Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ ohne das wanckte/ wardt durch antragung einer sogrossen Hoffnung vollends eingenommen/ daß sie gleich als verblendet/ weiter nichts als den Radiro- banes sahe/ vnd gleichwol anfieng: Ich wolte daß ich niemals etwas von euch gehört hette. Ins künff- tig werde ich zu ewern Diensten nicht mehr so willig seyn. Dann ich beförchte mich/ daß es nicht ein An- sehen gewinnen möge/ als ob ich das jenige/ welches ich der Argenis vnd ewernthalben zu thun gefliessen war/ in Ansehung der Geschencke/ vnd mit verächt- licher Bemühung fortzustellen gemeint were. Aber der Argenis Wunde ist tieffer als jhr vermeinet. Was wöllet jhr mir vom Archombrotus sagen/ Herr. Ihr jrret/ Warlich jhr jrret. Mit diesen Wor- ten vnd vntersich geschlagenem Gesichte warff sie die Augen auff/ vnd fieng etwas an zulachen. Radi- robanes war begierig nach zuforschen/ vnd drang sie fast als es seyn müßte. Aber Selenisse sagte jhm in so kurtzer Zeit alle Beschaffenheit zu erzehlen köndte nicht seyn. Es ist auch nicht möglich/ sagte sie/ nur den Anfang zu offenbahren/ daß nicht jhr vnd ich zum offtern das Angesicht darüber verwandeln sol- ten; Vnd allhie haben ewre Herren jhre Augen stets in den vnserigen. Es ist besser daß wir in den Garten gehen/ als ob wir der Argenis entgegen spatzierten. Ich wil euch durch Vmbgänge an örter führen/ wo ich vermeine daß sie nicht anzutreffen sey. Radiro- banes ward bestürtzt vber erwartung so einer wichti- gen Sache/ welche jhm diese Fraw erzehlen wolte/ nam
Joh. Barclayens Argenis/ ohne das wanckte/ wardt durch antragung einer ſogroſſen Hoffnung vollends eingenommen/ daß ſie gleich als verblendet/ weiter nichts als den Radiro- banes ſahe/ vnd gleichwol anfieng: Ich wolte daß ich niemals etwas von euch gehoͤrt hette. Ins kuͤnff- tig werde ich zu ewern Dienſten nicht mehr ſo willig ſeyn. Dann ich befoͤrchte mich/ daß es nicht ein An- ſehen gewinnen moͤge/ als ob ich das jenige/ welches ich der Argenis vnd ewernthalben zu thun geflieſſen war/ in Anſehung der Geſchencke/ vnd mit veraͤcht- licher Bemuͤhung fortzuſtellen gemeint were. Aber der Argenis Wunde iſt tieffer als jhr vermeinet. Was woͤllet jhr mir vom Archombrotus ſagen/ Herꝛ. Ihr jrꝛet/ Warlich jhr jrꝛet. Mit dieſen Wor- ten vnd vnterſich geſchlagenem Geſichte warff ſie die Augen auff/ vnd fieng etwas an zulachen. Radi- robanes war begierig nach zuforſchen/ vnd drang ſie faſt als es ſeyn muͤßte. Aber Seleniſſe ſagte jhm in ſo kurtzer Zeit alle Beſchaffenheit zu erzehlen koͤndte nicht ſeyn. Es iſt auch nicht moͤglich/ ſagte ſie/ nur den Anfang zu offenbahren/ daß nicht jhr vnd ich zum offtern das Angeſicht daruͤber verwandeln ſol- ten; Vnd allhie haben ewre Herꝛen jhre Augen ſtets in den vnſerigen. Es iſt beſſer daß wir in den Garten gehen/ als ob wir der Argenis entgegen ſpatzierten. Ich wil euch durch Vmbgaͤnge an oͤrter fuͤhren/ wo ich vermeine daß ſie nicht anzutreffen ſey. Radiro- banes ward beſtuͤrtzt vber erwartung ſo einer wichti- gen Sache/ welche jhm dieſe Fraw erzehlen wolte/ nam
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Joh. Barclayens Argenis/
ohne das wanckte/ wardt durch antragung einer ſo
groſſen Hoffnung vollends eingenommen/ daß ſie
gleich als verblendet/ weiter nichts als den Radiro-
banes ſahe/ vnd gleichwol anfieng: Ich wolte daß
ich niemals etwas von euch gehoͤrt hette. Ins kuͤnff-
tig werde ich zu ewern Dienſten nicht mehr ſo willig
ſeyn. Dann ich befoͤrchte mich/ daß es nicht ein An-
ſehen gewinnen moͤge/ als ob ich das jenige/ welches
ich der Argenis vnd ewernthalben zu thun geflieſſen
war/ in Anſehung der Geſchencke/ vnd mit veraͤcht-
licher Bemuͤhung fortzuſtellen gemeint were. Aber
der Argenis Wunde iſt tieffer als jhr vermeinet.
Was woͤllet jhr mir vom Archombrotus ſagen/
Herꝛ. Ihr jrꝛet/ Warlich jhr jrꝛet. Mit dieſen Wor-
ten vnd vnterſich geſchlagenem Geſichte warff ſie
die Augen auff/ vnd fieng etwas an zulachen. Radi-
robanes war begierig nach zuforſchen/ vnd drang ſie
faſt als es ſeyn muͤßte. Aber Seleniſſe ſagte jhm in
ſo kurtzer Zeit alle Beſchaffenheit zu erzehlen koͤndte
nicht ſeyn. Es iſt auch nicht moͤglich/ ſagte ſie/ nur
den Anfang zu offenbahren/ daß nicht jhr vnd ich
zum offtern das Angeſicht daruͤber verwandeln ſol-
ten; Vnd allhie haben ewre Herꝛen jhre Augen ſtets
in den vnſerigen. Es iſt beſſer daß wir in den Garten
gehen/ als ob wir der Argenis entgegen ſpatzierten.
Ich wil euch durch Vmbgaͤnge an oͤrter fuͤhren/ wo
ich vermeine daß ſie nicht anzutreffen ſey. Radiro-
banes ward beſtuͤrtzt vber erwartung ſo einer wichti-
gen Sache/ welche jhm dieſe Fraw erzehlen wolte/
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