ weil ich in einem ver-
wachten Schloſſe mit deß Koͤniges Tochter lebe.
Meine Schweſter wird ſolches auff ſich nehmen/
vnd euch/ wie ich zuſage/ dermaſſen verhalten/ als
ob jhr jhre leibliche Tochter weret. Sie ſchiene zu
erſchrecken/ vnd warff die Augen vor Scham zur
Erden. Vnd/ wie ſehr wol were ich/ fieng ſie an/ in
ſelbiger Wohnung verborgen/ wann ich durch ew-
re Vermittelung in der Princeſſin Dienſt gelan-
gen koͤnte. Ihr Betruͤbnis gieng mir zu Hertzen.
Derhalben gab ich jhr guten Troſt/ vnd befahl ſie
nebenſt jhrem Praxetas meiner Schweſter; in deſ-
ſen biß ich dem Koͤnige/ der damals zu Syracuſe
war/ allen Verlauff erzehlen koͤndte.
Radirobanes fiel jhr wieder in die Rede: Wel-
cher Meinung/ ſagte er/ war Meleander? Eilete er
bald ſie zutroͤſten/ oder gab er jemanden anders deſ-
ſentwegen Anordnung? Ich krencke mich ſchon/
daß jhr der Armſeligen ſo langſam geholffen habet.
Zwar ich verhoffte/ jhr wuͤrdet mir einen Weg zei-
gen mich meiner eigenen Sorgen zu entledigen/
ſo bringet jhr mich noch in andere. Aber ich wil
meines Leides ein wenig vergeſſen/ in dem ich zu-
hoͤre wie es der vngluͤckſeligen Theoerinen ergan-
gen iſt: erzehlet nur alles vmbſtendtlich. Darauff
fieng Seleniſſe ferner an: vermeinet nicht daß ich
ohn Vrſach auff diß Geſpraͤche kommen ſey; dann
jhr werdet letzlich wol befinden/ wie ſehr es euch
angehe. Meleander entruͤſtet ſich nicht weniger
als
H h
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