Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Ander Buch. Porte nit außsegeln. Als ich aber nach vielem Be-fehl auff die volle See kommen/ sitessen die Win- de gegen einander/ vnd verworffen vns bald da baldt dorthin; vnd stracks darauff legten sie sich wider/ so daß auchvnser Schiff nur nit wanckete. Als ich die- se Stille sahe/ stundt ich in grösseren Furchten als zu- vor/ vnd vermahnete die andern fleissig zurudern/ damit wir der bestehenden See entrinnen möchten. Dann es pflegete auff solche Windstille gemeinig- lich ein Vngewitter zu folgen. Derentwegen solten sie nur auff Sicilien/ an welches wir verschlagen worden/ zuländen. Aber der junge Herr/ welcher vns gemietet hatte/ sagte er wolte durchauß nicht in Sicilien; Zuckte auch letzlich den Degen/ vnd schwur/ welcher das Ruder zum ersten dahin wenden wür- de/ dem wolte er die Fäuste wegk hawen. Vber sol- chem Säumnüß gieng der Tag fürüber/ vnd baldt darauff erwackte der Monde mit seinen fewrigen Hörnern die Winde wider. Da erhub sich das Vn- gewitter nicht nur einmal vmb das ander/ wie es sonsten pfleget; sondern die Lufft verwirrete das Meer dermassen/ daß baldt zu Anfange alle mein Stewren vergebens war. Wir wusten nicht was der Windt mit vns machen wolte/ der das Schiff mit seinem Sturm in der Mitten gefasset hatte. Als wir die gantze Nacht in solchem Elendt verblie- ben/ machte vns der Tag noch vnglückseliger. Wir hatten vnsere Zuflucht zu der Andacht/ vnd schnitten vnser haar ab. Aber es halff alles nichts: dann ehe wir vns Q ij
Das Ander Buch. Porte nit außſegeln. Als ich aber nach vielem Be-fehl auff die volle See kommen/ ſiteſſen die Win- de gegen einander/ vnd verworffen vns bald da baldt dorthin; vnd ſtracks darauff legten ſie ſich wider/ ſo daß auchvnſer Schiff nur nit wanckete. Als ich die- ſe Stille ſahe/ ſtundt ich in groͤſſerẽ Furchten als zu- vor/ vnd vermahnete die andern fleiſſig zurudern/ damit wir der beſtehenden See entrinnen moͤchten. Dann es pflegete auff ſolche Windſtille gemeinig- lich ein Vngewitter zu folgen. Derentwegen ſolten ſie nur auff Sicilien/ an welches wir verſchlagen worden/ zulaͤnden. Aber der junge Herꝛ/ welcher vns gemietet hatte/ ſagte er wolte durchauß nicht in Sicilien; Zuckte auch letzlich den Degẽ/ vñ ſchwur/ welcher das Ruder zum erſten dahin wenden wuͤr- de/ dem wolte er die Faͤuſte wegk hawen. Vber ſol- chem Saͤumnuͤß gieng der Tag fuͤruͤber/ vnd baldt darauff erwackte der Monde mit ſeinen fewrigen Hoͤrnern die Winde wider. Da erhub ſich das Vn- gewitter nicht nur einmal vmb das ander/ wie es ſonſten pfleget; ſondern die Lufft verwirꝛete das Meer dermaſſen/ daß baldt zu Anfange alle mein Stewren vergebens war. Wir wuſten nicht was der Windt mit vns machen wolte/ der das Schiff mit ſeinem Sturm in der Mitten gefaſſet hatte. Als wir die gantze Nacht in ſolchem Elendt verblie- ben/ machte vns der Tag noch vngluͤckſeliger. Wir hatten vnſere Zuflucht zu der Andacht/ vnd ſchnittẽ vnſer haar ab. Aber es halff alles nichts: dañ ehe wir vns Q ij
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Das Ander Buch.
Porte nit außſegeln. Als ich aber nach vielem Be-
fehl auff die volle See kommen/ ſiteſſen die Win-
de gegen einander/ vnd verworffen vns bald da baldt
dorthin; vnd ſtracks darauff legten ſie ſich wider/ ſo
daß auchvnſer Schiff nur nit wanckete. Als ich die-
ſe Stille ſahe/ ſtundt ich in groͤſſerẽ Furchten als zu-
vor/ vnd vermahnete die andern fleiſſig zurudern/
damit wir der beſtehenden See entrinnen moͤchten.
Dann es pflegete auff ſolche Windſtille gemeinig-
lich ein Vngewitter zu folgen. Derentwegen ſolten
ſie nur auff Sicilien/ an welches wir verſchlagen
worden/ zulaͤnden. Aber der junge Herꝛ/ welcher
vns gemietet hatte/ ſagte er wolte durchauß nicht in
Sicilien; Zuckte auch letzlich den Degẽ/ vñ ſchwur/
welcher das Ruder zum erſten dahin wenden wuͤr-
de/ dem wolte er die Faͤuſte wegk hawen. Vber ſol-
chem Saͤumnuͤß gieng der Tag fuͤruͤber/ vnd baldt
darauff erwackte der Monde mit ſeinen fewrigen
Hoͤrnern die Winde wider. Da erhub ſich das Vn-
gewitter nicht nur einmal vmb das ander/ wie es
ſonſten pfleget; ſondern die Lufft verwirꝛete das
Meer dermaſſen/ daß baldt zu Anfange alle mein
Stewren vergebens war. Wir wuſten nicht was
der Windt mit vns machen wolte/ der das Schiff
mit ſeinem Sturm in der Mitten gefaſſet hatte.
Als wir die gantze Nacht in ſolchem Elendt verblie-
ben/ machte vns der Tag noch vngluͤckſeliger. Wir
hatten vnſere Zuflucht zu der Andacht/ vnd ſchnittẽ
vnſer haar ab. Aber es halff alles nichts: dañ ehe wir
vns
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/287>, abgerufen am 24.07.2024. |