Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ vns versahen/ blieben wir in einer Banck besitzen.Der Sturmwind hatte sehr viel Sand zusammen gejaget/ darinnen das Vordertheil deß Schiffes be- halten bliebe. Die Getäfel gaben sich schon von ein- ander/ vnd wir bemüheten vns mit rudern vnd schal- tern das Hindertheil zu erhalten. Derselbe aber von dem wir angedinget worden/ stieg mit seinem Die- ner vnd zweyen Schiffern/ welche jhm am nechsten waren in den Weidling/ hieb das Se[il] ab/ vnd ergab sich in den Schiffbruch/ welchem er schwerlich wird entgangen seyn. Die Windtsbraut von welcher sie fortgerissen worden/ nam sie mir bald auß dem Ge- sichte. Die Wellen waren zu stürmig/ denen das Schifflein in die Länge nit hat können Widerstand thun: Vnd wir vbrigen hatten auß Furchte deß Todes nach der andern Vnfall nicht Zeit vns vmb zu schawen. Dann die Fugen deß Schiffes giengen sämptlich von einander/ daß das Wasser allenthal- ben hineyn drang. O jr Götter? welch ein Geschrey erhub sich? welch ein jämmerliches Klagen trieben die so bey Vntersinckung deß Schiffes ersauffen musten? Ich stieg auff den Mast/ aber/ o mich elen- den? ich hette mich doch nicht länger fristen können/ biß das Schiff mit sampt dem Baume auff die Seite gefallen were. Aber die Götter haben mir v- ber mein Verhoffen geholffen. Der Sandt hatte sich gantz vmb das Schiff geleget/ vnd es so standt- hafft gemacht/ daß ich mich auff dem Mast erhal- ten können/ welcher noch jetzundt nicht vergebens vber
Joh. Barclayens Argenis/ vns verſahen/ blieben wir in einer Banck beſitzen.Der Sturmwind hatte ſehr viel Sand zuſammen gejaget/ darinnen das Vordertheil deß Schiffes be- halten bliebe. Die Getaͤfel gaben ſich ſchon von ein- ander/ vñ wir bemuͤheten vns mit rudern vnd ſchal- tern das Hindertheil zu erhalten. Derſelbe aber von dem wir angedinget worden/ ſtieg mit ſeinem Die- ner vnd zweyen Schiffern/ welche jhm am nechſten warẽ in den Weidling/ hieb das Se[il] ab/ vnd ergab ſich in den Schiffbruch/ welchem er ſchweꝛlich wird entgangen ſeyn. Die Windtsbraut von welcher ſie fortgeriſſen worden/ nam ſie mir bald auß dem Ge- ſichte. Die Wellen waren zu ſtuͤrmig/ denen das Schifflein in die Laͤnge nit hat koͤnnen Widerſtand thun: Vnd wir vbrigen hatten auß Furchte deß Todes nach der andern Vnfall nicht Zeit vns vmb zu ſchawen. Dann die Fugen deß Schiffes giengen ſaͤmptlich von einander/ daß das Waſſer allenthal- ben hineyn drang. O jr Goͤtter? welch ein Geſchrey erhub ſich? welch ein jaͤmmerliches Klagen trieben die ſo bey Vnterſinckung deß Schiffes erſauffen muſten? Ich ſtieg auff den Maſt/ aber/ o mich elen- den? ich hette mich doch nicht laͤnger friſten koͤnnen/ biß das Schiff mit ſampt dem Baume auff die Seite gefallen were. Aber die Goͤtter haben mir v- ber mein Verhoffen geholffen. Der Sandt hatte ſich gantz vmb das Schiff geleget/ vnd es ſo ſtandt- hafft gemacht/ daß ich mich auff dem Maſt erhal- ten koͤnnen/ welcher noch jetzundt nicht vergebens vber
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Joh. Barclayens Argenis/
vns verſahen/ blieben wir in einer Banck beſitzen.
Der Sturmwind hatte ſehr viel Sand zuſammen
gejaget/ darinnen das Vordertheil deß Schiffes be-
halten bliebe. Die Getaͤfel gaben ſich ſchon von ein-
ander/ vñ wir bemuͤheten vns mit rudern vnd ſchal-
tern das Hindertheil zu erhalten. Derſelbe aber von
dem wir angedinget worden/ ſtieg mit ſeinem Die-
ner vnd zweyen Schiffern/ welche jhm am nechſten
warẽ in den Weidling/ hieb das Seil ab/ vnd ergab
ſich in den Schiffbruch/ welchem er ſchweꝛlich wird
entgangen ſeyn. Die Windtsbraut von welcher ſie
fortgeriſſen worden/ nam ſie mir bald auß dem Ge-
ſichte. Die Wellen waren zu ſtuͤrmig/ denen das
Schifflein in die Laͤnge nit hat koͤnnen Widerſtand
thun: Vnd wir vbrigen hatten auß Furchte deß
Todes nach der andern Vnfall nicht Zeit vns vmb
zu ſchawen. Dann die Fugen deß Schiffes giengen
ſaͤmptlich von einander/ daß das Waſſer allenthal-
ben hineyn drang. O jr Goͤtter? welch ein Geſchrey
erhub ſich? welch ein jaͤmmerliches Klagen trieben
die ſo bey Vnterſinckung deß Schiffes erſauffen
muſten? Ich ſtieg auff den Maſt/ aber/ o mich elen-
den? ich hette mich doch nicht laͤnger friſten koͤnnen/
biß das Schiff mit ſampt dem Baume auff die
Seite gefallen were. Aber die Goͤtter haben mir v-
ber mein Verhoffen geholffen. Der Sandt hatte
ſich gantz vmb das Schiff geleget/ vnd es ſo ſtandt-
hafft gemacht/ daß ich mich auff dem Maſt erhal-
ten koͤnnen/ welcher noch jetzundt nicht vergebens
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/288>, abgerufen am 16.02.2025. |