Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ je ehe jhr mit ewerm Freunde werdet ankommen/ jemehr werdet jhr willkommen seyn. Gott befohlen. Argenis nam mit fleiß auß jhrem langen Rock eine Schachtel/ vnd/ dieses Armbandt/ sagte sie/ Timo- nides/ nemmet mit euch zum Poliarchus/ vnd vber- gebt es jhm von meinetwegen/ wie dann auch diß Schreiben/ das andere aber dem Arsidas. Also gab sie jhm den Brieff/ nicht aber den jenigen welchen sie dem Meleander gezeiget hatte/ weil derselbe viel zu schlecht war in Ansehung jhrer Freundschafft mit dem Poliarchus. Sie hatte jhn vnter dem siegeln leichtlich verwechselt/ vnd einen andern der jhrer Lie- be gemäß war an die stelle genommen. Weil aber deß Timonides Abreisen in Italien nicht konte ver- borgen bleiben/ damit gleichwol durch Verbergung der Argwohn nicht vermehret würde/ sprengte er auff deß Königs Angeben bey den seinigen auß/ er hette Vrlaub vom Hofe bekommen/ sich in Ita- lien vnd Africa vmbzuschawen. Er war jung/ vnd es begab sich zu gutem Glücke/ daß er längst zu- vor von seiner Begier vber Meer zu reisen hin vnd wider bey seinen Freunden gesagt hatte. Aber Eristenes/ der auff alles genawe Achtung der
Joh. Barclayens Argenis/ je ehe jhr mit ewerm Freunde werdet ankommen/ jemehr werdet jhr willkommen ſeyn. Gott befohlen. Argenis nam mit fleiß auß jhrem langen Rock eine Schachtel/ vnd/ dieſes Armbandt/ ſagte ſie/ Timo- nides/ nemmet mit euch zum Poliarchus/ vnd vber- gebt es jhm von meinetwegen/ wie dann auch diß Schreiben/ das andere aber dem Arſidas. Alſo gab ſie jhm den Brieff/ nicht aber den jenigen welchen ſie dem Meleander gezeiget hatte/ weil derſelbe viel zu ſchlecht war in Anſehung jhrer Freundſchafft mit dem Poliarchus. Sie hatte jhn vnter dem ſiegeln leichtlich verwechſelt/ vnd einen andern der jhrer Lie- be gemaͤß war an die ſtelle genommen. Weil aber deß Timonides Abreiſen in Italien nicht konte ver- borgen bleiben/ damit gleichwol durch Verbergung der Argwohn nicht vermehret wuͤrde/ ſprengte er auff deß Koͤnigs Angeben bey den ſeinigen auß/ er hette Vrlaub vom Hofe bekommen/ ſich in Ita- lien vnd Africa vmbzuſchawen. Er war jung/ vnd es begab ſich zu gutem Gluͤcke/ daß er laͤngſt zu- vor von ſeiner Begier vber Meer zu reiſen hin vnd wider bey ſeinen Freunden geſagt hatte. Aber Eriſtenes/ der auff alles genawe Achtung der
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Joh. Barclayens Argenis/
je ehe jhr mit ewerm Freunde werdet ankommen/ je
mehr werdet jhr willkommen ſeyn. Gott befohlen.
Argenis nam mit fleiß auß jhrem langen Rock eine
Schachtel/ vnd/ dieſes Armbandt/ ſagte ſie/ Timo-
nides/ nemmet mit euch zum Poliarchus/ vnd vber-
gebt es jhm von meinetwegen/ wie dann auch diß
Schreiben/ das andere aber dem Arſidas. Alſo gab
ſie jhm den Brieff/ nicht aber den jenigen welchen ſie
dem Meleander gezeiget hatte/ weil derſelbe viel zu
ſchlecht war in Anſehung jhrer Freundſchafft mit
dem Poliarchus. Sie hatte jhn vnter dem ſiegeln
leichtlich verwechſelt/ vnd einen andern der jhrer Lie-
be gemaͤß war an die ſtelle genommen. Weil aber
deß Timonides Abreiſen in Italien nicht konte ver-
borgen bleiben/ damit gleichwol durch Verbergung
der Argwohn nicht vermehret wuͤrde/ ſprengte er
auff deß Koͤnigs Angeben bey den ſeinigen auß/ er
hette Vrlaub vom Hofe bekommen/ ſich in Ita-
lien vnd Africa vmbzuſchawen. Er war jung/ vnd
es begab ſich zu gutem Gluͤcke/ daß er laͤngſt zu-
vor von ſeiner Begier vber Meer zu reiſen hin vnd
wider bey ſeinen Freunden geſagt hatte.
Aber Eriſtenes/ der auff alles genawe Achtung
gab/ wuſte viel Sachen/ vnd kam jm alles vordaͤch-
tig fuͤr. Derhalben als er jhm einbildete/ daß dieſer
auff den Poliarchus zu wuͤrde/ erdachte er eine ſolche
Liſt. Es war vnter ſeinen Leuten ein junger Menſch/
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