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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Dritte Buch.
diesen beyden fürgehen/ erforschen. Als er nachmals
betrachtete/ welche er auß der Argenis Leuten mit
Geschencken einnehmen solte/ befand er nicht schwe-
rer/ aber auch nichts nützlicher zu seyn/ als daß ers
an der Selenisse versuchte. Dann es erzeigete die-
se Matron von Gesichte eine solche Bestendigkeit/
daß es vergebens zuseyn schiene/ wann man sie zu
einer Vntrew bewegen wolte: im Fall sie gewon-
nen würde/ so were Argenis leichtlich zu vberwin-
den. Er war listig vnd verschlagen; bevorauß je-
tzundt/ da seine Natur von dem Antriebe geschärf-
fet worden. Es muß gewaget seyn/ sagte er: Ich
kan wol mit der Alten auff solche Art reden/ daß
sie/ wofern sie auffrichtig ist/ den Betrug meiner
Beschenckung nicht mercke; wo sie aber jhre Trew
feil halten kan/ gewiß einen Keuffer an mir finde.
In solchen tieffen Gedancken achtete er weder deß
Kämpffens noch der Comedien/ dann beydes auff-
geführet wardt; wiewol auff der einen seiten Leute
waren die auff Art der Eryx einander mit Bleier-
nen Händtschuhen schlugen; auff der andern die Car-
tanenser jhres Androns Vnterrichtung gemes-
se nach einer Flöte tantzeten. Er nam es aber für
ein gutes Zeichen an/ daß er vber den Gedancken
von seinen vermeldeten Geschencken/ dergleich-
en Sieg auch auff dem Schawplatze sahe/ da
Argias von Eryphile vom Poeten eingeführet
worden; vnter denen die hiesige mit einem gehei-
ligten Halsbande eine blutige Verwilligung er-

kauffet
E e v

Das Dritte Buch.
dieſen beyden fuͤrgehen/ erforſchẽ. Als er nachmals
betrachtete/ welche er auß der Argenis Leuten mit
Geſchencken einnehmẽ ſolte/ befand er nicht ſchwe-
rer/ aber auch nichts nuͤtzlicher zu ſeyn/ als daß ers
an der Seleniſſe verſuchte. Dann es erzeigete die-
ſe Matron von Geſichte eine ſolche Beſtendigkeit/
daß es vergebens zuſeyn ſchiene/ wann man ſie zu
einer Vntrew bewegen wolte: im Fall ſie gewon-
nen wuͤrde/ ſo were Argenis leichtlich zu vberwin-
den. Er war liſtig vnd verſchlagen; bevorauß je-
tzundt/ da ſeine Natur von dem Antriebe geſchaͤrf-
fet worden. Es muß gewaget ſeyn/ ſagte er: Ich
kan wol mit der Alten auff ſolche Art reden/ daß
ſie/ wofern ſie auffrichtig iſt/ den Betrug meiner
Beſchenckung nicht mercke; wo ſie aber jhre Trew
feil halten kan/ gewiß einen Keuffer an mir finde.
In ſolchen tieffen Gedancken achtete er weder deß
Kaͤmpffens noch der Comedien/ dann beydes auff-
gefuͤhret wardt; wiewol auff der einen ſeiten Leute
waren die auff Art der Eryx einander mit Bleier-
nẽ Haͤndtſchuhen ſchlugẽ; auff der andern die Car-
tanenſer jhres Androns Vnterꝛichtung gemeſ-
ſe nach einer Floͤte tantzeten. Er nam es aber fuͤr
ein gutes Zeichen an/ daß er vber den Gedancken
von ſeinen vermeldeten Geſchencken/ dergleich-
en Sieg auch auff dem Schawplatze ſahe/ da
Argias von Eryphile vom Poeten eingefuͤhret
worden; vnter denen die hieſige mit einem gehei-
ligten Halsbande eine blutige Verwilligung er-

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[441/0485] Das Dritte Buch. dieſen beyden fuͤrgehen/ erforſchẽ. Als er nachmals betrachtete/ welche er auß der Argenis Leuten mit Geſchencken einnehmẽ ſolte/ befand er nicht ſchwe- rer/ aber auch nichts nuͤtzlicher zu ſeyn/ als daß ers an der Seleniſſe verſuchte. Dann es erzeigete die- ſe Matron von Geſichte eine ſolche Beſtendigkeit/ daß es vergebens zuſeyn ſchiene/ wann man ſie zu einer Vntrew bewegen wolte: im Fall ſie gewon- nen wuͤrde/ ſo were Argenis leichtlich zu vberwin- den. Er war liſtig vnd verſchlagen; bevorauß je- tzundt/ da ſeine Natur von dem Antriebe geſchaͤrf- fet worden. Es muß gewaget ſeyn/ ſagte er: Ich kan wol mit der Alten auff ſolche Art reden/ daß ſie/ wofern ſie auffrichtig iſt/ den Betrug meiner Beſchenckung nicht mercke; wo ſie aber jhre Trew feil halten kan/ gewiß einen Keuffer an mir finde. In ſolchen tieffen Gedancken achtete er weder deß Kaͤmpffens noch der Comedien/ dann beydes auff- gefuͤhret wardt; wiewol auff der einen ſeiten Leute waren die auff Art der Eryx einander mit Bleier- nẽ Haͤndtſchuhen ſchlugẽ; auff der andern die Car- tanenſer jhres Androns Vnterꝛichtung gemeſ- ſe nach einer Floͤte tantzeten. Er nam es aber fuͤr ein gutes Zeichen an/ daß er vber den Gedancken von ſeinen vermeldeten Geſchencken/ dergleich- en Sieg auch auff dem Schawplatze ſahe/ da Argias von Eryphile vom Poeten eingefuͤhret worden; vnter denen die hieſige mit einem gehei- ligten Halsbande eine blutige Verwilligung er- kauffet E e v

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/485>, abgerufen am 24.11.2024.