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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das dritte Buch.
ren vnd Thürne war es sehr wol verwaret. Daselbst
beschloß d König seine Argenis sampt noch zwan-
tzigen jres Frawenzimmers/ vnd wolte seinen Anschlag
mit dem Scheine einer Religion bedecken. Er sagte/
wie jhm allzeit im Traum fürkäme/ als ob ein gros-
ses Vbel bevor stünde/ wann Argenis nicht auß den
Augen der Menschen entwiche. Eben auff dieses zei-
geten auch die Gestirne vnd Orackel. Wer wolt aber
zur selbigen Zeit so Alber seyn/ der nicht gewust het-
te/ wannher solcher grosse Aberglauben entspringe?
Zwar mir/ als durch welche die Argenis von Kind-
heit an erzogen/ befahl der König auch damals Auff-
acht zuhaben. Es ward offentlich angeschlagen/ wel-
che Mannsperson ausserhalb den König eines Fuß
breit in das Schloß schreitten würde/ solte in die Acht
erklärt seyn. Wann aber eine von vnserm Frawen-
zimmer sich ohn meinen Befehl auß dem Schlosse
hinweg machte/ die solte auff ein Schiff gesetzet/ vnd
ohn alle Speise vnd Stewerruder auß dem Hafen
fortgetrieben werden. Mir allein/ welcher man trawe-
te/ ward erlaubt/ daß ich die Idustage eines jeglichen
Monats möchte außgehen/ dann ich muste wegen hei-
liger sachen meinen Leuten Anordnungthun. Vmb
das Schloß wurden Soldaten eingelegt/ drey tausend
an der Zahl/ welche nach d Ordnung Wache hielten.

Gleubet mir/ Herr/ diese Einsamkeit war nicht
so gar vnangenehm/ sonderlich zu erst/ als vnsere
Gemüter von dem Tumulte der Städte sicherlich
außruheten. Argenis vertrieb die Zeit jhren einfältigen

Alter
G g ij

Das dritte Buch.
ren vnd Thuͤrne war es ſehr wol verwaret. Daſelbſt
beſchloß d̕ Koͤnig ſeine Argenis ſampt noch zwan-
tzigen jres Frawenzim̃ers/ vnd wolte ſeinẽ Anſchlag
mit dem Scheine einer Religion bedeckẽ. Er ſagte/
wie jhm allzeit im Traum fuͤrkaͤme/ als ob ein groſ-
ſes Vbel bevor ſtuͤnde/ wann Argenis nicht auß den
Augen der Menſchẽ entwiche. Eben auff dieſes zei-
geten auch die Geſtirne vñ Orackel. Wer wolt aber
zur ſelbigen Zeit ſo Alber ſeyn/ der nicht gewuſt het-
te/ wannher ſolcher groſſe Aberglauben entſpringe?
Zwar mir/ als durch welche die Argenis von Kind-
heit an erzogẽ/ befahl der Koͤnig auch damals Auff-
acht zuhaben. Es ward offentlich angeſchlagẽ/ wel-
che Mannsperſon auſſerhalb den Koͤnig eines Fuß
breit in das Schloß ſchreittẽ wuͤrde/ ſolte in die Acht
erklaͤrt ſeyn. Wann aber eine von vnſerm Frawen-
zimmer ſich ohn meinen Befehl auß dem Schloſſe
hinweg machte/ die ſolte auff ein Schiff geſetzet/ vñ
ohn alle Speiſe vnd Stewerꝛuder auß dem Hafen
fortgetriebẽ werdẽ. Mir allein/ welcher man trawe-
te/ ward erlaubt/ daß ich die Idustage eines jeglichẽ
Monats moͤchte außgehẽ/ dañ ich muſte wegen hei-
liger ſachen meinẽ Leuten Anordnungthun. Vmb
das Schloß wurdẽ Soldatẽ eingelegt/ drey tauſend
an der Zahl/ welche nach d̕ Ordnũg Wache hielten.

Gleubet mir/ Herꝛ/ dieſe Einſamkeit war nicht
ſo gar vnangenehm/ ſonderlich zu erſt/ als vnſere
Gemuͤter von dem Tumulte der Staͤdte ſicherlich
außruhetẽ. Argenis veꝛtrieb die Zeit jhrẽ einfaͤltigen

Alter
G g ij
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[467/0511] Das dritte Buch. ren vnd Thuͤrne war es ſehr wol verwaret. Daſelbſt beſchloß d̕ Koͤnig ſeine Argenis ſampt noch zwan- tzigen jres Frawenzim̃ers/ vnd wolte ſeinẽ Anſchlag mit dem Scheine einer Religion bedeckẽ. Er ſagte/ wie jhm allzeit im Traum fuͤrkaͤme/ als ob ein groſ- ſes Vbel bevor ſtuͤnde/ wann Argenis nicht auß den Augen der Menſchẽ entwiche. Eben auff dieſes zei- geten auch die Geſtirne vñ Orackel. Wer wolt aber zur ſelbigen Zeit ſo Alber ſeyn/ der nicht gewuſt het- te/ wannher ſolcher groſſe Aberglauben entſpringe? Zwar mir/ als durch welche die Argenis von Kind- heit an erzogẽ/ befahl der Koͤnig auch damals Auff- acht zuhaben. Es ward offentlich angeſchlagẽ/ wel- che Mannsperſon auſſerhalb den Koͤnig eines Fuß breit in das Schloß ſchreittẽ wuͤrde/ ſolte in die Acht erklaͤrt ſeyn. Wann aber eine von vnſerm Frawen- zimmer ſich ohn meinen Befehl auß dem Schloſſe hinweg machte/ die ſolte auff ein Schiff geſetzet/ vñ ohn alle Speiſe vnd Stewerꝛuder auß dem Hafen fortgetriebẽ werdẽ. Mir allein/ welcher man trawe- te/ ward erlaubt/ daß ich die Idustage eines jeglichẽ Monats moͤchte außgehẽ/ dañ ich muſte wegen hei- liger ſachen meinẽ Leuten Anordnungthun. Vmb das Schloß wurdẽ Soldatẽ eingelegt/ drey tauſend an der Zahl/ welche nach d̕ Ordnũg Wache hielten. Gleubet mir/ Herꝛ/ dieſe Einſamkeit war nicht ſo gar vnangenehm/ ſonderlich zu erſt/ als vnſere Gemuͤter von dem Tumulte der Staͤdte ſicherlich außruhetẽ. Argenis veꝛtrieb die Zeit jhrẽ einfaͤltigen Alter G g ij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/511>, abgerufen am 22.11.2024.