Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ wann sie die Lust wiederumb ankömpt/ mit vnge-hinderter Verwegenheit die Waffen ergreiffen kön- nen. Gedencket nur welche eine vnbillige Beding- ung dieses sey. Sie sindt zu Vergebung vorigen Auffruhres nicht zufrieden/ sondern begehren noch/ daß man jhnen Waffen/ Schlösser vnd Soldaten vbergeben solle. Sie zwingen euch ferner zum Pfan- de jhrer ertichteten Trew/ dem zu glauben was sie sagen/ da sie selbst nicht glaüben was jhr saget. Wer- den aber die Schlösser einmal in dem Königreiche abgeschafft seyn/ so werden sie jhre versicherung auff ewerer vnd jhrer Trew suchen müssen/ vnd in den anvertrawten Städten nur so lange gehorsam fin- den als jhr wöllet/ auch wegen Sicherheit so vieler Wälle vnd Schantzen keine Gelegenheit zu newer Empörung finden. Aber/ werdet jhr sprechen/ Man muß gleichwol wir
Joh. Barclayens Argenis/ wann ſie die Luſt wiederumb ankoͤmpt/ mit vnge-hinderter Verwegenheit die Waffen ergreiffen koͤn- nen. Gedencket nur welche eine vnbillige Beding- ung dieſes ſey. Sie ſindt zu Vergebung vorigen Auffruhres nicht zufrieden/ ſondern begehren noch/ daß man jhnen Waffen/ Schloͤſſer vnd Soldaten vbergeben ſolle. Sie zwingen euch ferner zum Pfan- de jhrer ertichteten Trew/ dem zu glauben was ſie ſagen/ da ſie ſelbſt nicht glauͤben was jhr ſaget. Wer- den aber die Schloͤſſer einmal in dem Koͤnigreiche abgeſchafft ſeyn/ ſo werden ſie jhꝛe verſicherung auff ewerer vnd jhrer Trew ſuchen muͤſſen/ vnd in den anvertrawten Staͤdten nur ſo lange gehorſam fin- den als jhr woͤllet/ auch wegen Sicherheit ſo vieler Waͤlle vnd Schantzen keine Gelegenheit zu newer Empoͤrung finden. Aber/ werdet jhr ſprechen/ Man muß gleichwol wir
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0496" n="452"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> wann ſie die Luſt wiederumb ankoͤmpt/ mit vnge-<lb/> hinderter Verwegenheit die Waffen ergreiffen koͤn-<lb/> nen. Gedencket nur welche eine vnbillige Beding-<lb/> ung dieſes ſey. Sie ſindt zu Vergebung vorigen<lb/> Auffruhres nicht zufrieden/ ſondern begehren noch/<lb/> daß man jhnen Waffen/ Schloͤſſer vnd Soldaten<lb/> vbergeben ſolle. Sie zwingen euch ferner zum Pfan-<lb/> de jhrer ertichteten Trew/ dem zu glauben was ſie<lb/> ſagen/ da ſie ſelbſt nicht glauͤben was jhr ſaget. Wer-<lb/> den aber die Schloͤſſer einmal in dem Koͤnigreiche<lb/> abgeſchafft ſeyn/ ſo werden ſie jhꝛe verſicherung auff<lb/> ewerer vnd jhrer Trew ſuchen muͤſſen/ vnd in den<lb/> anvertrawten Staͤdten nur ſo lange gehorſam fin-<lb/> den als jhr woͤllet/ auch wegen Sicherheit ſo vieler<lb/> Waͤlle vnd Schantzen keine Gelegenheit zu newer<lb/> Empoͤrung finden.</p><lb/> <p>Aber/ werdet jhr ſprechen/ Man muß gleichwol<lb/> die Anordnung der Alten nicht verdammen/ welche<lb/> dieſe Feſtungen entweder gebawet/ oder ſie zu bawen<lb/> vns ein Exempel gegebẽ haben. Herꝛ/ man muß die-<lb/> ſelbige Zeit nur fuͤr ſich betrachten. Vnſere Vorfah-<lb/> ren haben jhre Sachen auff die Zeit gerichtet in der<lb/> ſie lebeten; wir/ die wir in anderer Gelegenheit ſindt/<lb/> muͤſſen offtmals den Anſchlag ergreiffen/ der jhrer<lb/> Meinung gantz zuwider leufft; So daß ich es fuͤr<lb/> eine vnbilliche Hoffart halte/ wann man die Weiß-<lb/> heit der Alten vernichtet; vnd es auch eine vbrige<lb/> Ehrerbiettung zu ſeyn ſchaͤtze/ wann wir vns gantz<lb/> vnd gar nach jhrer Ordnung richten. Alſo haben<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [452/0496]
Joh. Barclayens Argenis/
wann ſie die Luſt wiederumb ankoͤmpt/ mit vnge-
hinderter Verwegenheit die Waffen ergreiffen koͤn-
nen. Gedencket nur welche eine vnbillige Beding-
ung dieſes ſey. Sie ſindt zu Vergebung vorigen
Auffruhres nicht zufrieden/ ſondern begehren noch/
daß man jhnen Waffen/ Schloͤſſer vnd Soldaten
vbergeben ſolle. Sie zwingen euch ferner zum Pfan-
de jhrer ertichteten Trew/ dem zu glauben was ſie
ſagen/ da ſie ſelbſt nicht glauͤben was jhr ſaget. Wer-
den aber die Schloͤſſer einmal in dem Koͤnigreiche
abgeſchafft ſeyn/ ſo werden ſie jhꝛe verſicherung auff
ewerer vnd jhrer Trew ſuchen muͤſſen/ vnd in den
anvertrawten Staͤdten nur ſo lange gehorſam fin-
den als jhr woͤllet/ auch wegen Sicherheit ſo vieler
Waͤlle vnd Schantzen keine Gelegenheit zu newer
Empoͤrung finden.
Aber/ werdet jhr ſprechen/ Man muß gleichwol
die Anordnung der Alten nicht verdammen/ welche
dieſe Feſtungen entweder gebawet/ oder ſie zu bawen
vns ein Exempel gegebẽ haben. Herꝛ/ man muß die-
ſelbige Zeit nur fuͤr ſich betrachten. Vnſere Vorfah-
ren haben jhre Sachen auff die Zeit gerichtet in der
ſie lebeten; wir/ die wir in anderer Gelegenheit ſindt/
muͤſſen offtmals den Anſchlag ergreiffen/ der jhrer
Meinung gantz zuwider leufft; So daß ich es fuͤr
eine vnbilliche Hoffart halte/ wann man die Weiß-
heit der Alten vernichtet; vnd es auch eine vbrige
Ehrerbiettung zu ſeyn ſchaͤtze/ wann wir vns gantz
vnd gar nach jhrer Ordnung richten. Alſo haben
wir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |