Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ ein friedfertiger Alter/ frey von allen Sorgen/ vndglückselig nach seinem Willen. Dann ob er gleich baldt in seiner Jugendt zu hohen Ehren gelangete/ vnd seine Freunde jhnen die höchste Hoffnung von jhm machten; so hat er doch auß vielen Exempeln gelernet/ welch ein elendes vnd mißliches Thun es vmb den Ehrgeitz sey/ ist jhm also die Freyheit deß Gemütes lieber gewesen/ vnd damit er seiner Zu- neigung möchte ein genügen thun/ so hat er jhm deß Phebus Tempel erwehlet/ daß er daselbst sein Alter zubrächte. Dann er war eyfrig in dem Dienste des- selbigen Gottes/ welcher nach seiner Anruffung auch offtermahls auß jhm geredet hat. Im vbrigen wuste er sich in alles Vnglück/ es betraff gleich jhn/ oder seine Freunde/ so wol zuschicken/ daß er mit frö- lichem Hertzen alle Fälle vberwinden kundte. Bey- neben war er auch sehr gelehrt/ scharffsinnig vnd fer- tig/ welches alles durch den erbahren Wandel vnd auffrichtiges Leben deß stattlichen Altens gezieret ward. Sonsten liebete er den Poliarchus/ vnd rüh- mete jhn ehe er wider in Gnaden war offenbahrlich. Gelanor/ der vmb seine Redligkeit wußte/ nam den Weg ausserhalb der Strassen auff jhn zu/ vnd fand jhn in dem Eingang seines Tempels ligen/ (dann er war nicht wol zu Fusse) da er seinem gebrauch nach mit guten Bekandten mitten vnter seinen Büchern sich weißlich ergetzte vnd lustig machte. Sie waren noch miteinander in dem ersten em- zwischen
Joh. Barclayens Argenis/ ein friedfertiger Alter/ frey von allen Sorgen/ vndgluͤckſelig nach ſeinem Willen. Dann ob er gleich baldt in ſeiner Jugendt zu hohen Ehren gelangete/ vnd ſeine Freunde jhnen die hoͤchſte Hoffnung von jhm machten; ſo hat er doch auß vielen Exempeln gelernet/ welch ein elendes vnd mißliches Thun es vmb den Ehrgeitz ſey/ iſt jhm alſo die Freyheit deß Gemuͤtes lieber geweſen/ vnd damit er ſeiner Zu- neigung moͤchte ein genuͤgen thun/ ſo hat er jhm deß Phebus Tempel erwehlet/ daß er daſelbſt ſein Alter zubraͤchte. Dann er war eyfrig in dem Dienſte deſ- ſelbigen Gottes/ welcher nach ſeiner Anruffung auch offtermahls auß jhm geredet hat. Im vbrigen wuſte er ſich in alles Vngluͤck/ es betraff gleich jhn/ oder ſeine Freunde/ ſo wol zuſchicken/ daß er mit froͤ- lichem Hertzen alle Faͤlle vberwinden kundte. Bey- neben war er auch ſehr gelehrt/ ſcharffſinnig vnd fer- tig/ welches alles durch den erbahren Wandel vnd auffrichtiges Leben deß ſtattlichen Altens gezieret ward. Sonſten liebete er den Poliarchus/ vnd ruͤh- mete jhn ehe er wider in Gnaden war offenbahrlich. Gelanor/ der vmb ſeine Redligkeit wußte/ nam den Weg auſſerhalb der Straſſen auff jhn zu/ vnd fand jhn in dem Eingang ſeines Tempels ligen/ (dann er war nicht wol zu Fuſſe) da er ſeinem gebrauch nach mit guten Bekandten mitten vnter ſeinen Buͤchern ſich weißlich ergetzte vnd luſtig machte. Sie waren noch miteinander in dem erſten em- zwiſchen
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Joh. Barclayens Argenis/
ein friedfertiger Alter/ frey von allen Sorgen/ vnd
gluͤckſelig nach ſeinem Willen. Dann ob er gleich
baldt in ſeiner Jugendt zu hohen Ehren gelangete/
vnd ſeine Freunde jhnen die hoͤchſte Hoffnung von
jhm machten; ſo hat er doch auß vielen Exempeln
gelernet/ welch ein elendes vnd mißliches Thun es
vmb den Ehrgeitz ſey/ iſt jhm alſo die Freyheit deß
Gemuͤtes lieber geweſen/ vnd damit er ſeiner Zu-
neigung moͤchte ein genuͤgen thun/ ſo hat er jhm deß
Phebus Tempel erwehlet/ daß er daſelbſt ſein Alter
zubraͤchte. Dann er war eyfrig in dem Dienſte deſ-
ſelbigen Gottes/ welcher nach ſeiner Anruffung
auch offtermahls auß jhm geredet hat. Im vbrigen
wuſte er ſich in alles Vngluͤck/ es betraff gleich jhn/
oder ſeine Freunde/ ſo wol zuſchicken/ daß er mit froͤ-
lichem Hertzen alle Faͤlle vberwinden kundte. Bey-
neben war er auch ſehr gelehrt/ ſcharffſinnig vnd fer-
tig/ welches alles durch den erbahren Wandel vnd
auffrichtiges Leben deß ſtattlichen Altens gezieret
ward. Sonſten liebete er den Poliarchus/ vnd ruͤh-
mete jhn ehe er wider in Gnaden war offenbahrlich.
Gelanor/ der vmb ſeine Redligkeit wußte/ nam den
Weg auſſerhalb der Straſſen auff jhn zu/ vnd fand
jhn in dem Eingang ſeines Tempels ligen/ (dann er
war nicht wol zu Fuſſe) da er ſeinem gebrauch nach
mit guten Bekandten mitten vnter ſeinen Buͤchern
ſich weißlich ergetzte vnd luſtig machte.
Sie waren noch miteinander in dem erſten em-
pfangen/ als Nicopompus eine newe Frewde dar-
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