Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. ein lustiger Brunnen/ der auß einem Marmor-steinernen Elephantenschnabel in ein künstliches gewürffeltes Becken sprang. Die rechte Seite war deß Vmbschawens wegen bloß gelassen/ vnd nur mit einer kleinen Mawer vmbzogen/ damit man nicht herunter fiele/ vnd die so in die Weiher hin- ab sehen wolten sich drauff lehnen köndten. Dann es war eine mittelmässige See mit Tämmen von Ziegeln eyngefasset: darinnen giengen Fische von vnterschiedenem Alter vnd Grösse/ welchen die Kö- nigin auß dem Garten bißweilen Brodt hinunter warff/ vnd jhrem Streite zusahe. Auß dem Gar- ten kam man durch ein Thor in ein kleines Gebü- sche/ durch welches etliche mit der Handt gemach- te vnd mit Gesträuche vnbewachsene Wege leyte- ten. Dareyn hatten sie Hirschen/ Gemsen vnd an- dere Thiere gethan/ welche man auß der Frembde in Africa gebracht/ weil sie sonsten darinnen nicht gefunden werden. Es würde zu lang alles zu erzehlen/ wie die Na- Ein
Das Ander Buch. ein luſtiger Brunnen/ der auß einem Marmor-ſteinernen Elephantenſchnabel in ein kuͤnſtliches gewuͤrffeltes Becken ſprang. Die rechte Seite war deß Vmbſchawens wegen bloß gelaſſen/ vnd nur mit einer kleinen Mawer vmbzogen/ damit man nicht herunter fiele/ vnd die ſo in die Weiher hin- ab ſehen wolten ſich drauff lehnen koͤndten. Dann es war eine mittelmaͤſſige See mit Taͤmmen von Ziegeln eyngefaſſet: darinnen giengen Fiſche von vnterſchiedenem Alter vnd Groͤſſe/ welchen die Koͤ- nigin auß dem Garten bißweilen Brodt hinunter warff/ vnd jhrem Streite zuſahe. Auß dem Gar- ten kam man durch ein Thor in ein kleines Gebuͤ- ſche/ durch welches etliche mit der Handt gemach- te vnd mit Geſtraͤuche vnbewachſene Wege leyte- ten. Dareyn hatten ſie Hirſchen/ Gemſen vnd an- dere Thiere gethan/ welche man auß der Frembde in Africa gebracht/ weil ſie ſonſten darinnen nicht gefunden werden. Es wuͤrde zu lang alles zu erzehlen/ wie die Na- Ein
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Das Ander Buch.
ein luſtiger Brunnen/ der auß einem Marmor-
ſteinernen Elephantenſchnabel in ein kuͤnſtliches
gewuͤrffeltes Becken ſprang. Die rechte Seite war
deß Vmbſchawens wegen bloß gelaſſen/ vnd nur
mit einer kleinen Mawer vmbzogen/ damit man
nicht herunter fiele/ vnd die ſo in die Weiher hin-
ab ſehen wolten ſich drauff lehnen koͤndten. Dann
es war eine mittelmaͤſſige See mit Taͤmmen von
Ziegeln eyngefaſſet: darinnen giengen Fiſche von
vnterſchiedenem Alter vnd Groͤſſe/ welchen die Koͤ-
nigin auß dem Garten bißweilen Brodt hinunter
warff/ vnd jhrem Streite zuſahe. Auß dem Gar-
ten kam man durch ein Thor in ein kleines Gebuͤ-
ſche/ durch welches etliche mit der Handt gemach-
te vnd mit Geſtraͤuche vnbewachſene Wege leyte-
ten. Dareyn hatten ſie Hirſchen/ Gemſen vnd an-
dere Thiere gethan/ welche man auß der Frembde
in Africa gebracht/ weil ſie ſonſten darinnen nicht
gefunden werden.
Es wuͤrde zu lang alles zu erzehlen/ wie die Na-
tur allhier mit Vngleichheit der oͤrter jhr Spiel ge-
habt/ wie ſie in einen ſo kleinen Platz alle Geſtalten
verſamlet hat/ die ſonſten einem gantzen Lande ein
vnterſchiedenes Außſehen machen: wie der Winter
den Pomerantzen/ den Roſentrauben/ Lorbeerbaͤu-
men/ Fichten/ vnd Baſte nicht geſchadet hat: wie die
Hoͤlen/ ſo theils võ ſich ſelbſt geweſen/ theils mit der
Hand gemacht worden/ ſchoͤne quelle gebẽ/ oder die
ſo hinein gehen mit kuͤhlem Schatten erfriſchen.
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