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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das dritte Buch.
vnd jhn mit ertichteter B[e]klagung zu betrawren.
Damit auch das Gifft an dem Cörper nicht auß-
schlagen möchte/ gab er für/ man hette mit dem
Leichbegängnisse zueilen/ auß Vrsachen/ damit die
Mutter nicht vber beschawung deß verstorbenen
Knabens sich auch zu tode kränckete. Sie war auch
selber nicht darwieder/ nicht zwar daß sie von der V-
belthat nicht gewust hette/ sondern daß sie solehe
Wissenschafft mit Fleisse bergen wolte/ damit nicht
der Vetter nach Entdeckung solchen Kindermor-
des/ noch vnvorschämeter würde/ vnd im vbrigen
auch an mir seinen Willen verbrächte. Der einge-
salbete Cörper war schon gegen der Thür zu gewen-
det/ vnd die Weiber erwarteten das Zeichen jhr kla-
gen anzufangen/ als mich die Mutter absonderlich
in ein Zimmer führete/ vnd mit außrauffung deß
Haares sagte: O jhr Armselige jhr/ meine Tochter/
seid Vrsache/ daß ich doch nicht weiß was ich ma-
chen soll? Ob ich mehr meinen Sohn zu beweinen
habe/ der jetzundt zu Asche werden wird/ vnd in seiner
Kindheit hingerissen ist/ welche von dem einheimischen
Mörder nicht gewust hatt; oder viclmehr euch/ die er
mit gleicher/ oder vielleicht ärgerer grausamkeit auß
meinen Armen reissen wird. Ewer Bruder lebet nicht
mehr/ es ist nun weiters nichts vbrig als daß jr auch
sterbet. Ihn vermag ich durch keine Kunst widerunb le-
bendig zu machen[:] jhr aber/ wann ich Fleiß ankehre/ könnet
dem vntergang noch entrinnen. Helffet einrahten/ meine
Tochter/ ehe vns die Grimmigkeit d Feinde vberfalle.

In

Das dritte Buch.
vnd jhn mit ertichteter B[e]klagung zu betrawren.
Damit auch das Gifft an dem Coͤrper nicht auß-
ſchlagen moͤchte/ gab er fuͤr/ man hette mit dem
Leichbegaͤngniſſe zueilen/ auß Vrſachen/ damit die
Mutter nicht vber beſchawung deß verſtorbenen
Knabens ſich auch zu tode kraͤnckete. Sie war auch
ſelber nicht darwieder/ nicht zwar daß ſie von der V-
belthat nicht gewuſt hette/ ſondern daß ſie ſolehe
Wiſſenſchafft mit Fleiſſe bergen wolte/ damit nicht
der Vetter nach Entdeckung ſolchen Kindermor-
des/ noch vnvorſchaͤmeter wuͤrde/ vnd im vbrigen
auch an mir ſeinen Willen verbraͤchte. Der einge-
ſalbete Coͤrper war ſchon gegen der Thuͤr zu gewen-
det/ vnd die Weiber erwarteten das Zeichen jhr kla-
gen anzufangen/ als mich die Mutter abſonderlich
in ein Zimmer fuͤhrete/ vnd mit außrauffung deß
Haares ſagte: O jhr Armſelige jhr/ meine Tochter/
ſeid Vrſache/ daß ich doch nicht weiß was ich ma-
chen ſoll? Ob ich mehr meinen Sohn zu beweinen
habe/ der jetzundt zu Aſche werden wird/ vnd in ſeiner
Kindheit hingeriſſen iſt/ welche võ dem einheimiſchẽ
Moͤrder nicht gewuſt hatt; oder viclmehr euch/ die er
mit gleicher/ oder vielleicht aͤrgerer grauſamkeit auß
meinen Armẽ reiſſen wird. Ewer Bruder lebet nicht
mehr/ es iſt nun weiters nichts vbrig als daß jr auch
ſterbet. Ihn vermag ich durch keine Kũſt widerũb le-
bẽdig zu machẽ[:] jhꝛ aber/ wañ ich Fleiß ankehre/ koͤñet
dem vntergãg noch entriñen. Helffet einrahtẽ/ meine
Tochter/ ehe vns die Grim̃igkeit d̕ Feinde vberfalle.

In
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[475/0519] Das dritte Buch. vnd jhn mit ertichteter Beklagung zu betrawren. Damit auch das Gifft an dem Coͤrper nicht auß- ſchlagen moͤchte/ gab er fuͤr/ man hette mit dem Leichbegaͤngniſſe zueilen/ auß Vrſachen/ damit die Mutter nicht vber beſchawung deß verſtorbenen Knabens ſich auch zu tode kraͤnckete. Sie war auch ſelber nicht darwieder/ nicht zwar daß ſie von der V- belthat nicht gewuſt hette/ ſondern daß ſie ſolehe Wiſſenſchafft mit Fleiſſe bergen wolte/ damit nicht der Vetter nach Entdeckung ſolchen Kindermor- des/ noch vnvorſchaͤmeter wuͤrde/ vnd im vbrigen auch an mir ſeinen Willen verbraͤchte. Der einge- ſalbete Coͤrper war ſchon gegen der Thuͤr zu gewen- det/ vnd die Weiber erwarteten das Zeichen jhr kla- gen anzufangen/ als mich die Mutter abſonderlich in ein Zimmer fuͤhrete/ vnd mit außrauffung deß Haares ſagte: O jhr Armſelige jhr/ meine Tochter/ ſeid Vrſache/ daß ich doch nicht weiß was ich ma- chen ſoll? Ob ich mehr meinen Sohn zu beweinen habe/ der jetzundt zu Aſche werden wird/ vnd in ſeiner Kindheit hingeriſſen iſt/ welche võ dem einheimiſchẽ Moͤrder nicht gewuſt hatt; od̕ viclmehr euch/ die er mit gleicher/ oder vielleicht aͤrgerer grauſamkeit auß meinen Armẽ reiſſen wird. Ewer Bruder lebet nicht mehr/ es iſt nun weiters nichts vbrig als daß jr auch ſterbet. Ihn vermag ich durch keine Kũſt widerũb le- bẽdig zu machẽ: jhꝛ aber/ wañ ich Fleiß ankehre/ koͤñet dem vntergãg noch entriñen. Helffet einrahtẽ/ meine Tochter/ ehe vns die Grim̃igkeit d̕ Feinde vberfalle. In

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/519>, abgerufen am 22.11.2024.