Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das dritte Buch. hettet. Der Verlust ewres Sohnes/ vnd die Gefahrder Tochter werden machen/ daß es euch an Thre- nen wol nicht mangeln wirdt. Die Mutter befahl mir zugehorchen/ vnd ließ jhr diese List gefallen. Ich/ als ich mich einmal oder zwey bey deß Brudern Holtzstosse hatte sehen lassen/ entgieng vnter dem wehklagenden Volcke/ vnd machte mich bey so tun- ckeler Nacht auff deß Praxetas Hauß zu. Dieser verbarg mich in das geheimeste Theil seiner Woh- nung/ vnd meine Mutter hat/ wie ich höre/ die Co- medie artlich spielen können/ in dem sie mich allent- halben gesucht hat/ als da wo jhr wissend gewesen daß ich were. Sie hielte auch beym Icciobates an/ daß er mich durch Kundtschaffer in der Nähe he- rumb suchen/ vnd jhr wiedergeben liesse; sonderlich darumb/ weil sie in Sorgen stünde/ daß ich mir nicht wegen plötzlichen Vnterganges meines Brudern möchte ein Leidt thun. Er selber ließ Nachfrage hal- ten. Dann es war jhm zuwissen vonnöhten/ ob er meines Todes wegen genugsam versichert were. Als ich aber etzliche Tage vber vergeblich ge- keinen
Das dritte Buch. hettet. Der Verluſt ewres Sohnes/ vñ die Gefahrder Tochter werden machen/ daß es euch an Thre- nen wol nicht mangeln wirdt. Die Mutter befahl mir zugehorchen/ vnd ließ jhr dieſe Liſt gefallẽ. Ich/ als ich mich einmal oder zwey bey deß Brudern Holtzſtoſſe hatte ſehen laſſen/ entgieng vnter dem wehklagenden Volcke/ vnd machte mich bey ſo tun- ckeler Nacht auff deß Praxetas Hauß zu. Dieſer verbarg mich in das geheimeſte Theil ſeiner Woh- nung/ vnd meine Mutter hat/ wie ich hoͤre/ die Co- medie artlich ſpielen koͤnnen/ in dem ſie mich allent- halben geſucht hat/ als da wo jhr wiſſend geweſen daß ich were. Sie hielte auch beym Icciobates an/ daß er mich durch Kundtſchaffer in der Naͤhe he- rumb ſuchen/ vnd jhr wiedergeben lieſſe; ſonderlich darumb/ weil ſie in Sorgẽ ſtuͤnde/ daß ich mir nicht wegen ploͤtzlichen Vnterganges meines Brudern moͤchte ein Leidt thun. Er ſelber ließ Nachfrage hal- ten. Dann es war jhm zuwiſſen vonnoͤhten/ ob er meines Todes wegen genugſam verſichert were. Als ich aber etzliche Tage vber vergeblich ge- keinen
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Das dritte Buch.
hettet. Der Verluſt ewres Sohnes/ vñ die Gefahr
der Tochter werden machen/ daß es euch an Thre-
nen wol nicht mangeln wirdt. Die Mutter befahl
mir zugehorchen/ vnd ließ jhr dieſe Liſt gefallẽ. Ich/
als ich mich einmal oder zwey bey deß Brudern
Holtzſtoſſe hatte ſehen laſſen/ entgieng vnter dem
wehklagenden Volcke/ vnd machte mich bey ſo tun-
ckeler Nacht auff deß Praxetas Hauß zu. Dieſer
verbarg mich in das geheimeſte Theil ſeiner Woh-
nung/ vnd meine Mutter hat/ wie ich hoͤre/ die Co-
medie artlich ſpielen koͤnnen/ in dem ſie mich allent-
halben geſucht hat/ als da wo jhr wiſſend geweſen
daß ich were. Sie hielte auch beym Icciobates an/
daß er mich durch Kundtſchaffer in der Naͤhe he-
rumb ſuchen/ vnd jhr wiedergeben lieſſe; ſonderlich
darumb/ weil ſie in Sorgẽ ſtuͤnde/ daß ich mir nicht
wegen ploͤtzlichen Vnterganges meines Brudern
moͤchte ein Leidt thun. Er ſelber ließ Nachfrage hal-
ten. Dann es war jhm zuwiſſen vonnoͤhten/ ob er
meines Todes wegen genugſam verſichert were.
Als ich aber etzliche Tage vber vergeblich ge-
ſucht wardt/ vnd meine Mutter einen Holtzhauffen
zu meinem Leichbegengniſſe hatte zurichten laſſen/
als ob ich geſtorbẽ were/ geriehte ſie mit dem Praxe-
tas in die Meinung/ daß ſie mich von der Gewalt
deß Tyrannens hinweg thun wolte/ biß man einen
auß der jungen Herꝛſchafft benachbarter Nationen
erwehlete/ der mich heyrahten vnd ſich meines Erb-
theiles koͤndte annehmen. Man wiſte mich auch in
keinen
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