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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
Götter wöllen euch männliche Erben verleihen/
damit Sardinien dem Vbel nicht möge vnter-
worffen seyn/ welches Sicilien betroffen hat. Dann
Lycogenes hette das Vngewitter/ welches durch
euch erst ist gestillet worden/ nicht erreget/ wann
nicht Meleander nur eine Tochter gehabt hette.
Lasset es euch nicht frembde fürkommen/ daß ich
die Sache so hoch anfange. Ich muß von diesem
anfangen den Verlauff zu erzehlen/ welchen jhr hö-
ren wöllet. Lycogenes ließ sich das Ansehen seines
Adels vnd deß Königes Gelindigkeit so sehr einne-
men/ daß er jhm fürsatzte die Argenis zu heyrahten.
Als Meleander mit einem seiner Vnterthanen/ vnd
der jhm nicht gemesse were/ solche Freundtschafft
zu treffen nicht eingehen wolte/ verließ er sich auff
seinen Anhang vnd fürnemes Herkommen/ vnd ge-
dachte sie heimlich mit Gewalt weg zunemen. Die-
ses kam dem Könige zu Ohren. Aber Sicilien war
in solchem Zustande/ oder/ daß ich recht sage/ es war
in dem Könige/ bey seinem furchtsamen Alter ei-
ne dergleichen Säumung/ daß er lieber seine Toch-
ter für der Entführung/ versichern/ als den Räuber
mit Gewalt vnterdrücken wolte. Es lieget ein
Schloß auff einem kleinen Hügel vier Meilen von
Syracuse/ sehr feste/ vnd ein Sitz der alten Könige.
Der Felß ist gantz abschiessig gegen der See zu/ wie
dann die Wellen allzeit an die lincke Seiten schlagen.
Die rechte Hand wird mit dem schnellen Strome
deß Flusses Alabus vmbringet. Wegen der Maw-

ren

Joh. Barclayens Argenis/
Goͤtter woͤllen euch maͤnnliche Erben verleihen/
damit Sardinien dem Vbel nicht moͤge vnter-
worffen ſeyn/ welches Sicilien betroffen hat. Dañ
Lycogenes hette das Vngewitter/ welches durch
euch erſt iſt geſtillet worden/ nicht erꝛeget/ wann
nicht Meleander nur eine Tochter gehabt hette.
Laſſet es euch nicht frembde fuͤrkommen/ daß ich
die Sache ſo hoch anfange. Ich muß von dieſem
anfangen den Verlauff zu erzehlen/ welchen jhr hoͤ-
ren woͤllet. Lycogenes ließ ſich das Anſehen ſeines
Adels vnd deß Koͤniges Gelindigkeit ſo ſehr einne-
men/ daß er jhm fuͤrſatzte die Argenis zu heyrahten.
Als Meleander mit einem ſeiner Vnterthanen/ vñ
der jhm nicht gemeſſe were/ ſolche Freundtſchafft
zu treffen nicht eingehen wolte/ verließ er ſich auff
ſeinen Anhang vnd fuͤrnemes Herkommen/ vnd ge-
dachte ſie heimlich mit Gewalt weg zunemen. Die-
ſes kam dem Koͤnige zu Ohren. Aber Sicilien war
in ſolchem Zuſtande/ oder/ daß ich recht ſage/ es war
in dem Koͤnige/ bey ſeinem furchtſamen Alter ei-
ne dergleichen Saͤumung/ daß er lieber ſeine Toch-
ter fuͤr der Entfuͤhrung/ verſichern/ als den Raͤuber
mit Gewalt vnterdruͤcken wolte. Es lieget ein
Schloß auff einem kleinen Huͤgel vier Meilẽ von
Syracuſe/ ſehr feſte/ vnd ein Sitz der alten Koͤnige.
Der Felß iſt gantz abſchieſſig gegen der See zu/ wie
dañ die Wellen allzeit an die lincke Seiten ſchlagẽ.
Die rechte Hand wird mit dem ſchnellen Strome
deß Fluſſes Alabus vmbringet. Wegen der Maw-

ren
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[466/0510] Joh. Barclayens Argenis/ Goͤtter woͤllen euch maͤnnliche Erben verleihen/ damit Sardinien dem Vbel nicht moͤge vnter- worffen ſeyn/ welches Sicilien betroffen hat. Dañ Lycogenes hette das Vngewitter/ welches durch euch erſt iſt geſtillet worden/ nicht erꝛeget/ wann nicht Meleander nur eine Tochter gehabt hette. Laſſet es euch nicht frembde fuͤrkommen/ daß ich die Sache ſo hoch anfange. Ich muß von dieſem anfangen den Verlauff zu erzehlen/ welchen jhr hoͤ- ren woͤllet. Lycogenes ließ ſich das Anſehen ſeines Adels vnd deß Koͤniges Gelindigkeit ſo ſehr einne- men/ daß er jhm fuͤrſatzte die Argenis zu heyrahten. Als Meleander mit einem ſeiner Vnterthanen/ vñ der jhm nicht gemeſſe were/ ſolche Freundtſchafft zu treffen nicht eingehen wolte/ verließ er ſich auff ſeinen Anhang vnd fuͤrnemes Herkommen/ vnd ge- dachte ſie heimlich mit Gewalt weg zunemen. Die- ſes kam dem Koͤnige zu Ohren. Aber Sicilien war in ſolchem Zuſtande/ oder/ daß ich recht ſage/ es war in dem Koͤnige/ bey ſeinem furchtſamen Alter ei- ne dergleichen Saͤumung/ daß er lieber ſeine Toch- ter fuͤr der Entfuͤhrung/ verſichern/ als den Raͤuber mit Gewalt vnterdruͤcken wolte. Es lieget ein Schloß auff einem kleinen Huͤgel vier Meilẽ von Syracuſe/ ſehr feſte/ vnd ein Sitz der alten Koͤnige. Der Felß iſt gantz abſchieſſig gegen der See zu/ wie dañ die Wellen allzeit an die lincke Seiten ſchlagẽ. Die rechte Hand wird mit dem ſchnellen Strome deß Fluſſes Alabus vmbringet. Wegen der Maw- ren

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/510>, abgerufen am 22.11.2024.