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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
gang kommen/ war es nachmals breiter. Die Höle
hatte viel vmbfangen/ darinnen waren hohe Sand-
steine; die Schwiebogen vnd Seiten/ an denen Tro-
pffen wie Schweiß stunden/ gläntzeten von dem hel-
len Kieß/ der einem verfrornen Wasser ähnlich sahe.
In der mitten stundt ein grosser Stein/ welchen die
Natur/ wie man auß seiner Wurtzel sehen kundte/
dahin gesetzt hatte: auff demselbigen lag das abschew-
liche Wunder außgestreckt. Ich förchte mich es
euch zu sagen. Dann wie kan ich hoffen daß jhr mir
gleuben werdet/ weil ich kaum glauben kan/ das was
meine Augen vnd Hände beschawet vnd berühret
haben? Ich wil es doch sagen/ daß ich dessen zum we-
nigsten euch vberrede/ was ich selber angesehen. Es
lag eine grausame Last auff dem Steine/ welche in
Gestalt Menschlicher Glieder außgetheilet war.
Die grösse alleine ließ mich nicht glauben/ daß es ei-
nes Menschen Cörper seyn mußte. Derwegen gien-
gen wir eine gute weile nicht hinzu/ vnd scheweten
vns solches anzugreiffen/ weil wir nicht wußten ob
es ein Gespänste/ oder etwas Göttliches were. Das
Haupt hatte nicht allein sein Haar noch vnverletzt/
sondern auch das Antlitz vnverweset. Sein schröck-
licher Bart gieng jhm biß auff die Brust/ vnd war
auff beyden Wangen mit dem andern seinem Haare
vermischet. Was sol ich von den Schienbeinen/ von
den Armen/ vnd von den Füssen so groß als die
Gräntzsteine sagen? Wann ein Bild durch Kunst

gemacht

Joh. Barclayens Argenis/
gang kommen/ war es nachmals breiter. Die Hoͤle
hatte viel vmbfangen/ darinnen waren hohe Sand-
ſteine; die Schwiebogen vnd Seiten/ an denen Tro-
pffen wie Schweiß ſtunden/ glaͤntzeten von dem hel-
len Kieß/ der einem verfrornen Waſſer aͤhnlich ſahe.
In der mitten ſtundt ein groſſer Stein/ welchen die
Natur/ wie man auß ſeiner Wurtzel ſehen kundte/
dahin geſetzt hatte: auff demſelbigẽ lag das abſchew-
liche Wunder außgeſtreckt. Ich foͤrchte mich es
euch zu ſagen. Dann wie kan ich hoffen daß jhr mir
gleuben werdet/ weil ich kaum glauben kan/ das was
meine Augen vnd Haͤnde beſchawet vnd beruͤhret
haben? Ich wil es doch ſagen/ daß ich deſſen zum we-
nigſten euch vberꝛede/ was ich ſelber angeſehen. Es
lag eine grauſame Laſt auff dem Steine/ welche in
Geſtalt Menſchlicher Glieder außgetheilet war.
Die groͤſſe alleine ließ mich nicht glauben/ daß es ei-
nes Menſchen Coͤrper ſeyn mußte. Derwegen gien-
gen wir eine gute weile nicht hinzu/ vnd ſcheweten
vns ſolches anzugreiffen/ weil wir nicht wußten ob
es ein Geſpaͤnſte/ oder etwas Goͤttliches were. Das
Haupt hatte nicht allein ſein Haar noch vnverletzt/
ſondern auch das Antlitz vnverweſet. Sein ſchroͤck-
licher Bart gieng jhm biß auff die Bruſt/ vnd war
auff beyden Wangen mit dem andern ſeinem Haare
vermiſchet. Was ſol ich von den Schienbeinen/ von
den Armen/ vnd von den Fuͤſſen ſo groß als die
Graͤntzſteine ſagen? Wann ein Bild durch Kunſt

gemacht
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[378/0422] Joh. Barclayens Argenis/ gang kommen/ war es nachmals breiter. Die Hoͤle hatte viel vmbfangen/ darinnen waren hohe Sand- ſteine; die Schwiebogen vnd Seiten/ an denen Tro- pffen wie Schweiß ſtunden/ glaͤntzeten von dem hel- len Kieß/ der einem verfrornen Waſſer aͤhnlich ſahe. In der mitten ſtundt ein groſſer Stein/ welchen die Natur/ wie man auß ſeiner Wurtzel ſehen kundte/ dahin geſetzt hatte: auff demſelbigẽ lag das abſchew- liche Wunder außgeſtreckt. Ich foͤrchte mich es euch zu ſagen. Dann wie kan ich hoffen daß jhr mir gleuben werdet/ weil ich kaum glauben kan/ das was meine Augen vnd Haͤnde beſchawet vnd beruͤhret haben? Ich wil es doch ſagen/ daß ich deſſen zum we- nigſten euch vberꝛede/ was ich ſelber angeſehen. Es lag eine grauſame Laſt auff dem Steine/ welche in Geſtalt Menſchlicher Glieder außgetheilet war. Die groͤſſe alleine ließ mich nicht glauben/ daß es ei- nes Menſchen Coͤrper ſeyn mußte. Derwegen gien- gen wir eine gute weile nicht hinzu/ vnd ſcheweten vns ſolches anzugreiffen/ weil wir nicht wußten ob es ein Geſpaͤnſte/ oder etwas Goͤttliches were. Das Haupt hatte nicht allein ſein Haar noch vnverletzt/ ſondern auch das Antlitz vnverweſet. Sein ſchroͤck- licher Bart gieng jhm biß auff die Bruſt/ vnd war auff beyden Wangen mit dem andern ſeinem Haare vermiſchet. Was ſol ich von den Schienbeinen/ von den Armen/ vnd von den Fuͤſſen ſo groß als die Graͤntzſteine ſagen? Wann ein Bild durch Kunſt gemacht

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/422>, abgerufen am 22.11.2024.